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Clinton und Trump läuten Endspurt im US-Wahlkampf ein

Donald Trump gegen Hillary Clinton
Donald Trump gegen Hillary Clinton
Mit markigen Worten an ihre Wähler haben die US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump den Endspurt des Wahlkampfs eingeläutet. Clinton sagte am Montag, sie wolle "Präsidentin für alle sein" - auch für die, die sie nicht wählten. Trump verkündete am Tag vor dem Votum, sein Wahlsieg werde das Ende des "korrupten Washingtoner Establishments" einläuten.


“Ich möchte wirklich Präsidentin für alle sein; Leute, die mich wählen, Leute, die gegen mich stimmen”, sagte Clinton in White Plains im US-Staat New York. Vor ihr liege die Aufgabe, das Land zusammenzubringen. Damit dürfte sie “etwas Arbeit” haben, sagte die demokratische Anwärterin auf das Weiße Haus.

Ihrem republikanischen Widersacher Trump warf Clinton vor, die Bürger des Landes bewusst entzweit zu haben. Sie kritisierte die “Spaltungen” und “Gräben”, die nicht nur herausgestellt, sondern verschlimmert worden seien. Im US-Staat Pennsylvania rief sie die Wähler auf, für ein “hoffnungsvolles und großherziges Amerika” zu stimmen.

Auf Clintons Terminplan standen am Montag noch Auftritte in Michigan und North Carolina. Das große Finale ihres Wahlkampfs war dann am Abend (Ortszeit) in Philadelphia in Pennsylvania geplant, wo sie zusammen mit Präsident Barack Obama, First Lady Michelle Obama, ihrem Ehemann Bill sowie den Rockstars Bruce Springsteen und Jon Bon Jovi auftreten wollte.

Trump sprach vor seinen Anhängern in Sarasota im besonders stark umkämpften Florida und gab sich siegessicher. Sein Wahlsieg werde das Ende des “korrupten Washingtoner Establishments” einläuten. “Wenn wir morgen gewinnen, werden wir den Sumpf trockenlegen”, sagte Trump vor einer begeisterten Menge. Sein Vertrag mit dem Wähler beginne damit, die “Korruption in der Regierung” zu beenden und das Land “von Interessensgruppen zu befreien”.

Auch Trumps Wahlkampfkalender war bis zum Schluss gefüllt: Nach seinem Auftritt in Florida waren weitere Stopps in North Carolina, Pennsylvania, New Hampshire und Michigan geplant. Damit hielt er sich ebenso wie Clinton in einigen der sogenannten Swing States auf – dort ist es besonders knapp zwischen den beiden Kandidaten.

Für Erleichterung bei Clinton sorgte am Sonntag die Bundespolizei FBI, die die Politikerin in der E-Mail-Affäre vom Verdacht strafbarer Handlungen freisprach. Auf Ermittlungen könne verzichtet werden, schrieb FBI-Direktor James Comey in einem Brief an den Kongress. Seit der Entdeckung der neuen E-Mails habe das zuständige Team “rund um die Uhr gearbeitet”. Das FBI bleibe aber bei der im Juli getroffenen Einschätzung, dass gegen Clinton kein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden müsse.

Clinton hatte in ihren vier Jahren als US-Außenministerin regelwidrig private und somit nicht sonderlich geschützte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Comey erteilte ihr dafür im Juli eine scharfe Rüge, sah aber keinen Hinweis auf strafbares Verhalten. Als nun neue E-Mails auftauchten, nahm Comey vor gut einer Woche überraschend die Untersuchungen wieder auf.

Trump reagierte verärgert auf die neuerliche Entlastung für Clinton. “Sie wird protegiert von einem manipulierten System”, sagte er auf einer Wahlveranstaltung in Michigan. “Hillary Clinton ist schuldig, sie weiß es, das FBI weiß es, die Leute wissen es.” Das FBI lasse sie mit ihren “schrecklichen Verbrechen” einfach laufen. Trumps Anhänger skandierten den Anti-Clinton-Slogan “Sperrt sie ein!”

Der US-Wahlkampf wurde dieses Mal besonders erbittert geführt und war gespickt mit persönlichen Angriffen. Laut dem jüngsten Durchschnittswert vom Montag, den die Seite RealClearPolitics aus mehreren Umfragen errechnete, lag Clinton zuletzt 2,7 Prozentpunkte vor Trump. In am Montag veröffentlichten Erhebungen der Sender ABC, CBS und Fox News sowie der Zeitung “Washington Post” schnitt die Demokratin jeweils vier Prozentpunkte besser ab als der Republikaner. Die Erhebungen wurden erstellt, bevor das FBI Clinton am Sonntag in der wiederaufgeflammten E-Mail-Affäre entlastete.

Die Umfragen bilden die landesweite Stimmung ab. Entscheidend ist jedoch, wie die Wahl in den einzelnen US-Staaten läuft, in denen das Rennen noch als offen gilt. Etwa ein Dutzend sogenannter Swing States gelten als nach wie vor besonders umkämpft. Die Statistik-Website FiveThirtyEight sieht auch hier weiterhin Clinton im Vorteil: Sie beziffert ihre Siegeschance auf knapp 66 Prozent.

Wahlberechtigt sind von den 322 Millionen US-Bürgern theoretisch alle, die mindestens 18 Jahre alt sind. Das sind etwa 219 Millionen. Voraussetzung ist, dass sich ein Wähler registrieren lässt und nicht von der Wahl ausgeschlossen wird – beispielsweise wegen einer kriminellen Vergangenheit.

Mehr als 41 Millionen US-Amerikaner haben bereits frühzeitig abgestimmt. In drei wichtigen Staaten deutete sich eine hohe Beteiligung hispanischer Wähler an, darunter in Florida. Das ist für Clinton Anlass zur Hoffnung: Diese Gruppe neigt dazu, eher demokratisch zu wählen. Zudem sind viele Latinos abgeschreckt von Trumps feindlicher Rhetorik gegen Einwanderer aus Mexiko.

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