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Das Geburtstagsfest der Sonne

Viele halten ihn nicht mehr hoch, den Brauch des Wintersonnwendfeuers. Heinz Rhomberg weiß noch von einer Alpenvereinsgruppe und einem Bekannten in Oberösterreich, die ihn liebevoll hegen und pflegen.

Auch der von Rhomberg initiierte Bregenzer Club „Adventures 4 Families“ hat die Tradition wieder auferstehen lassen.

Gelebte Hoffnung

Da wird einem warm ums Herz. Und das nicht nur, weil das Feuer glimmt, Kinder mit leuchtenden Augen brennende Fackeln tragen und mit den Erwachsenen andächtig Weihnachtslieder singen. Die Zeit der Finsternis ist vorbei. Der 21. Dezember bringt endlich wieder Licht ins Leben. Die Sonne gewinnt an Kraft, die Tage werden länger.

Diese Tatsache war vielen Völkern schon in grauer Vorzeit immer ein Fest wert. Denn als die Sonne im Winter abnahm, ruhten die Pflanzen, wurden die Tiere selten und die Menschen mussten hungern. Doch das Wissen über die Sonnenwende gab ihnen Hoffnung. Sie besagte, dass die Wärme der Sonne den Frühling und damit Pflanzen und Tiere zurückbringt. Auch aus diesem speziellen Grund schenkten die meisten Kulturen der Wintersonnenwende weit mehr Beachtung als der Sommersonnwende.

Brennende Räder

Für die Kelten bedeutete die Wintersonnwende sogar eine Lebenswende. Die heidnischen Germanen wiederum feierten Jul als Geburtsfest der Sonne. Das Symbol der Sonne war für sie das Rad (jol). Deshalb wurden Räder angezündet und den Abhang hinuntergerollt. Sonnengöttin Lucina durfte sich über Kerzen als Symbol des Lichts und neuen Lebens freuen. Bei den Römern war der 25. Dezember einer der höchsten Feiertage zu Ehren des Gottes der unbesiegten Sonne. Und auch unser Weihnachtsfest liegt zeitlich kurz nach der Wintersonnenwende. Das „Fest der höchsten Freude“, die Gewissheit von der Geburt neuen Lichts schenkt, ist wohl das schönste im Jahr.

Besinnliches Fest

So wird der Advent auch als Warten auf das Licht gedeutet. „Licht im religiösen Sinn ist die Geburt Christi und im kalendarischen Sinn das Wiedererstarken der Sonne“, erklärt Heinz Rhomberg. Begangen wird beides. Und so trafen sich am Samstag wieder Kleine und Große zum Wintersonnwendfeuer. Weil es am See zu nass war, blieb man kurzerhand im eigenen Garten. Aber auch dort loderten nach guter alter Sitte die Flammen in den dunklen Himmel, trugen Kinder Fackeln und wurden Feuerräder gerollt. „Die Wintersonnwende ist ein schöner Anlass, Familien und Freunde einzuladen und sich auf Weihnachten einzustimmen“, meint Rhomberg. Deshalb ist es auch kein lautes Fest. Stattdessen besinnliche Lieder und die Wärme des Feuers, die im Winter mehr als zur Sommersonnwende gut tut.

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