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Caritas-Präsident fordert Pflegefonds

In der aktuellen Pflegedebatte fordert auch Caritas- Präsident Küberl die Einrichtung eines "Pflegefonds". Darüber hinaus bedürfe es eines "nationalen Aktionsplanes" in der Pflegefrage.

Notwendig sei ein Gesamtsystem, wie Küberl im Gespräch mit der APA erklärte.

Dass es in Österreich „sicher keinen Pflegenotstand“ gebe, wie Bundeskanzler Schüssel gemeint hatte, will der Caritas-Präsident so nicht stehen lassen. Das Gegenteil sei der Fall. Küberl: „Ja, es gibt einen Pflegenotstand, aber er ist abschaffbar. Ich sehe das anders als der Kanzler.“ Abhilfe könnte jedenfalls ein „Pflegefonds nach dem Modell des Familienlastenausgleichsfonds schaffen“.

Allerdings schlägt Küberl eine alternative Finanzierung vor. Der Familienlastenausgleichsfonds wird über Dienstgeberbeiträge gespeist. Nach Vorstellung der Caritas soll die Finanzierung eines Pflegefonds durch Anteile der Krankenversicherung, Beiträge der Länder, Anteile der Körperschaftssteuer sowie „einer noch zu schaffenden Vermögensertragssteuer“ erfolgen. Alle Pflegeleistungen – ob Pflege zu Hause, in einem Pflegeheim oder im Krankenhaus – sollten vor dem Pflegefonds gleich behandelt und bedacht werden.

Weiters plädiert der Caritas-Präsident für eine „Entlastung und Unterstützung“ von pflegenden Angehörigen. So sollte die öffentliche Hand die Sozialversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige übernehmen und für gezielte Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf sorgen. „Sehr wichtig“ wäre auch die Valorisierung des Pflegegeldes.

Im Zusammenhang mit den geschätzten 40.000 illegalen ausländischen Pflegerinnen und Pflegern spricht sich Küberl gegen eine Kriminalisierung aus. „Es muss vernünftige Legalisierungsschritte geben. Wir brauchen diese Leute, sie sind derzeit nicht zu ersetzen.“ Zugleich warnt Küberl vor dem Problem des „Qualitäts-, Sozial- und Lohn-Dumpings“.

Pflege – Expertin ortet Bildungsproblem

Im Pflegebereich gibt es österreichweit ein „Bildungsproblem“. Vor diesem Zustand warnt die Pflegewissenschaftlerin Elisabeth Seidl bereits seit langem, in Wahlkampfzeiten erlebt sie regelmäßig ein Déjá-vu. Denn wenn es einen so genannten Pflegenotstand gebe, dann bereits seit etwa 20 Jahren. So habe es bis 1999 keine akademische Ausbildung für Pflegeberufe gegeben, ein Au-pair-Modell oder einen Lehrberuf hält Seidl genau deswegen für falsch.

Wenn Seidl über Pflege alter und kranker Menschen spricht, greift sie weit zurück. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Pflegewissenschaft der Universität Wien attestiert im Gespräch mit der APA der gesamten Branche ein Imageproblem. „Es gibt einen enormen Nachholbedarf in der Entwicklung des Berufes“, meint sie und spricht auch von dem schlechten Ruf, den Pflegerinnen und Pfleger hier besäßen. Dies habe auch mit der „extremen Dominanz“ der Ärzte seit der berühmten Wiener Medizinischen Schule zu tun.

Aber auch die katholische Kirche mit deren Frauenbild habe diese Entwicklung mitzuverantworten. Folge: Eine ausgeprägte Krankenhausorientierung in der Gesundheitspolitik, sowie keine Standesvertretung, etwa in Form einer „Pflegekammer“. Aber auch die Finanzierung leide nach wie vor unter jener Entwicklung, so fließe ein Großteil der Gelder in Akut-Spitäler, „das ist ungerecht bis dorthinaus“, meint Seidl.

Auch in der Praxis hätten Pfleger einen schweren Stand, berichtet Seidl, die durchschnittliche Verweildauer in diesem Beruf beträgt fünf Jahre – ein spezifisch österreichisches Problem, so Seidl. Eine Katastrophe, ökonomisch wie personell, viele seien nach dieser Zeit einfach „ausgebrannt“. „Die aktuelle Situation ist prekär“, meint Seidl, Hauptprobleme seien sicher die Arbeitssituation selbst und vor allem die mangelnde Bildung in diesen Berufen.

Österreich ist von Ländern umgeben, die universitäre Ausbildung in diesem Beruf seit langem anbieten, speziell jene, aus denen die vieldiskutierten „Ostarbeiter“ kommen, also Polen (1960), Tschechien und die Slowakei (1960/1961). Hier zu Lande hinkt man bei der akademische Ausbildung deutlich hinterher. So offeriert die Universität Wien erst seit 1999 ein individuelles Diplomstudium, ab 2007 soll der Bachelor-Abschluss angeboten werden, ein Jahr darauf das Magister-Studium – so lautet es zumindest in einer Zielvereinbarung. Für Seidl längst nicht alles, soll doch die Berufsberechtigung an das Studium gekoppelt werden. Wann dies geschehen soll, steht noch in den Sternen.

Eben aus diesem Grund sei die Diskussion über die Herabsetzung des Alters für die Ausübung des Pflegeberufes kontraproduktiv, Österreich ist neben Luxemburg der einzige EU-Staat, in dem bereits 16-jährige eine dementsprechende Ausbildung erhalten. Für alle anderen gelte bereits ein Mindestalter von 18 Jahren. Doch auch Positives kann die Pflege-Expertin dem europäischen Vergleich – hier ist Österreich Schlusslicht – abgewinnen. So übe die derzeitige demographische Entwicklung und die bessere Situation in anderen EU-Staaten, vor allem in Skandinavien, Druck aus.

