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Buch Wien eröffnet: Rede über "richtigen Umgang mit Rechts"

Heute fand die Eröffnung der Buch Wien statt.
Heute fand die Eröffnung der Buch Wien statt. ©APA/Helmut Fohringer
Mittwochabend fand die Eröffnung der elften Buch Wien statt. Bei der Eröffnungsrede wurde vor allem der "richtige Umgang mit Rechts" thematisiert.

Mit einer nachdenklichen Rede der deutschen Philosophin Svenja Flaßpöhler ist am Mittwochabend die elfte Buch Wien, die größte Buchmesse Österreichs, eröffnet worden. Flaßpöhler machte sich unter dem Titel “Ignorieren, bekämpfen, verstehen?” Gedanken über den “richtigen Umgang mit Rechts”. Bis 11. November präsentiert sich die Rekordzahl von über 370 Ausstellern in der Messe Wien (Halle D).

Buch Wien: Umgang mit Rechts thematisiert

“In einer Eröffnungsrede möchte man gern Erbauliches sagen. Etwa, dass es dem Buchmarkt hervorragend geht. Dass die Demokratie lebendig ist wie nie und wir weltpolitisch voranschreiten auf dem Weg in eine bessere, noch bessere Zukunft. Vor einem guten Jahrzehnt hätte ich vielleicht noch so beginnen können”, begann Flaßpöhler, die als Literaturkritikerin und Chefredakteurin des “Philosophie Magazins” arbeitet und sich auch pointiert in die #MeToo-Debatte einschaltete, ihre Rede. Doch seither habe sich mit Finanz- und “Flüchtlingskrise”, Orban und Trump sowie den Wahlerfolgen von AfD, FPÖ, Fünf-Sterne-Bewegung und Lega einiges geändert. “Und der Buchmarkt? Nun, dem geht es, wie Sie vermutlich wissen, schlecht. Aufgrund des digitalen Wandels wird immer weniger gelesen. Umso besorgniserregender, dass in dieser Zeit massiver Leseunlust ausgerechnet die Bücher rechter Autoren verlässlich in der Bestsellerliste landen.”

Flaßpöhler, deren jüngste Buchtitel “Verzeihen. Vom Umgang mit Schuld” (2016) und “Die potente Frau. Für eine neue Weiblichkeit” (2018) heißen, befasste sich in der Folge mit verschiedenen Strategien des Umgangs mit dem Rechtspopulismus – von der von Habermas vorgeschlagenen Ausgrenzung und Ignorierung bis zur belgischen Politikwissenschafterin Chantal Mouffe, die im Dissens die treibende Kraft innerhalb des demokratischen Prozesses sieht, “in dem um die politische Deutungshoheit ständig gerungen werden muss”. “Gewiss: Eine solche Offenheit des Diskurses birgt Risiken. Große Risiken sogar. Die Gefahr, dass die neue Rechte jeden Meter Geländegewinn zur Installierung eines neuen Faschismus nutzt, muss deutlich betont und gesehen werden. Aber, so wäre zu fragen: Ist eine Demokratie, die sich selbst gegen allfällige Gefahren immunisiert, noch eine Demokratie?”, meinte Flaßpöhler. “Mit anderen Worten: Das tragende Prinzip der Volkssouveränität bringt die Fragilität der Demokratie mit sich.” In einer lebendigen Demokratie müssten “Räume für Streit eröffnet werden, anstatt sie zu schließen”. Es gehe um Dialog und um den Versuch des gegenseitigen Verstehens. Aber auch der habe Grenzen: Man müsse “sehr genau unterscheiden zwischen jenen, die dialogbereit sind. Und denen, die es nicht sind.”

370 Aussteller in der Messe Wien

Zuvor hatte sich Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, als Optimist gezeigt. “Ich glaube an die Zukunft der Branche. Vor allem glaube ich an die Leserinnen und Leser.” Zwar hatte der österreichische Buchhandel im September einen Umsatzrückgang um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, doch “die Buchmesse ist größer als je zuvor. Wir hoffen, weiter zu wachsen – auch bei der Besucherzahl.” Im Vorjahr war bei der Buch Wien die Rekordzahl von 48.500 Besuchern registriert worden.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bekannte aus eigener Erfahrung: “Es gibt nichts Schöneres, als der Verführung von Büchern zu erliegen.” Entsprechend hoffte sie auf wunderbare Verführungen auf der Buch Wien, die sie als “Bordell des Geistes” bezeichnete. Auch sie zeigte sich zuversichtlich: “Ich glaube, das Buch wird siegen!”

Nach den Reden für geladene Gäste wurde die Halle für die schon Tradition gewordene und von Florian Scheuba moderierte “Lange Nacht der Bücher” geöffnet, in deren Rahmen u.a. ein Eröffnungskonzert von Clara Luzia sowie Auftritte von maschek, Lou Lorenz-Dittlbacher, Bernhard Aichner, Hanna Herbst und David Schalko angekündigt waren. Auf acht Messebühnen finden bis Sonntag über 400 Veranstaltungen statt. Neben internationalen Autoren wie Arne Dahl, Andrej Kurkow oder Judith Schalansky und Publikumslieblingen wie Waltraut Haas, Thomas Brezina und Michael Niavarani werden auch die beiden frisch gekürten Österreichischen Buchpreisträger auf der Messe erwartet: Daniel Wisser und Marie Gamillscheg sind am Donnerstag (16.30 Uhr) bei Katja Gasser auf der ORF-Bühne zu Gast, solo ist die Debütpreisträgerin eine halbe Stunde später auch bei Ernst A. Grandits in der 3sat Lounge. Wisser ist dann am Sonntag (14 Uhr) auch noch auf der “Der Standard”-Bühne zu erleben.

Als internationaler Programmschwerpunkt präsentiert sich diesmal das literarische Gastland Albanien. Wie schon im Vorjahr werden auf der Buch Wien auch 2018 Frankreich (in Form des Comic Festival der Frankophonie) und Slowenien mit Autoren und Illustratoren vertreten sein. Das diesjährige Kinder- und Jugendprogramm versucht die jungen Besucher mit einer interaktiven Ausstellung sowie einem umfangreichen Workshop-Angebot zu locken und bietet die Möglichkeit selbst Hörbücher zu erstellen, Comic-Strips zu zeichnen und mit Sprache zu experimentieren.

Erstmals findet vom 8. bis 10. November parallel zur Buch Wien auch eine “Poesiegalerie” im Raum für Kunst und Alltagskultur (Wien 6, Gumpendorfer Straße 23) statt. Initiator Udo Kawasser konnte dafür 15 Verlage mit mehr als 50 Autoren für Lesungen aus ihren in der Galerie ausgestellten Neuerscheinungen gewinnen. Eröffnet wird die Poesiegalerie morgen, Donnerstag, um 18 Uhr mit einer Podiumsdiskussion zum Thema “Boom der Lyrik – Krise der Kritik?”

(APA/Red)

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