Die Veranstaltung ist der letzte Akt der Debatte über die Ehrung des als Widerstandskämpfer 1944 hingerichteten Oberstleutnant Robert Bernardis. Manfried Rauchensteiner, der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, machte zum Auftakt die Bandbreite des Widerstands klar: Vom Anliegen, ein neues Deutschland zu schaffen, bis zur massiven Ablehnung Deutschlands.
Walküre und Radetzky
Rauchensteiner machte die beiden Pole an den Operationen Walküre und Radetzky klar. Walküre war das Codewort für Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 erfolglos versuchte, Hitler zu ermorden. Als Mitverschwörer Stauffenbergs wurde Bernardis am 8. August 1944 hingerichtet. Hitlers Tod sei von den Verschwörern als Voraussetzung für ein neues Deutschland gesehen worden, so Rauchensteiner.
Anders nicht einmal ein Jahr später in Wien bei der Operation Radetzky. Da ging es nicht mehr um die Ermordung Hitlers, so der Historiker. Der Widerstand sei re-austrifiziert worden. Die Operation Radetzky war der Versuch, Wien zu Kriegsende vor der Zerstörung zu bewahren. Als Anführer der Aktion bekannt wurde der im August dieses Jahres verstorbene Major Carl Szokoll. Seine Mitverschwörer Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke wurden noch in den letzten Kriegstagen von den Nazis hingerichtet. Ihnen zu Ehren wurde später eine Kaserne des Bundesheeres in Wien benannt.
Widerständler in “Randlage” gedrängt
Rauchensteiner verwies aber auch darauf, dass die Widerständler nach 1945 – ebenso wie die Rückkehrer aus der Emigration – in eine Randlage gedrängt worden seien. Dies habe spätestens dann voll durchgeschlagen, als es zur Remilitarisierung und der neuerlichen Aufstellung von bewaffneten Kräften gekommen sei. Vor allem die Westalliierten hätten darauf gedrängt, dabei auf kriegserfahrene Soldaten zurück zu greifen.
Von ähnlichen Entwicklungen in Deutschland berichtete Hans-Ulrich Thamer von der Universität Münster. Die Erinnerung an den 20. Juli 1944 habe die Bundesregierung und die anderen Organe der Bundesrepublik viele Jahre vor ein Dilemma gestellt: Stellten sie die Erinnerung an den 20. Juli und seine Würdigung als historisches Vorbild bzw. als Element einer antitotalitären Traditionspflege durch jährlich Gedenkrituale zu sehr heraus, mussten sie damit die überwiegende Mehrheit der ehemaligen Volksgemeinschaft brüskieren, die dem Führerstaat fast bis zuletzt ihre Gefolgschaft bewahrt hatte.
Auslöser: Diskussion um Bernardi-Ehrung
Am Mittwoch wird u.a. Verteidigungsminister Günther Platter (V) zum Thema Österreichs Bundesheer und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus sprechen. Platter hat das Symposium nach der Diskussion um eine Ehrung für Bernardis initiiert. Die Forderung nach der Benennung einer Kaserne oder eines Hofes im neuen Verteidigungsministerium in der Rossauer Kaserne nach Bernardis hatte er abgelehnt. Dafür, so argumentierte der Minister später, habe er drei Impulse zur Würdigung der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 gesetzt: Die Ausstellung Tyrannenmord – der 20. Juli 1944 und Österreich im Heeresgeschichtlichen Museum, einen Gedenkstein für Bernardis in Enns, wo der Offizier seine militärische Laufbahn begonnen hat – und eben das Symposium an der Landesverteidigungsakademie.
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