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Das "Papamobil" für Selbstabholer

Fans von Papst Benedikt XVI. steigern zur Zeit um einen Golf IV in Graumetallic, der bis Januar nach Angaben des Verkäufers keinem geringeren als Josef Kardinal Ratzinger gehört hat.

Der Wagen wird beim Internetauktionshaus eBay meistbietend versteigert. Stolzer Besitzer ist der 21-jährige Benjamin Halbe aus Olpe. „Bis zur letzten Woche war mein Golf ja eigentlich nur ein ganz normaler Kardinalswagen“, sagte sein aktueller Besitzer am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Halbe liegt zur Zeit in genau dem Krankenhaus, in dem er sonst als Zivildienstleistender arbeitet. Deshalb kann er sich auch nicht persönlich um die eBay-Auktion kümmern, die ihm eine Menge Geld einbringen könnte.

Preis gestiegen

Sieben Tage vor dem Ende der Versteigerung liegt das Gebot für sein „Papamobil“ bei 14.000 Euro, 4.000 Euro über dem Kaufpreis von Januar: „Damals konnte ja niemand ahnen, dass Ratzinger plötzlich so berühmt werden würde“, meint Halbe. Doch wie kommt der graue Golf IV von Kardinal Ratzinger ausgerechnet in die sauerländische Garageneinfahrt von Benjamin Halbe?

„Das hängt mit dem päpstlichen Sekretär Bischof Clemens zusammen“, erklärt der Zivi vom Krankenbett aus. „Bischof Clemens kommt nämlich ursprünglich aus Siegen und hat hier eine Schwester, die er regelmässig besucht.“ Bei einem VW-Autohaus bei Siegen habe der Bischof ab und zu einen Wagen für den Kardinal gekauft und dort auch warten lassen. „Wenn Kardinal Ratzinger unerkannt fahren wollte, hat er seinen Dienstwagen stehen lassen und den Golf benutzt“, berichtet Halbes Freund Wolfgang Menne.

Kritische Fragen im Internet

Zum Beweis hat Menne den Fahrzeugschein eingescannt und einen Ausschnitt ins Internet gestellt: „Letzter bekannter Halter: Josef Kardinal Ratzinger“ steht da schwarz auf weiss. Eine Geschichte, die so aussergewöhnlich klingt, dass manche eBay-Kunden ziemlich unbequeme Fragen stellen: „Wieso soll in den Papieren Josef ’Kardinal’ Ratzinger stehen? Ich meine bei Gerhard Schröder steht ja sicher auch nicht Gerhard ’Bundeskanzler’ Schröder drin, oder?“ will ein kritischer Nutzer wissen.

Doch die Antwort klingt plausibel: Religiöse Titel seien feste Bestandteile des Namens und würden deshalb in die Fahrzeugpapiere übernommen, erklärt Menne. Wie bei einem Kardinal nicht anders zu erwarten, befindet sich der Wagen in einem tadellosen Zustand. Der besondere Clou: Sogar die Originalsitze sind noch im Wagen.

„Das Auto ist wirklich tiptop und fährt sich super“, wirbt Halbe. Leichte Gebrauchsspuren sind bei einem Tachostand von 75.000 Kilometern natürlich ganz normal. „Aber einen Unfall hatte der Kardinal mit diesem Auto ganz sicher nicht.“ Mit einem Nachteil muss der glückliche Käufer allerdings leben. Benjamin Halbe will sein Auto nicht an den Meistbietenden verschicken – das „Papamobil“ ist nur für Selbstabholer.

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