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Chefarztpflicht: Ärzte wehren sich

Die Vorarlberger Ärztekammer hat am Donnerstag Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) aufgefordert, die "extrem zentralistische ASVG-Novelle vom Dezember 2003" zu ändern.

Ebenso den in der neuen „Chefarzt-Kontroll-Verordnung festgelegten Dokumentationswahnsinn“ im Sinne einer föderalistischen Lösung sowie einer vernünftigen Arztdokumentation. In Vorarlberg würden viele Ärzte derzeit bewusst gegen das Gesetz verstoßen, um die Patienten in zufriedenstellender Weise versorgen zu können, bekannte Michael Jonas, Vertreter der niedergelassenen Ärzte in Vorarlberg.

„Ich habe bereits mehrfach das Gesetz gebrochen und auch schon Selbstanzeige erstattet“, sagte Jonas am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Viele seiner Kollegen handelten ebenso. „Die Grundidee einer Neuordnung der Medimanentenverschreibung auf Kassenkosten wird von der Vorarlberger Ärztekammer begrüßt, die praxisfremde und patientenunfreundliche Ausführung jedoch abgelehnt“, so Jonas. Auch nach den Zusagen von Rauch-Kallat erwarteten die Patienten höhere Medikamentenkosten und bürokratische Hindernisse.

Mit dem neuen Erstattungskodex werde die Verordnung von einzelnen Arzneimitteln auf bestimmte Arztgruppen eingeschränkt, was einer primären Abklärung und Behandlung beim niedergelassenen Arzt widerspreche. Die Versorgung einzelner Krankheiten sei in Vorarlberg derzeit gar nicht möglich, weil die formalen Voraussetzungen dafür fehlten. „Offensichtlich soll die Verschreibung von Arzneimitteln so kompliziert und für den Arzt so mühsam gemacht werden, dass auf diese Art weniger Medikamente verschrieben werden“, mutmaßte Jonas. Als „Skandal“ bezeichnete Klaus Abbrederis, Chefarzt am Krankenhaus Dornbirn, die neue Verordnung.

Die Vorarlberger Ärzte haben am Mittwochabend in einer Versammlung außerdem beschlossen, eine Resolution an Ministerin Rauch-Kallat zu richten. Als Sofortmaßnahme wird etwa die Möglichkeit für Chefärzte gefordert, Dauergenehmigungen bis zu einem Jahr ausstellen zu können. Ein weiterer Punkt im Papier der Vorarlberger Ärzte ist die unbürokratische Verschreibbarkeit von Notfallmedikamenten. An den Hauptverband richtete die Ärztekammer die Forderung, das Heilmittelverzeichnis so zu überarbeiten, dass die Patienten nicht schlechter gestellt sind als vor dem Jahreswechsel und die Administration in den Arztordinationen auf ein zumutbares Ausmaß reduziert wird.

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