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Cote d’Ivoire: Journalisten verhaftet

In Zusammenhang mit dem Giftmüll-Skandal an der Elfenbeinküste sind zwei Journalisten des Landes verhaftet worden, die über eine mögliche Involvierung von Präsidenten-Gattin Simone Gbagbo in die Affäre berichtet hatten.

Das kritisierte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) am Donnerstag. Bei den Verhafteten handelt es sich laut ROG um Coulibaly Seydou, den Chefredakteur der Tageszeitung „Le Jour Plus“, und Edouard Gonto, Journalist des Blattes. Die Zeitung hatte am 11. September behauptet, dass die Ehefrau des Präsidenten gemeinsam mit dem Direktor des Hafens von Abidjan und dem Gouverneur des Bezirks Abidjan dem Eigentümer des Handelsschiffes „Probo Koala“ die Genehmigung erteilt hatten, über eine eigens dazu gegründete Gesellschaft an mehreren Stellen in der Stadt Müll abzuladen. Dem Artikel zufolge sieht die Präsidentschaftskanzlei noch immer über das Faktum hinweg, dass es sich dabei um toxischen Müll handelte, und ist außerdem falsch über dessen Menge informiert.

Reporter ohne Grenzen zeigte sich empört über die Verhaftung der beiden Journalisten. „Die Tatsache, dass eine Zeitung ein Tabu verletzt, kann nicht als Vorwand dazu dienen, unter Umgehung der Gesetze zwei Journalisten zu verhaften“, erklärte die internationale Organisation für Pressefreiheit in einer Aussendung.

Gonto und Seydou wurden am 12. September vom Staatsanwalt vorgeladen, nachdem sie eine Nacht in Gewahrsam der Gendarmerie verbringen mussten. Welche Vorwürfe gegen sie erhoben werden, ist laut ROG bisher nicht bekannt. Seit einer Reform im Jahr 2005 werden medienrechtliche Delikte in Cote d’Ivoire nicht mehr mit Haft bedroht.

Chronologie der Ereignisse

5. September – Es wird bekannt, dass zwei Kinder an den Folgen einer Vergiftung durch den illegalen Müll gestorben sind. Die Oppositionsbewegung RDR warf den Behörden vor, den Skandal vertuschen zu wollen.

6. September – Ministerpräsident Charles Konan Banny reicht wegen des Giftmüll-Skandals seinen Rücktritt ein und wird von Staatspräsident Laurent Gbagbo mit der Weiterführung der Amtsgeschäfte betraut.

9. September – Das Gesundheitsministerium in Abidjan gibt bekannt, dass bereits mehr als 5.000 Menschen durch die Chemie-Abfälle vergiftet wurden. Zuvor war von 1.500 die Rede gewesen. 10. September – Fünf Tote, mehr als 6.000 Menschen haben Vergiftungserscheinungen.

11. September – Die Staatsanwaltschaft gibt die Verhaftung von drei leitende Angestellte von Firmen bekannt, die mit den Giftmüll-Lieferungen in Zusammenhang stehen sollen. Inzwischen gibt es sechs Tote und 9.000 Kranke.

13. September – Die betroffenen Deponien sind noch immer nicht abgesichert. Umweltschützer sprechen vom größten Giftmüllskandal, der in Afrika je bekannt geworden ist. Das holländische Unternehmen Trafigura Beheer BV, das das Schiff gechartert hatte, bot den ivorischen Behörden Hilfe bei der Schadensbegrenzung an.

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