Das heimische Collegium Vocale Lustenau unter der Leitung seines Gründers Karl Matheisl bewies einmal mehr, dass es das Publikum immer wieder mit raren Hörgenüssen konfrontiert. Diesmal waren es selbstredend im Haydn-Jahr zwei relativ selten aufgeführte Werke des österreichischen Meisters, sein Salve Regina und das Stabat Mater. Und mit Vorfreude kann berichtet werden, dass der Lusten-auer Altmeister Rudi Hofer eine Messe fast vollendet hat, die das Collegium Vocale 2010 uraufführen wird. Das Collegium Vocale Lustenau mit Chor, Orchester und den Solisten Birgit Plankel (Sopran), Martina Gmeinder (Alt), Klaus Steppberger (Tenor), Thomas Dobmeier (Bass) und Julia Rüf (Orgel) bot unter dem ebenso exakten wie emotionellen Dirigat von Karl Matheisl eine klangschöne, sehr homogene Gesamtleistung mit akzentuiert-reifer Textbehandlung. Joseph Haydns Salve Regina (mit dem lateinischen Text Hermanns, eines bedeutenden Benediktiners der Abtei Reichenau, vor 1045) ist seine zweite Vertonung in g-Moll aus den Jahren 1770/71. Durch seine inwendige, sehr sanfte Tonsprache folgte Haydn im Salve Regina markant dem Bild der Gottesmutter als positiver Retterin, Heilerin und Fürsprecherin im Gegensatz zur trauernden Mater Dolorosa im Stabat Mater. Das Collegium Vocale mit Solisten entsprach mit seiner Interpretation dem hoffnungsvollen Text in hohem Maße.
Im Jahre 1767 vertonte Haydn das Stabat Mater, die Marien-Sequenz aus dem Mittelalter, welche die unsäglichen Schmerzen der Gottesmutter um den gekreuzigten Sohn besingt. Von Orlando di Lasso bis Kodály reichen die Vertonungen; interessant ist, dass Haydn in seiner berühmten Biographischen Skizze sein Stabat Mater ausdrücklich sehr lobend und als sehr erfolgreich erwähnt. Nun, das Collegium Vocale interpretierte das 13-teilige Werk für Soli, Chor und Orchester mit sensibler Meisterschaft, machte in der Klangrede den Schmerz Mariens (bei Haydn jedoch ohne tragisch-düstere Abgründe) ebenso transparent wie die Hoffnung in der Schluss-Sequenz, die expressiv des Paradieses klaren Schein für die Menschen erfleht. Bemerkenswert waren die reifen Stimmen des Solistenquartetts; Birgit Plankel etwa meisterte die tückischen Sopran-Koloraturen mit Bravour.
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