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Deutschland und Frankreich gehen in den Lockdown

Beide Staatschefs betonten: Die Lage sei dramatisch
Beide Staatschefs betonten: Die Lage sei dramatisch ©APA-AP
Redaktion redaktion@vol.at
Angesichts steigender Fallzahlen kehren beide Länder zu einem Lockdown zurück. Unser Nachbarland beschloss einen Lockdown auf Zeit, Frankreich führt wieder Ausgängsbeschränkungen ein.

Nächster Lockdown in Europa - Frankreich führt Ausgangsbeschränkungen wieder ein

Mit Ausgangsbeschränkungen im ganzen Land verschärft Frankreich seinen Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie. Die Beschränkungen sollen von Freitag an gelten, kündigte Staatschef Emmanuel Macron am Mittwochabend in einer Fernsehansprache an.

Der 42-Jährige machte deutlich, dass die Beschränkungen weniger streng sind als im Frühjahr, als das öffentliche Leben des Landes weitgehend lahmgelegt wurde. So sollen die Schulen geöffnet bleiben. Bars und Restaurants müssen jedoch schließen. Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 1. Dezember befristet. "Bleiben Sie so weit wie möglich zu Hause", appellierte Macron an seine Landsleute.

Macron machte deutlich, dass die Lage dramatisch ist. "Wir werden von der Beschleunigung der Epidemie überrollt", sagte er. Die Entwicklung trifft auch andere europäische Länder.

"Die zweite Welle ist da"

Die neuen Einschränkungen treffen die rund 67 Millionen Franzosen nicht unerwartet. Regierungssprecher Gabriel Attal hatte bereits vor der Rede des Staatschefs eine "neue Etappe" in Aussicht gestellt. "Die zweite Welle ist da", sagte der Sprecher nach einer Kabinettssitzung. Es müsse alles getan werden, um nicht von dieser Welle überrollt zu werden.

Der Staatschef habe in der Kabinettssitzung von einer massiven, allgemeinen und weitgehend unerwarteten Verschlechterung in Europa gesprochen. Macron beriet zudem zwei Mal innerhalb von zwei Tagen in einem nationalen Sicherheitsrat über die Corona-Lage.

Bisher gilt eine nächtliche Ausgangssperre für rund zwei Drittel der Einwohner, also rund 46 Millionen Menschen. Die Corona-Lage verschlechtert sich in dem Land seit Wochen dramatisch. Zuletzt wurden innerhalb von 24 Stunden über 33 400 Neuinfektionen gezählt.

Die Anzahl der mit dem Coronavirus in Verbindung gebrachten Todesfälle stieg deutlich - am Dienstagabend meldeten die Behörden 523. Damit wurde wieder das hohe Niveau vom April erreicht. Die Gesamtzahl der Toten liegt nun bei über 35 500.

Sprecher Attal sagte, auf den Intensivstationen der Krankenhäuser drohe in zwei Wochen eine ähnliche Lage wie beim Höhepunkt der ersten Epidemie-Welle im Frühjahr. Damals zählten die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich zu den strengsten in Europa, Schulen waren geschlossen. Bürger mussten damals Bescheinigungen vorweisen, wenn sie auf der Straße kontrolliert wurden.

Attal sagte, die Gesundheitskrise löse auch eine wirtschaftliche und soziale Krise im Land aus. "Wir antworten mit Stärke", sagte er. Im Land gibt es Befürchtungen, dass Branchen mit Publikumsverkehr bei einem Lockdown zunehmend bedroht werden. "In der Hotellerie, der Gastronomie, der Kultur, im Tourismus und anderswo werden viele, die bisher so gut sie können durchhalten, nicht mehr die Kraft haben, eine solche Herausforderung ein zweites Mal durchzustehen", warnte die konservative Zeitung "Le Figaro".

Der Staatschef hatte sich erst vor zwei Wochen an die Bürger gewandt. Er kündigte damals nächtliche Ausgangssperren für Paris und weitere Ballungsräume an.

