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Börsen etwas entspannter

Nach den Kurseinbrüchen an den internationalen Börsen gab es am Dienstag zumindest vorübergehend wieder versöhnlichere Botschaften von den Finanzplätzen.

Während die – vorgestern feiertagsbedingt geschlossenen – US-Börsen gestern mit minus 3 bis 4 Prozent eröffneten, obwohl die US-Notenbank zuvor den Leitzins kräftig um 0,75 auf 3,5 Prozent gesenkt hatte, schienen sich europäische und asia­tische Börsen wieder leicht zu erholen. Vereinzelt drehten europäische Indices sogar leicht ins Plus.

Europa besser aufgestellt

Wien konnte das Tempo der Abwärtsbewegung immerhin auf knapp über zwei Prozent halbieren, drehte ab 17 Uhr sogar um über ein Prozent ins Plus. Anlegerschützer appellierten an die Aktionäre, Ruhe zu bewahren, nur ja „nicht in Panik auszusteigen, alles hinzuwerfen“. Volkswirte waren europaweit um die Vermittlung des Eindruckes bemüht, dass der jüngste Börsencrash die an sich gut laufende Wirtschaft schon nicht nach unten reißen werde, außerdem seien vor allem Europa, aber auch Asien „robuster aufgestellt als die Amerikaner mit ihrer Immobilien- und Finanzkrise“. Der zuständige Experte im Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO, Dr. Stephan Schulmeister, meinte gestern auf „VN“-Anfrage ebenfalls, dass Angst vor einer US-Rezession „leider sehr berechtigt“ sei. Dennoch dürfe sich Europa alles andere als selbstzufrieden zurücklehnen. Schulmeister: „Als Erstes würde ich erwarten, dass sich Europäische Zentralbank und US-Notenbank besser absprechen – also nicht die eine massiv Zinsen senkt, die andere aber nichts tut. Andernfalls galoppiert der Eurokurs vielleicht noch ungestümer nach oben.“ Er erwarte sich zweitens, dass man sich innerhalb der Europäischen Union „auf die Möglichkeit einer starken Wachstumsabschwächung sofort und gewissenhaft vorbereitet“, also Projekte z. B. bei Bildung, Umweltschutz, Altenpflege startbereit macht. Wenn es nicht zum Abschwung komme, umso besser – für die Katz seien diese Dinge auch dann nicht gemacht, nur eben viel weniger dringlich in der Umsetzung.

Berg- und Talfahrten

Drittens, so der WIFO-Experte, müsse Europa „den Unternehmern kommunizieren, dass es handeln will und handeln kann, falls es kritisch wird. Dort darf kein Eindruck aufkommen, die tun ja nichts gegen die Krise, also kann auch ich mit den geplanten Investitionen zuwarten“, nannte Schulmeister einen weiteren sensiblen Bereich. Überraschend stark nachgegeben hat gestern auch der Goldpreis, ehe er sich am späteren Nachmittag wieder Richtung über 850 Dollar je Feinunze bewegte. Eine Berg- und Talfahrt legten auch die Devisen- und Rohstoffmärkte hin. Ihre Abwärtsentwicklung fortgesetzt haben vor allem die Ölpreise, und zwar sowohl für US-Sorten (gut 86 Dollar) als auch für OPEC-Rohöl (gut 85 Dollar). Die stärksten Einbrüche jüngeren Datums an den Weltbörsen waren bekanntlich nach dem Platzen der „Internetblase“ ab dem Jahr 2000 sowie nach dem 11. September 2001 (Anschlag auf World Trade Center) zu verzeichnen gewesen. Die Kreditkrise in den USA hat die globale Finanzwelt seit letztem Sommer schon viele Milliarden gekostet.

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