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Chaos am Institut für Gerichtsmedizin

Der Konflikt um das Institut für Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Wien spitzt sich weiter zu - mit erstem November könnten Leichen "liegen bleiben".

Laut dem Leiter des Departements, Univ.-Prof. Dr. Manfred Hochmeister wollen einige Sachverständige mit 1. November nur mehr Aufträge bearbeiten, die sie persönlich und nicht das Institut erhalten haben. Damit würden gerichtliche Leichen liegen bleiben, so der Vorstand. Am Freitag wird zudem der Schlussbericht des Rechnungshofs, in dem katastrophale Zustände an der Gerichtsmedizin angeprangert werden, dem Parlament zugewiesen.

Maden und Fliegen auf der Gerichtsmedizin


Hochmeister präsentierte am Donnerstagabend bei den Österreichischen Sicherheitstagen in Leogang ein Video über die Situation des Instituts im Vorjahr. Anlass für die Produktion des Filmmaterials war ein Besuch der Rechnungshof-Prüfer. Hochmeister betonte auch im Hinblick auf Kritik von Sachverständigen der Gerichtsmedizin, er selbst sei schon länger in führender Position am Institut tätig gewesen und hätte die Zustände beheben können, er habe mit 1. Jänner 2004 die Leitung der Gerichtsmedizin übernommen und konnte erst ab diesem Zeitpunkt aktiv werden. Auf dem Video sind unter anderem übereinander liegende Leichen sowie zahlreiche Maden und Fliegen zu sehen.


Die Lösung ist für Hochmeister die Novelle der Strafprozessordnung (soll mit 1. Jänner 2005 in Kraft treten, Anm.), in der festgelegt werden sollte, dass nur das Institut bzw. dessen Leiter mit gerichtlich angeordneten Obduktionen beauftragt werden soll. Eine direkte Beauftragung von Sachverständigen, welche die Obduktionen noch dazu oft in den eigenen Privatordinationen erledigen, bringt die Gerichtsmedizin nicht nur um Geld, sondern auch um Fälle für die Forschung. Ohne die Novelle mit dieser Bestimmung würde eine Auflösung des Instituts drohen, so Hochmeister.


Der Leiter des Departements forderte zudem ein Bekenntnis zur „Gerichtsmedizin als Staatsaufgabe“, nicht als Gewinn bringende Tätigkeit selbstständig agierender Sachverständiger. Außerdem sei ein Neubau des Instituts unerlässlich – Hochmeister zufolge könnte Ende 2005 mit der Errichtung begonnen werden und das Gebäude zwei Jahre später fertig sein. Zudem sei eine Soforthilfe über 500.000 Euro notwendig. „Ich habe bis Jahresende noch ein Budget von 1.400 Euro zur Verfügung“, sagte Hochmeister.


Dem Leiter zufolge sind an der Wiener Gerichtsmedizin jährlich 3.000 Leichen zu untersuchen. Davon seien 700 gerichtlich angeordnete Obduktionen. Bei den 2.300 übrigen handle es sich um sanitätspolizeiliche Leichen (plötzliche Todesfälle).

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