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Bush-Witze zum Irak sorgen für Aufregung

Im Wahljahr 2004 wollte US-Präsident George W. Bush an die Tradition von Bill Clinton anknüpfen, dem es so oft gelungen war, mit gezielter Selbstironie Sympathien zu gewinnen.

Was Bush Mittwoch Abend den Washington-Korrespondenten von Radio und Fernsehen bei einem Dinner darbot, ging jedoch gründlich daneben. Die Parodie einer verzweifelten Suche nach Massenvernichtungswaffen brachte ihm zwar am Abend einige Lacher, seitdem jedoch Empörung von Familien im Irak gefallener Soldaten und scharfe Kritik der oppositionellen Demokraten ein.

„Nein, hier sind keine Waffen. Vielleicht sind sie ja dort” Eine Dia-Show über Bush, der in seinem Büro hinter Möbeln die gesuchten irakischen WMD (weapons of mass destruction, Massenvernichtungswaffen) aufstöbern will, wurde zum gehörigen Tritt ins Fettnäpfchen. Seit der Ausstrahlung der halblustigen Szene am nächsten Morgen im Frühstücksfernsehen liefen bei den Sendern die Telefone heiß. Die Toleranzgrenze vieler Amerikaner wurde mit den schwachen Scherzen über das ernste Thema Irak-Krieg offenbar überschritten.

Die New Yorker Boulevard-Zeitung „Daily News” widmete den misslungenen Bush-Witzen am Freitag ihre Titelseite. Ein schief grinsender Präsident im Smoking, und im Blatt eine Doppelseite über die präsidentialen „Humor-Bomben” – wahrlich schlechte Public Relations in eigener Sache. „Es ist einfach respektlos”, wurde George Medina zitiert, der seinen 22-jährigen Sohn bei einem Anschlag in Bagdad verloren hat. „Er denkt überhaupt nicht an all die leidenden Familien. Wirklich unglaublich, auf welche Weise dieser Typ versucht, unser Land zu regieren”.

Auch der demokratische Abgeordnete Jerrold Nadler konnte den Irak-Witzeleien nichts abgewinnen. „Es ist widerlich, wie der Präsident bei seiner kleinen Vorführung auf der Bühne offenbar vergessen hat, dass im Irak Menschen sterben, weil er zu den Massenvernichtungswaffen gelogen hat”. Das Sterben der meist sehr jungen US-Soldaten im Irak wird in der amerikanischen Öffentlichkeit noch immer wahrgenommen, begleitet von Trauermusik werden zu den Nachrichten die Todesanzeigen eingespielt.

Das Weiße Haus bemühte sich in einer Replik auf die Kritiken zwar, die ernsten Absichten des Oberbefehlshabers herauszustreichen. Doch der Schaden war schon passiert. Das Debakel brachte den Präsidenten in einer Woche zum zweiten Mal negativ in die Schlagzeilen. Bush war bereits durch die Aussagen des ehemaligen Anti-Terrorkoordinator Richard Clarke vor der 9/11-Kommission in der Defensive. Zwei Tiefschläge für Bush in einer Woche – und zumindest der zweite war wohl eindeutig selbst verschuldet.

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