Später dehnte die Mitte-Regierung von Premierminister Jean Castex die Beschränkungen auf 54 Départements und das Überseegebiet Französisch-Polynesien aus. Aus der Opposition kam Kritik am Krisenmanagement der Regierung. Er habe den Eindruck einer "ständigen Improvisation", schrieb der einflussreiche konservative Abgeordnete Éric Ciotti auf den Kurznachrichtendienst Twitter.

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Temporärer Lockdown auch in Deutschland

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Mittwochnachmittag vor der Presse die bereits kolportierten Maßnahmen live bestätigt. Demnach wurde gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Länder ein temporärer Lockdown ab dem 2. November bis Ende November beschlossen. Unter anderem schließen Gastronomie sowie Kultur- und Freizeitstätten für vier Wochen. Die harten Corona-Maßnahmen, die Bund und Länder am Mittwoch vereinbart haben, gelten nach Angaben von Bundeskanzlerin Merkel in ganz Deutschland.

Die Maßnahmen in aller Kürze:

In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch maximal zehn Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga wieder verboten. 

Veranstaltungen werden ab Montag untersagt, Bars und Discos werden geschlossen - genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios oder Kinos. Dienstleistungsbetriebe, Freizeitaktivitäten und Übernachtungsangebote im Inland werden eingeschränkt. Der Einzelhandel bleibt mit Auflagen offen, auch Schulen und Kitas sollen offen bleiben. Die mobile Heimarbeit soll ermöglicht werden. Und die Regierung will sich verstärkt um vulnerable Gruppen kümmern.

Der deutsche Profisport darf wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen im November nur ohne Zuschauer ausgetragen werden, das gilt auch für die Fußball-Bundesliga. Der Amateur- und Freizeitsportbetrieb wird zudem weitestgehend untersagt, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch beschlossen.

Kontakte um 3/4 reduzieren

Deutschland muss wegen der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine "akute nationale Gesundheitsnotlage" vermeiden. Die Entwicklung sei inzwischen an einem Punkt, bei dem man bei 75 Prozent der Infektionen nicht mehr wisse, woher sie kämen. Daher müssten die Kontakte der Menschen in Deutschland nun um 3/4 reduziert werden. Das Gesundheitssystem werde damit noch fertig. Aber wenn es bei dem Tempo des Infektionsgeschehens bleibe, komme man binnen Wochen an die Grenzen, sagte die Kanzlerin.

Die Kanzlerin sagte auf der Pressekonferenz: "Wir müssen die Kontakte wieder reduzieren und die Gefahr der Ansteckung wieder herunterbringen. Wir müssen die Kontrolle bei den Nachverfolgungen wieder herstellen!" 

Die Zahl der Menschen, die wegen Corona auf Intensivstationen behandelt würden, nehme erheblich zu. Heute sei ein schwerer Tag auch für politische Entscheider.

"Wir müssen handeln, und zwar jetzt", sagte die Kanzlerin am Mittwoch nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder. "Die Kurve muss wieder abflachen." Man brauche jetzt im November eine befristete "nationale Kraftanstrengung", sagte Merkel und sprach von harten und belastenden Maßnahmen.

Merkel spricht von einer „nationalen Kraftanstrengung“, die vom 2. November an noch einmal nötig sei, um den Anstieg der Infektionszahlen zu bremsen. Zwar könne das Gesundheitssystem heute mit den Herausforderungen umgehen.

„Aber wenn es bei diesem Tempo der Infektionen bleibt, dann kommen wir binnen Wochen an die Leistungsfähigkeit dieses Systems.”

Lockdown bis Ende November

Die neuen Regeln sollen zunächst bis Ende November gelten. Nach zwei Wochen soll überprüft werden, ob und wie die Maßnahmen wirken. Der Bund stellt für einen Monat bis zu 10 Milliarden Euro zur Verfügung - für Bereiche, die von dem temporären Einschränkungen betroffen sind. 

Grenzen bleiben offen

Die Regelungen für touristische Reisen bleiben laut Kanzlerin Merkel erhalten. Die Bundespolizei wird aber strenger kontrollieren, zum Beispiel an den Grenzgebieten. "Wir wollen aber keine Grenzkontrollen über Bayern und Österreich hinaus." 

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(APA) (VOL.AT)

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