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Bregenzer Theater Kosmos beendete Saison mit verzweifeltem Egotrip

Zum Abschluss der "Mannsbilder"-Spielserie wurde "Der Mann der die Welt aß" aufgeführt
Zum Abschluss der "Mannsbilder"-Spielserie wurde "Der Mann der die Welt aß" aufgeführt ©VOL.AT/Hartinger
Mit der Premiere von "Der Mann der die Welt aß" von Nis-Momme Stockmann gab das Bregenzer Theater Kosmos am Donnerstagabend den Startschuss für die letzte Produktion der Spielsaison 2018.
"Der Mann der die Welt aß"

Die Geschichte eines Mittdreißigers, der den Verantwortlichkeiten der Welt entfliehen möchte, wurde von Augustin Jagg berührend inszeniert. Das Premieren-Publikum dankte mit warmem Applaus.

Anwar Kashlan in der Hauptrolle zeichnet einen überforderten, egoistischen Mittdreißiger, der sich selbst über alle andere stellt. Er brüllt “Ich bin so müde” und wünscht sich endlich einen Ausweg aus dem “Morast der Verantwortlichkeiten”. Sich selbst als Opfer sehend, ist er misstrauisch gegenüber seiner Umwelt, stur und rücksichtslos und merkt nicht, wie rund um ihn die Menschen an seiner Kälte zerbrechen.

Kashlans Darstellung gewohnt souverän

Kashlans Darstellung ist gewohnt souverän – die Figur, die er zeigt, mag man nicht als Freund, Sohn oder Partner haben. Bühnenbildnerin Mandy Hanke erschuf dazu passend eine Kulisse, die vor allem kalt wirkt. Sie besteht aus einem Podest mit glatter blauer Oberfläche, darauf stehen Möbel in sterilem Weiß – zwei Stühle, ein kleines Kästchen und ein großer Kleiderschrank, der am Ende quasi die Pforte in eine andere Welt bildet.

Der Hauptfigur gegenüber stehen Menschen, die es eigentlich gut mit ihr meinen, aber sie dringen nicht durch. Michaela Spänle als Ex-Gattin zeigt ein wunderbares Spektrum ihrer Gefühle. Liebe, Sehnsucht, den Wunsch, ihren Mann zurückzubekommen, und anderseits ist sie doch angewidert und verzweifelt. Absolut liebenswert und überzeugend in seiner Darstellung ist Haymon M. Buttinger. Er spielt den Vater mit stolz geschwellter Brust, liebevoll und immer wieder die Nähe seines Sohnes suchend. Aber seine Demenz macht ihn hilflos wie ein Kind, das alles mit sich machen lässt – auch in den Kasten sperren. Das Ensemble wird komplettiert durch Christopher Schulzer als Bruder und Philip Butz als bester Freund. Auch sie zeigen gute Leistungen.

Berührende Geschichte über verschiedenen Arten der Liebe

“Der Mann der die Welt aß” ist nur auf ersten Blick die Geschichte eines herzlosen Egoisten, der an der Welt scheitert, als er nicht mehr selbst “frisst”, sondern von den Bedürfnissen anderer “gefressen” wird. Denn in der Inszenierung von Augustin Jagg entsteht vielmehr eine berührende Geschichte über die verschiedenen Arten der Liebe. Ja, alle wollen etwas von ihm, aber so ist das Leben. Er könnte das durchaus auch positiv sehen. Jagg gibt dem Werk von Nis-Momme Stockmann wunderbare sentimentale Momente und erzählt die Geschichte trotzdem straff und ohne große Schnörkel. Nicole Wehinger unterstützt dieses Konzept durch die Kostüme – sie sind durchgehend in hellen, leicht beigen Farbtönen gehalten.

Bis zum 8. Dezember wird das Stück weitere elf Mal aufgeführt. Dann fällt im Theater Kosmos endgültig der letzte Vorhang der Spielsaison 2018, die unter dem Schwerpunkt “Mannsbilder” stand.

(APA)

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