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Buchfink hat den Schnabel vorn

Hubert Salzgeber freut sich über das Interesse.
Hubert Salzgeber freut sich über das Interesse. ©VOL.at/Philipp Steurer
Dornbirn - Die Wintervogelzählung von BirdLife stieß auch in Vorarlberg auf rege Resonanz.

Mancherorts vergraulte das miserable Wetter sowohl Vögel wie Vogelzähler. Nicht so in Vorarlberg. An der erstmals auch hier durchgeführten Wintervogelzählung von BirdLife Österreich beteiligten sich beachtliche 279 Vogelfreunde mit 195 Meldungen „Das entspricht einem Anteil von 6,2 Prozent an den eingegangenen Meldungen“, freut sich Hubert Salzgeber, der die Aktion in Vorarlberg koordinierte.

Während österreichweit die Kohlmeise den Schnabel vorne hatte, führt zwischen Silvretta und Bodensee der Buchfink die Liste der am meisten gesichteten Piepmätze an. Gleich dahiner folgen der Haussperling, besser bekannt als Spatz, und die Kohlmeise. Insgesamt registrierte BirdLife Österreich 3145 Meldungen von 4341 Teilnehmern, die 116.856 Vögel an Futterstellen und in Gärten zählten. Das macht pro Garten durchschnittlich 37 Vögel. Im Vorjahr kamen die Zählerinnen und Zähler noch auf 48 gefiederte Gäste.

Schlechte Bedingungen

„Der zaghafte Beginn dieses Winters hat dafür gesorgt, dass die Vögel noch ausreichend Futter in der freien Natur fanden und daher weniger an das Futterhaus kamen“, begründet BirdLife-Vogelexperte Norbert Teufelbauer den Rückgang. Außerdem waren Ende Dezember große Teile des nördlichen Mitteleuropa noch schnee- und eisfrei, sodass sich auch die Wintergäste von dort wie etwa der Bergfink, rar machten. Dazu kamen am 6. Jänner, dem Tag der Zählung, durch ein Sturmtief verursachte teils miserable Beobachtungsbedingungen. „Bei Sturm verhalten sich auch die Vögel eher unauffällig und suchen Schutz“, so Teufelbauer.

Dominanter Spatz

Im Schutz der warmen Stube haben wohl auch viele unbeirrbare Zähler die auferlegte eine Stunde abgesessen. Den Vogelfreunden im äußersten Westen kamen dabei 6185 Vögel vor die Augenlinse. Am häufigsten ward der Buchfink (931) gesichtet, auf die Plätze flatterten Haussperling (921) und Kohlmeise (662).

Die meisten Zählerinnen und Zähler stammen aus dem Rheintal-Bodenseegebiet. 224 waren es, die 4259 hungerige Schnäbel an den Futterstellen zählten. Macht im Durchschnitt 27 Vögel pro Garten. Der Spatz dominierte das Bild. Er ließ Buchfink und Kohlmeise klar hinter sich.

Umgekehrt das Ergebnis in der Region Bludenz-Bregenzerwald, wo 55 Teilnehmer 38 Meldungen mit insgesamt 1926 gezählten Vögeln ablieferten. Buchfink vor Spatz und Kohlmeise lautete hier das Ergebnis. Doch es blieb nicht nur beim Zählen. Hubert Salzgeber berichtet von einer Dame, die ihm einen handgeschriebenen Brief zukommen ließ. Darin listet sie jene gefiederten Zeitgenossen auf, die vor 50 Jahren ihren Garten mit fröhlichem Gezwitscher erfüllt hatten. Es waren ungleich mehr als heute. „Sie kennt auch den Grund für den Rückgang“, so Hubert Salzgeber. Die ganze Umgebung sei dicht verbaut worden.

Den allgemeinen Beobachtungen zufolge kam heuer speziell der Bergfink nur halb so stark vor, dafür ließ er sich in den westlichen Bundesländern häufiger blicken als im Osten. Teufelbauer: „Bleiben Frost und Schnee in Nordeuropa aus und gibt es genügend Futter, treibt es den nordischen Brutvogel nicht notwendigerweise in die milderen mitteleuropäischen Gärten.“ Ähnliches Verhalten beim Erlenzeisig: Im Winter zieht er auf der Suche nach Samen in großen Schwärmen über weite Strecken Richtung Süden. Im Rahmen der Zählung 2012 fällt er deshalb im Ranking vom Vorjahresplatz 18 auf 34. Der Bundesländervergleich wiederum brachte Bewegung auf den Spitzenplätzen. Im Vorjahr war die Kohlmeise noch in sieben Bundesländern auf Platz eins, heuer nur noch in Ober- und Niederösterreich. Der Haussperling schafft den Stockerlplatz dieses Jahr im Burgenland und der Steiermark. Die Nummer eins in Kärnten ist der Feldsperling und in Salzburg der Grünfink. Buchfink voran heißt es in Tirol und Vorarlberg. In Wien hat es die Saatkrähe auf den ersten Platz geschafft.

Seltener Buntspecht

Auffällig selten zeigte sich heuer der Buntspecht: wurde er im Vorjahr noch in 64 Prozent aller Gärten gesichtet, ist er dieses Jahr nur in einem Drittel (36 Prozent) selbiger beobachtet worden.

Für die Vogelschutzorganisation indes bleibt die „Stunde der Wintervögel“ fixer Bestandteil des Programms. Den 6. Jänner 2013 können sich daher alle Vogelfans jetzt schon vormerken. Von den Zählungen erhofft man sich langfristig genauere Aufschlüsse über die Entwicklung der Vogelpopulation.

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