Es kamen noch mehr Besucher ins Walserhaus als beim ersten Treff. Thema des Gesprächsabends: Das Leben von Friedrich Mathies, dem ältesten männlichen Bürger des Kleinwalsertals. Mathies ist heute 94 Jahre alt und bereits seit 67 Jahren mit seiner Frau Laura verheiratet. So lange wie noch niemand zuvor im Kleinwalsertal.
Der rüstige Senior sprach sich kurzweilig mit viel Charme durch eine interessante Stunde. Friedrich Mathies ist ein Mann, der in seinem Leben nicht nur viel erlebt sondern auch viel durchgemacht hat. Etwa der frühe Tod seiner Eltern, der ihn und seine drei Geschwister schon mit 9 Jahren zu Vollwaisen machten. Als Kind lernte er schon früh die Arbeit auf der Landwirtschaft kennen. Und dieser blieb er immer treu. Auch nachdem ihn 1936 ein Arbeitsunfall im eigenen Heustall mit 18 Jahren zum Invaliden machte. Eine von Gesprächspartner Karl Keßler recherchierte Zahl belegt das eindrucksvoll: Rund 10.000 Heuschochen (Heuhaufen), jeder mit einem Gewicht zwischen 75 bis 100 Kilo, trug der eingefleischte Walser von den von ihm bewirtschafteten Feldern. Und das trotz des Handicaps eines versteiften linken Knies. Mathies: „Ich war immer ein Naturmensch!
Die Natur hatte es dem Mittelberger schon immer angetan. Er war begeisterter Skiläufer, Alpinist und Kletterer. Beeindruckende Bilder zeigten dies. Etwa jene Schwarz-Weiß-Aufnahme, die ihn stehend auf der engen Spitze des berüchtigten Ifenkamin zeigt. Der Widderstein, der Groß Glockner oder auch der Mont Blanc – alle wurden sie von Friedrich Mathies bezwungen. Und seine große Persönlichkeit machte ihn zu einem Teil des „Hölzernen Gerichts“ der Gemeinde Mittelberg. Eine Institution mit drei von der Gemeinde vorgeschlagenen und vom Land Vorarlberg bestellten Vertrauenspersonen, die bei Streitigkeiten schlichten sollten. 15 Jahre lang führte er den Vorsitz und von 10 Fällen konnte er 5 auch positiv abschließen. „Wir sind stolz auf dich“, beendete Karl Keßler das durchgehend im Walser Dialekt geführte überaus informative Gespräch mit einem „wahren Verfechter des Walsertums“. Übrigens: Friedrich Mathies ist mit seiner Frau Laura schon 67 Jahre verheiratet. Beide blicken sie stolz auf eine Großfamilie und stehen kurz vor der „steinernen Hochzeit“. Und die hat es im Kleinwalsertal noch nie gegeben.
Die drei hinter dem heimischen Kulturprojekt stehenden Walser Karl Keßler, Thomas Müller und Toni Berchtold planen schon für den Herbst. Im Oktober sind es das „Walser Hääß“ und die „Walser Koscht“, die auf dem Programm stehen werden.
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