BZÖ-Achammer zu Pflegenotstandsdiskussion

Der Spitzenkandidat des BZÖ in Vorarlberg, Mag. Clemens Achammer, fordert in Sachen „Pflegenotstandsdiskussion“ Taten anstatt diesbezügliches unnötiges, nur Hysterie erzeugendes notorisches Schlechtreden einer allseits bekannten Situation. Achammer wörtlich: „Wir dürfen keine Familien, die ausländische Pflegekräfte beschäftigen bestrafen, sondern müssen bestmögliche Unterstützung und Lösungen bieten! Das heißt: Selbständigkeit ermöglichen und österreichischen Arbeitnehmern die Möglichkeit geben, im Bereich der Betreuung und Pflege selbständig tätig zu werden. Der Lehrberuf „Pflege“ sowie ein allgemein zu schaffendes Berufsbild ist unser Weg. Dabei gilt: Zuerst müssen wir den heimischen Arbeitsmarkt stärken, zur Berücksichtigung der österreichischen Pflegesituation braucht es einen gesamtösterreichischen Entwicklungsplan – die Hysterie, wie sie derzeit augenscheinlich wird, ist unangebracht. Vielmehr sollten wir etwa Schulungsprogramme für Frauen realisieren – vor allem für ältere Frauen, denen einige Jahre für die Pension fehlen, für sie könnte die selbständig ausgeübte Pflege zu Hause eine attraktive Möglichkeit sein!“ Der Weg des BZÖ, so Achammer weiter, sei einer, der flexible Angebote für pflegende Angehörige eröffne und ihnen Möglichkeiten für Tagespflege und auch Urlaubsbetreuung biete. Mit dem Freiwilligen Sozialdienstjahr unterstütze man bereits jetzt eine Sozialdienst, der mehr als zwei Drittel aller Absolventen in sozialen – und Pflegeberufen behält. Nunmehr gebe es eine Sonderprämie in der Höhe von 150 Euro für jeden dieser jungen Menschen, um das Jahr attraktiver zu gestalten. „Schlechtreden bringt rein gar nichts, den Unständen angepasstes Handeln ist angesagt!“, schließt der Vorarlberger Spitzenkandidat des BZÖ, Mag. Clemens Achammer.

DIE GRÜNEN Vorarlberg zur Pflegedebatte

„Dass sich der Pflegebereich sehr dynamisch entwickelt, ist keine Neuigkeit und dass sich in diesem Bereich Anforderungen geändert haben, auch nicht“, hält Wiesflecker zur aktuellen Debatte im Pflegebereich fest. „Auch, dass die Pflegebereitschaft der Angehörigen laufend sinkt, ist nicht neu und kann z.B. in der im November 2004 in Vorarlberg erschienenen Studie von Geser-Engleitner/Jochum nachgelesen werden: Die Pflegearrangements mit Familienbeteiligung werden bis 2020 von derzeit 72% auf 54 – 59% schrumpfen. Das heißt, man weiß schon seit vielen Jahren, was auf uns zukommt. Ärgerlich ist, dass die verantwortlichen Politiker und Politikerinnen so spät reagieren, auch in Vorarlberg!“ so die Grün-Abgeordnete Katharina Wiesflecker. In der Debatte um die Legalisierung ausländischer Pflegekräfte muss festgehalten werden, dass es sich beim Großteil der pflegerischen Unterstützung um Betreuung der zu pflegenden Personen handelt und nicht um fachlich hoch stehende Pflegedienstleistungen. Deshalb ist in diesem Zusammenhang interessant anzusehen, inwieweit sich die Dienstleistungen der Mohis vorort entwickeln konnten. Die ARGE Mobile Hilfsdienste Vorarlberg ist schon im Jahr 2003 mit einem Zukunftskonzept an die Landesregierung herangetreten, in dem der neue Versorgungsbedarf – mehr demente Klienten, mehr alleinstehende Menschen, mehr zeitintensive Betreuungen in die Nacht und in die Wochenenden hinein – beschrieben wurde. In diesem Konzept wurde auch festgehalten, dass die Mohis mit diesen Anforderungen in Versorgungsengpässe versetzt werden, weil durch die meist geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zu wenig Kapazitäten vorhanden seien und gewisse Betreuungen gar nicht mehr abgedeckt werden können. Der Dachverband schlug deshalb vor, einen Teil der beschäftigten Frauen, je nach Größe der Gemeinde mittelfristig in ordentliche Beschäftigungsverhältnisse überzuführen. „Dieses Konzept unterstützten wir Grüne immer sehr stark, weil es auf die Anforderungen im Pflegebereich reagierte und weil es frauenpolitisch sinnvoll war. Leider lehnte die ÖVP all unsere Budgetanträge in diese Richtung in den vergangenen Jahren kategorisch ab und verhinderte damit, dass sich die Mohis entsprechend dynamisch entwickeln konnten!“ kritisiert Wiesflecker. „Nun ist mir schon klar, dass mit diesem Konzept kein Konkurrenzangebot für eine 24-Stunden-Betreuung geschaffen werden kann. In diesem Bereich werden wir nicht wirklich konkurrieren können. Aber in vielen Fällen geht es um Stundenausmaße von 6 – 8 Stunden täglich und um temporäre Entlastungen. Das Konzept hätte den Vorteil, Frauenarbeitsplätze zu schaffen und Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten zu verringern. Landesrätin Schmid spricht von einer Weiterentwicklung der ambulanten Dienste, tatsächlich verhindert sie eine Weiterentwicklung seit Jahren!“ schließt Wiesflecker.

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