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D: Gedenkfeier im KZ Buchenwald

Vertreter von Politik, Opferverbänden und ehemalige Häftlinge haben am Sonntag in Weimar der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager vor 60 Jahren gedacht.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erklärte, das demokratische Deutschland werde nicht zulassen, dass Unrecht und Gewalt, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit noch einmal eine Chance bekämen. Auf dem Appellplatz des ehemaligen KZ Buchenwald gedachten Hunderte Gäste der Opfer aller nationalsozialistischen Konzentrationslager.

Die Vergangenheit könne nicht ungeschehen gemacht werden. „Aber aus der Geschichte, aus der Zeit der tiefsten Schande unseres Landes, können wir lernen“, betonte Schröder. Die nachgeborenen Generationen würden es nicht zulassen, dass Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wieder eine Chance bekommen.

Der Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora, Bertrand Herz, appellierte an die junge Generation, Intoleranz und Ausgrenzung von Menschen auf Grund der Nationalität, Herkunft und Religion nicht zuzulassen und für Demokratie einzutreten. Die Jugend sei nicht nur „Bewahrer unseres Vermächtnisses“. Die jungen Menschen seien auch die Hoffnung der Überlebenden, „damit durch Sie jede Welt des Friedens entsteht, die wir so sehr wünschten“.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, rief dazu auf, die Erinnerung an Verfolgung, Krieg und millionenfachen Mord an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Nur das garantiere, dass das Leiden aller ermordeten und überlebenden Opfer der Kriegskatastrophe nicht gänzlich umsonst gewesen sei. Der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rosi, erinnerte daran, dass der Holocaust auch für die systematische Vernichtung von rund einer halben Million Sinti und Roma stehe.

Der ehemalige Buchenwald-Häftling und frühere spanische Kulturminister Jorge Semprun erinnerte in einer eindrucksvollen Rede daran, dass es bald keine Überlebenden mehr aus Buchenwald oder Dachau geben werde, die als Zeitzeugen über ihre Erfahrungen in den Nazi-Lagern berichten können. „Es wird keine unmittelbare Erinnerung mehr geben, kein direktes Zeugnis, kein lebendiges Gedächtnis: Das Erlebnis jenes Todes wird zu Ende gegangen sein“, sagte Semprun. In zehn Jahren seien es vor allem die überlebenden jüdischen Kinder und Jugendliche von Auschwitz und Birkenau, die „zum Bewahrer und Verwalter aller Erfahrungen der Vernichtung werden“.

An den Gedenkfeierlichkeiten in Weimar und Buchenwald nahmen rund 1.200 internationale Gäste teil, darunter rund 550 ehemalige Häftlinge und ehemalige Angehörige der US-Armee. In Buchenwald kamen durch die Barbarei der Nationalsozialisten insgesamt 56.000 Menschen aus mehr als 30 Nationen ums Leben. Nur 21.000 Häftlinge erlebten ihre Befreiung. Als sich im April 1945 die Front näherte, trieb die SS die Hälfte der noch etwa 48.000 Insassen auf Todesmärsche; Tausende kamen dabei ums Leben. Nachdem am 11. April die Panzer der 3. US-Armee Buchenwald anrückten, besetzten die Häftlinge nach der Flucht der SS noch während der Kämpfe Wachtürme und sicherten das Lager.

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