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Burn-out-Epidemie unter Lehrern

Die Hälfte der Pädagogen leidet zumindest zeitweise an psychischen Problemen. Schweißausbrüche wenn es in die Klasse geht, häufige Krankenstände, tägliche Kopfschmerzen, Erschöpfungszustände.

Die Symptome waren eindeutig: Claudia Felder litt nach nur drei Jahren Schuldienst am Burn-out-Syndrom. „Monatelang schleppte ich mich in die Schule, konnte mich nicht mehr konzentrieren, an Unterricht war nicht mehr zu denken“, erzählt sie. Als Grund nennt sie die schwierige Klasse, mit der sie nicht zurecht kam, und mangelnde Unterstützung.

Claudia Felder zog die Konsequenzen und stieg aus. Würden das alle Betroffenen machen, gäbe es demnächst einen akuten Lehrermangel. Denn rund 56 Prozent der österreichischen Lehrerinnen und Lehrer leiden wenigstens zeitweise unter Depressionen und am Burn-out-Syndrom. Einer Untersuchung des deutschen Burn-out-Forschers Uwe Schaarschmidt zufolge gibt es keine andere Berufsgruppe, die so häufig betroffen ist. Und zwar quer durch alle Altersgruppen und besonders häufig weibliche Pädagogen.

Mehr Hilfen geben

Das deckt sich im Wesentlichen mit österreichischen Erkenntnissen. Im Vergleich dazu: Von der Gesamtbevölkerung sind 17 Prozent einmal im Leben von einer Depression betroffen.

“Wenn man mit Lehrern spricht, sind es zwei Faktoren, die als besonders belastend genannt werden“ , sagt der Gewerkschafter Werner Nesensohn. “ Und zwar das Verhalten schwieriger Schüler und die Klassengröße.“ Das Problem sei umgehend in Angriff zu nehmen. Gefordert sei hier die Politik.

“ Es müssen den Lehrern Hilfen angeboten werden wie Supervision, Fortbildung und mehr Kompetenzen“ , nennt Werner Nesensohn Ansätze zur Hilfe. Schon Berufsanfängern müsse klar gemacht werden, dass der Lehrberuf ein Sozialberuf ist und nicht reine Wissensvermittlung.

Imageproblem

Und dann sei da das Imageproblem. Während bei PISASieger Finnland die Pädagogen hoch angesehen seien, sei das in Österreich nicht der Fall. Dazu hätte der Dienstgeber mit negativen Aussagen seinen Beitrag geleistet.“ Es muss mehr getan werden, um die Lehrer zu unterstützen. Ich denke an Beratungslehrer, Assistenzlehrer, kleinere Gruppen.“

Aktiv geworden ist aufgrund der alarmierenden Studienergebnisse auch die Personalvertretung der Pflichtschullehrer. In einer Veranstaltung soll das Problem mit verhaltensauffälligen Schülern diskutiert werden. Lehrer-Vertreter fordern dringend Veränderungen ein, um das Burn-out-Syndrom zu stoppen. Coaching und Konfliktmanagement müssten als Instrumente im Schulbetrieb eingesetzt werden.

STICHWORT

Burn-out-Syndrom

Laut Experten sind vom Burnout-Syndrom hauptsächlich Menschen – und da wieder in erster Linie Frauen – betroffen, die zum Perfektionismus neigen und sich übermäßig engagieren. Oft können sie demnach nicht einmal nach Arbeitsschluss richtig abschalten. Die Symptome der Patient(inn)en reichen vom tiefen Gefühl der Erschöpfung über Kopfschmerzen, Bluthochdruck und Schwindel bis hin zu erheblichen Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.

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