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Ohropax für "The Wasp Factory"-Uraufführung

Eindrucksvolle psychopathologische Studie von Ben Frost.
Eindrucksvolle psychopathologische Studie von Ben Frost. ©VOL.AT/Steurer
Bregenz - Ein kleines Detail machte Donnerstagabend auf die Uraufführung von "The Wasp Factory" bei den Bregenzer Festspielen neugierig: Für hörempfindliche Besucher lagen "Ohropax"-Stöpsel bereit.
Bilder der Uraufführung
Zauberflöte ausverkauft
Zauberflöte als Spektakel

Nach rund 75 Minuten packendem Musiktheater des australo-isländischen Komponisten Ben Frost gab es viel Beifall für die Auftragskomposition der Festspiel-Schiene “Kunst aus der Zeit” (KAZ). Das Stück für drei Darsteller, Streichquintett und Elektronik wird am 3. August wiederholt. Übrigens – der Hörschutz wurde nur vereinzelt angewendet.

Verstörende Geschichte

Nach dröhnendem Synthesizer-Auftakt und zwischen etlichen akustischen Ganzkörpermassagen sorgte überwiegend gut anzuhörende Vokal- und Instrumentalmusik für die dramatische Fortentwicklung einer geradezu psychopathologischen Story. Frost hat glücklicherweise die “Falle” vermieden, die Explosion einer Bombe mittels Lautstärke zu illustrieren.

Basierend auf dem 1984 erschienen gleichnamigen Roman des Briten Iain Banks hat Festspiel-Intendant David Pountney ein psychologisch und poetisch dichtes Libretto zu “The Wasp Factory” verfasst. Der in Reykjavik lebende Australier Ben Frost (33) hat das Auftragswerk komponiert und auf der Werkstattbühne effektvoll inszeniert. Gesungen wurde in englischer Sprache, deutsche Übertitel erleichterten das Verfolgen der komplexen Handlung.

“The Wasp Factory” dreht sich um die verstörende Geschichte eines Autisten, der noch vor seinem 14. Lebensjahr drei Morde begeht. Protagonist Frank wächst isoliert auf einer entlegenen Insel (oder ist es ein Bunker?) auf, leidet unter dem Verlust der Mutter und der Gewalt des Vaters. Archaische Verhaltensformen, Tiefenpsychologie und Paranoia schaffen eigene Natur- und Glaubens-“Gesetze”.

Erstaufführung von “American Lulu”

Wie dieser schwierige Plot auf der Bühne (Mirella Weingarten) überzeugend umgesetzt wird, ist hörens- und sehenswert. Die drei Rollen sind mit Frauen besetzt, die sich in ihrer Performance vokal und körperlich als fantastische Stimm-Akrobatinnen auszeichnen: Die Belgierin Lieselot De Wilde, die Schwedin Mariam Wallentin und die Deutsche Jördis Richter. Optisch im Hintergrund aber sehr präsent und wesentlich für den Fortgang der makabren Erzählung agiert das Streichquintett der Reykjavik Sinfonia.

Das KAZ-Auftragswerk “The Wasp Factory” ist als Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden, London, und dem Holland Festival, Amsterdam, als Produktion von HAU (Hebbel am Ufer) und Laura Berman entstanden.

Am 16. August erfolgt in der KAZ-Programmschiene die Österreichische Erstaufführung von “American Lulu”, einer Neuinterpretation von Alban Bergs Oper “Lulu” durch die österreichische Komponistin Olga Neuwirth.

(APA)

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