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Das Plastiksäckle kann einpacken

Schwarzach -  „Kann ich Ihnen ein Gratis-Plastiksäckle dazu anbieten?“ – eine Frage, die dem Kunden bei vielen Einkäufen gestellt und derzeit in ganz Österreich diskutiert wird. Und so gut wie jeder hat eine Meinung dazu.

Die Politik allenfalls setzt sich aktuell für eine Minimierung der sogenannten „Plastiksackerl“ ein und macht sich für biologisch abbaubare Pendants stark.

Verbot nicht notwendig

Die VN haben bei den heimischen Lebensmittelanbietern Sutterlüty und Spar nachgefragt, wie die Thematik gehandhabt wird. Spar geht mit gutem Beispiel voran: „Wir haben keine normalen Plastiktaschen mehr in unserem Sortiment“, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Neben Papier- und Kunststoff-Recyclat-Säcken seien „seit einigen Jahren“ Tragtaschen aus nachwachsenden Rohstoffen/Kartoffelstärke im Einsatz; diese seien kompostierbar. Außerdem gebe es sogenannte „Long life“-Taschen – zum Beispiel aus Stoff. Ein Verbot von Plastiksäcken sei daher nicht notwendig. Außerdem müsse man sehen, dass Abfallprodukte in Österreich sehr gut gesammelt und getrennt würden. Auch gebe es das „Littering-Problem“ nicht, dass also Säcke in freier Natur weggeschmissen werden. Schließlich seien Säcke nicht gratis, man müsse sie kaufen. In anderen Ländern gebe es sie in Unmengen gratis – was zu einem wesentlich höheren Verbrauch führe. Bei Sutterlüty ist man ähnlicher Meinung: „Von einem Verbot der Plastiksäckle halten wir nichts“, verdeutlicht Pressesprecher Philipp Giselbrecht. Der Kunde solle selbst entscheiden, ob er zur Plastik- oder zur Papiervariante greift.

Sensibilisierung der Kunden

Aktuell werden bei Sutterlüty neben Papiertaschen die regulären Plastiktaschen angeboten, „wir recherchieren derzeit aber nach Alternativen“, ergänzt Giselbrecht. Bei den Sutterlüty-Kunden könne in Bezug auf die „Säckle-Entscheidung“ von einer Sensibilisierung gesprochen werden – „vor allem seit dem Verbot in Italien, das zu Beginn des Jahres umgesetzt worden ist.“ Discounter Lidl beteiligt sich an der Aktion der Wirtschaftskammer Österreich, bei welcher im Obst- und Gemüsebereich neben herkömmlichen Kunststoff-Knotenbeuteln auch Knotenbeutel aus biologisch abbaubaren Materialien angeboten werden. „Letztendlich überlassen wir unseren Kunden aber die Wahl“, sagt Tanja Strauch von Lidl Austria. „Zu unseren Permanenttragetaschen, die der Kunde dauerhaft verwenden kann, bieten wir noch Papiertragetaschen sowie das herkömmliche Plastiksäckle an, welches aus 80 Prozent Recycling-Material besteht.“ Auch bei H&M wurde im Vorjahr auf recycelbare Tragetaschen umgestellt. In Ländern wie Italien setzt der Modekonzern auf Papiersäckle. Der dm-Drogeriemarkt scheint mit bestem Beispiel voranzugehen. Wenngleich man klarstellen müsse, „dass die Verwendung von Plastiksäcken nicht die Welt ruiniert“, gehe der Drogeriemarkt seit zwei Jahren sensibel mit der Thematik um. „Unsere Einkaufstaschen werden schon seit geraumer Zeit aus Recycling-Kunststoff hergestellt“, sagt dm-Pressesprecher Stefan Ornig.

Baumwollpfandtasche bei dm

Der dm-Kundschaft wird seit vergangenem Sommer auch eine Baumwollpfandtasche feilgeboten. „Diese kann für einen Euro erstanden und stets wieder zurückgebracht werden“, erklärt Ornig. Die Nachfrage für die Pfandtasche sei „in einem solchen Ausmaß explodiert, dass wir mit der Produktion nicht mehr nachgekommen sind“, erinnert sich der Pressesprecher. So seien im vergangenen Jahr monatlich noch 3000 Stück an den Mann/an die Frau gebracht worden – heuer seien es rund 7000 Stück täglich. Die Recycling-Kunststofftaschen würden nach wie vor angeboten. Ab kommendem Sommer werden die Kunden das Sätzchen „Darfs noch ein Gratis-Säckle sein?“ aber nicht mehr zu hören bekommen. Denn ab dann müssen für alle Plastik-Säckle 20 Cent berappt werden.

Fakten:

5000 bis 7000 Tonnen fallen in Österreich jährlich an Plastiksäckle an. Das sind zirka 0,01 Prozent des gesamten Abfalls. 30 Minuten wird ein Plastiksäckle durchschnittlich verwendet. 300 Jahre lang belastet es laut SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr hingegen die Umwelt.
 
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