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Krebskranker Chavez fleht zu Gott: "Hol' mich noch nicht!"

Der venezolanische Präsident Hugo Chavez bangt offenbar ernsthaft um sein Leben.

Bevor er am Karsamstag für die Fortsetzung seiner Chemotherapie in die kubanische Hauptstadt Havanna abflog, besuchte der 57-Jährige Eltern und Geschwister in seinem venezolanischen Heimatstaat Barinas, wo für ihn eine Messe gelesen wurde. Während des Gottesdienstes richtete der Präsident mediengerecht ein Stoßgebet in Richtung Himmel: “Lieber Gott, hol’ mich noch nicht!”

Weiters flehte Chavez laut Medienberichten vor laufenden TV-Kameras: “Lass mich noch leben, auch wenn es ein schmerzvolles Leben voller Plagen sein sollte. Das ist mir egal. Schenk mir das Leben, weil ich noch viele Dinge für dieses Volk und diese Heimat erledigen muss. Nimm mich noch nicht mit, gib mir dein Kreuz, gib mir deine Dornenkrone, ich bin bereit sie zu tragen, wenn ich am Leben bleibe.” Seine Mutter und viele weitere Mitglieder der Familie saßen bei dem Gottesdienst in der ersten Reihe. Noch nie habe Chavez seine Angehörigen so in den Mittelpunkt gerückt, analysierte die spanische Tagezeitung “El Pais”.

Venezolanische Kirchenkreise reagierten auf den Auftritt von Chavez mit Skepsis. In seiner bisherigen Amtszeit galt das Verhältnis des als Linksnationalist geltenden Staatsoberhaupts zur Kirche als ziemlich gespannt. Der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Sabino, erklärte jedoch: “Es erscheint mir sehr gut, dass der Präsident solche religiöse Empfindungen hat, hoffen wir, dass sie authentisch sind. Der Weg von Jesus Christus ist der Weg der Liebe, dem wir alle folgen sollten, auch ein Bürger wie der Präsident der Republik.”

Vor ein paar Jahren hatte Chavez Urosa noch als vom wirklichen Leben abgewandten “Höhlenmenschen” bezeichnet und betont, dass seine Regierung sehr weit vom katholischen Klerus entfernt stehe. Dem Papst sprach Chavez das Recht ab, sich als “Vertreter von Christus auf Erden” zu bezeichnen, weil “Christus in Wahrheit durch das Volk verkörpert” werde, “das für die Gerechtigkeit und die Befreiung der Armen kämpft.”

Hingegen zirkulierten in Caracas zuletzt Gerüchte, wonach sich Regierungskreise in Venezuela massiv darum bemüht hatten, während des jüngsten Papst-Besuchs auf Kuba ein Treffen zwischen Chavez und Benedikt XVI. zu organisieren. Dazu kam es aber nicht.

Die Transparenz-Aktivisten von Wikileaks wollen aus gehackten Mails der Ärzte des venezolanischen Präsidenten wissen, dass Chavez nur noch maximal zwei Jahre an Lebenszeit zu erwarten hat. Der in den USA lebende venezolanische Arzt Jose Rafael Marquina erklärte laut der Internet-Plattform “Latina Press” in einem Interview mit “Radio 10 de la Argentina” sogar, dass Chavez nicht mehr länger als sieben Monate leben werde.

Gleichzeitig betonte er, dass das Volk des südamerikanischen Landes von der Regierung bezüglich des tatsächlichen Gesundheitszustandes des Staatspräsidenten getäuscht werde. Der Krebs sei unheilbar und der Körper von Chavez stark geschwächt. Die Strahlen-Behandlung, deren dritte Runde demnächst beginnen soll, bringe nämlich nicht die erwarteten Erfolge, so der Mediziner. Der an der der Southeastern University in Florida lehrende Mediziner wies darauf hin, dass er Zugang zu vertraulichen Berichten des Ärzte-Teams des venezolanischen Präsidenten habe.

Chavez wurde im März in Kuba ein bösartiger Tumor in der Lendengegend entfern, wo im Jahr zuvor bereits ein Krebsgeschwür entdeckt worden war. Der Tumor habe sich zum Dickdarm ausgebreitet, so “El Pais”. Inzwischen hätten Krebszellen bereits Lymphknoten und Knochenmark erreicht, was ein so gut wie sicheres Todesurteil bedeuten würde.

Chavez will sich an sich am 7. Oktober bei den Präsidentenwahlen für eine dritte Amtszeit von sechs Jahren bewerben. Sein Kontrahent ist der 39-jährige Henrique Capriles als gemeinsamer Kandidat der Opposition.

(APA)

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