Kollege Björn ist ausgebrannt. Infiziert vom ganz persönlichen BJÖRN-OUT-SYNDROM. Keiner weiß, wann er wieder einsatzfähig sein wird. Er hinterlässt 104 Fälle in einer lückenhaften Dokumentation, die die drei Jugendamtssozialarbeiterinnen Barbara, Silvia und Anika in ihrem alltäglichen Wahnsinn im Jugendamt rotieren lassen.
Sie, die das Unglück der Kinder verhindern helfen sollen, ertrinken nicht nur in den Fluten des Kaspar Häuser Meeres, sondern sind schlichtweg von der Vielzahl der Fälle dermaßen überlastet und überfordert, dass sie nicht einmal mehr in der Lage sind, sich mit Worten zur Wehr zu setzen. Sie probieren es trotzdem, verhaspeln sich, bleiben hängen und finden keinen Neuanfang. Sie ringen um Worte wie andere um Luft. Das Stück kümmert sich dabei weniger um seinen Handlungsverlauf als um eine präzise Zustandsbeschreibung, die vom ganz eigenen Sprachsound der drei Darsteller lebt. Der Text ist eine rhetorische Hochgeschwindigkeitsbahn auf der sich die Damen permanent hochschrauben.
Das latente Zu-Spät-Kommen, das ständige Bemühen, der ablaufenden Zeit planerisch nachzujagen, dieses Hinterherhinken bei gleichzeitigem Bemühen darum, schneller zu sein, prägt ihre berufliche Existenz. Die große Sehnsucht nach Prävention, die partout nicht erreichbar ist, wird in der sprachlichen Form ihrer Dialoge manifest. Ein unvollendeter Satz stapelt sich auf den nächsten.
Dass man nicht weiß, wie die Hilfe ausgeht, ist ein sozialpädagogisches Dilemma, das schlussendlich das Burn out als Folge systemimmanenten Scheiterns indiziert.
kiwi