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Corona-Krise: Regionalitätsgipfel sucht Lösungen für Bauern und Handel

Beim Regionalitätsgipfel werden Wege aus der Krise für Bauern und den Handel gesucht.
Beim Regionalitätsgipfel werden Wege aus der Krise für Bauern und den Handel gesucht. ©APA/HANS PUNZ
Am Dienstag kamen Vertreter der Regierung, Gastronomie, Nahrungsmittelindustrie, des Lebensmitteleinzelhandels und Lebensmittelgroßhandels im Bundeskanzleramt zum Regionalitätsgipfel zusammen.

Beim sogenannten Regionalitätsgipfel sind am Dienstag im Bundeskanzleramt Vertreter der Regierung mit Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger und Vertretern der Gastronomie, Nahrungsmittelindustrie, Lebensmitteleinzelhandels und Lebensmittelgroßhandels zusammengetroffen.

Es ging um das Erzielen von mehr regionaler Wertschöpfung in der und über die Coronakrise hinaus.

Suche nach nachhaltigen Wegen aus der Krise für Bauern und Handel

Gemeinsam mit Bauernbundpräsident Georg Strasser forderte Moosbrugger schon im Vorfeld in einem Brief an die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen, dass "die durchgängige Umsetzung vom Bestbieter- zum Billigstbieterprinzip jetzt rasch erfolgen muss".

Im Gespräch mit der APA im Vorfeld des Gipfels forderte LKÖ-Präsident Moosbrugger, der wie Strasser ein Vertreter des ÖVP-Bauernbundes ist, dass die jeweiligen Ministerien und Landesregierungen in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich künftig bevorzugt Produkte aus österreichischer Produktion kaufen sollen. "Das dient auch der Krisenvorsorge", so Moosbrugger.

Höherer Stellenwert für regionale Lebensmittelversorgung gefordert

Als zweiten Forderungspunkt nannte der Landwirtschaftskammerchef dass die regionale Lebensmittelversorgung im heimischen Handel denselben Stellenwert erhalten müsse, wie sie sie - durch die Coronakrise nochmals verstärkt - in der Bevölkerung bereits habe. "Die Solidarität ist bei den Handelspartnern noch nicht so ganz angekommen." Denn in den Regalen könnte sich die Regionalität noch viel stärker niederschlagen, so Moosbrugger. Weiters brauche es von Handelsseite nun "Preisstabilität und stabile Lieferbedingungen bis zum Ende der Krise", so Moosbrugger. "Auch die Gastronomie und der Tourismus sollten die regionalen Produkte noch stärker als Chance für die Zukunft erkennen."

Dass die öffentliche Hand künftig verstärkt regional einkaufen werde, "um ein klares Zeichen zu setzen für die Lebensmittelproduktion in Österreich und diese zu unterstützen", versprach dann auch gleich Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bei ihrem Statement vor dem Gipfel für die ganze Bundesregierung.

Sie erinnerte auch an das Vorhaben aus dem Regierungsprogramm, eine österreichische Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel einzuführen - gegen den sich die Nahrungsmittelindustrie tendenziell allerdings wehrt. Den Handel will Köstinger gegen eine Preisspirale nach unten ins Boot holen. "Es geht darum, dass die Lebensmitteindustrie, der Lebensmitteleinzelhandel jetzt verantwortungsbewusst handelt." Das solle heute sichergestellt werden, sagte auch Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Aus deren Sicht geht es beim heutigen Treffen auch darum, wie sich Österreich im Lichte der Klimakrise künftig bestmöglich und möglichst umweltfreundlich selbst versorgen könne. "Wir wollen die regionale Produktion möglichst umweltfreundlich und biologisch auf dem Weg aus der Krise fördern", sagte Gewessler.

Mit dabei beim Gipfel sind unter anderen auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP).

Regionale Produktion soll steuerliche Vorteile bekommen

Nach dem "Regionalgipfel" ist vor einer neuen Gesprächsrunde, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. Erzielt worden sei zwar ein Bekenntnis des Handels zur Regionalität. "Aber für die Landwirtschaft ist daneben auch noch ein klares Bekenntnis zur Preisstabilität ein wesentlicher Faktor", so Moosbrugger. "Und hier gibt es noch Potenzial", so der Bauernvertreter.

Angedacht werde nun auch ein "System, das die ökologische Komponente der regionalen Produktion steuerlich besser wettbewerbsfähig" machen soll, so Moosbrugger im Gespräch mit der APA. "Werden Produkte um die Welt herumgekarrt, schlägt sich das nicht im Produktpreis nieder. Aber genau dort gilt es auch, klimamäßig anzusetzen."

In einer Mitteilung aus dem Bundeskanzleramt hieß es dazu, dass "unter Berücksichtigung der europarechtlich und welthandelsrechtlichen Vorgaben" dahingehend "ein entfernungsabhängiger Regional-Bonus (bzw. Malus) für weitgereiste Lebensmittel in Österreich eingeführt" werden soll. Ausgearbeitet soll das Modell von Finanz-, Landwirtschafts- und Klimaschutzministerium werden. "Wenn wir den Konsum regionaler Produkte stärken, profitiert die gesamte österreichische Volkswirtschaft", so Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). "Die regionale und ökologische Produktion zu stärken ist ein wichtiger Beitrag zur krisensicheren Versorgung mit guten und klimafreundlichen Lebensmitteln", so Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Greenpeace fordert Bio-Quote in öffentlichen Einrichtungen

Greenpeace forderte indes, dass 60 Prozent des Essens in allen öffentlichen Einrichtungen Österreichs bis 2025 aus der biologischen Landwirtschaft stammen sollen. Der Anteil an regionaler Kost müsse dabei möglichst hoch sein. "Die öffentliche Hand hat einen enormen Gestaltungsspielraum: Sie entscheidet, ob mehrere hundert Millionen Euro Steuergeld jährlich in eine regionale und biologische Landwirtschaft fließen oder aber in billigste Massenware", so Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei.

(APA/Red)

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