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Chopin und Schubert und ihr genialer Künder

Meister Grigory Sokolov spielte im Vaduzer Saal beim letzten „Weltklassik“-Konzert der Saison.
Meister Grigory Sokolov spielte im Vaduzer Saal beim letzten „Weltklassik“-Konzert der Saison. ©Volksblatt/Trummer
Glanzvolles Finale der „Weltklassik“-Konzertreihe im Vaduzer Saal.

Vaduz. (sch) Schon im Oktober 2013 haben seine Fans dem Auftritt des weltberühmten Pianisten Grigory Sokolov entgegengefiebert, doch der Maestro wurde leider krank. Nun war es aber im Vaduzer Saal soweit – Sokolov spielte hinreißend Chopin und in einem Zugabenteil köstlichen Schubert. Somit ging auch diese hochkarätige, vom TAK veranstaltete „Weltklassik“-Konzertreihe 2013/2014 glanzvoll zu Ende.
Grigory Sokolov wurde 1950 in Sankt Petersburg/Leningrad geboren, begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen, mit 16 errang er den ersten Preis des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau. Obwohl Sokolov nun schon seit Jahrzehnten in allen wichtigen Konzertsälen der Welt auftritt, ist er ein genialer, nur der Musik ergebener Künstler ohne Glamour und Allüren geblieben. Mit schnellen Schritten eilt der Herr mit dem schlohweißen Löwenhaupt zum Steinway, dann ist er wie in Trance den Komponisten symbiotisch verbunden, bedankt sich mit ernster Miene kurz durch ein Nicken und verlässt den Flügel. Nach dem Konzert aber lädt er seine Bewunderer in die Garderobe ein, gibt Autogramme und ist ein fröhlich-liebenswerter Mensch mit Freude am Plaudern. Er gibt nur mehr Soloabende (ohne Orchester), die ihm das Versenken in die Werke am besten ermöglichen. Leider kam er erst relativ spät in den Westen.

Sokolovs zwei Götter

Das offizielle Programmheft enthielt nur Werke des Klaviergenies Frédéric Chopin: seine dritte Klaviersonate in h-Moll, op. 58 (1844), und die 10 Mazurken in verschiedenen Tonarten. In einem großen Zugabenteil schenkte der Meister dem faszinierten Publikum dann aber noch pianistische Edelsteine von Franz Schubert, dahinperlende Impromptus und eines der populären Drei Klavierstücke (D 946). Chopin und Schubert sind im Riesenrepertoire Sokolovs (von Bach bis in der Gegenwart) zweifellos besondere Favoriten. Der Maestro, oft als „Klangmagier“ apostrophiert, verfügt selbstredend über eine phänomenale Technik, veredelt seine Klangwelt immer wieder mit kleinen Farbtupfen wie Temporückungen, unerwarteten Akzenten, Klangphrasierungen vom Tastendonner bis zu verhauchenden Pianissimi… Einfach sensationell! Es sei nur an das liebliche Scherzo oder das musikalisch wie klavieristisch glanzvolle Finale mit seinem markanten Hauptthema der dritten Sonate erinnert. Die 10 Mazurken: zehnmal dasselbe tänzerische Profil, doch welche klanglich differenzierte Kosmen durch die Hände des russischen Maestros! Und bei den populären Schubert-Encores, etwa beim „Klavierstück“, zauberte Sokolov die melancholische Süße der Romantik ebenso plastisch in den Raum wie deren bei Schubert stets präsenten, düster-geheimnisvollen Schatten.

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