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Bregenz: Wohnen in der Rheinstraße

Bregenz - Schon sprießen Gräser. "Da kommt der Spielplatz hin, dort ein Labyrinth aus Büschen." Dipl. Ing. Christian Matt hat zehn Besucherparkplätze in die Tiefgarage verbannt.  

Damit oberirdisch Platz bleibt für Tretauto & Co.

Geschenke und Buffet

39 Kinder und 86 Erwachsene werden am 28. Februar um 19 Uhr feierlich die 62 Wohnungen übernehmen. Mit Gutscheinen und Geschenken und Buffet. Hier, an der Rheinstraße Süd, wo die vier beigen Blöcke seit Monaten Aufsehen erregen.

Auch Matt hat „viel schimpfen gehört”. Das Architekturbüro Dorner/Matt hat die Anlage auf 3012 m2 geplant. Gegen die Bregenzer Ausfallstraße hin wird eine mannshohe grüne Wand gepflanzt. Die Balkone an vorderster Front sind doppelt verglast. Der Architekt kennt die Kritik. „Aber das hier ist die andere Seite.”

In jedem Stockwerk liegen zwei Wohnungen. „Und erstmals haben wir die Mieter von der Vergabe an begleitet.” Da kommt Johanna Neußl ins Spiel. Für das Institut für Sozialdienste erschließt sie eben ein neues Geschäftsfeld: Die Einzugsbegleitung.

Blick in die Zukunft

Noch streikt der Lift. Also geht’s schnaufend treppauf, bis man über die Dächer hinweg den See sehen kann. Rundum brechen Wohntürme aus dem Meer der Einfamilienhäuser. Man kriegt eine Ahnung, wie die Zukunft wird.

„Drei Zimmer auf 70 m2 kosten hier 396 Euro Miete und 120 Euro Betriebskosten.” Alle Wohnungen sind längst vergeben. „Einziehen werden Mieter aller Arten.” Etwa 40 Prozent davon Migranten. Manche sind heilfroh, dass sie aus ihre alte Bleibe hinter sich lassen. Andere warten ab. „Vier Parteien haben abgesagt, nachdem sie die Wohnungen besichtigt hatten.”

Die Zimmer sind licht und hell. Auf drei Seiten Fenster machen sich bezahlt. Und Neussl ist zuversichtlich. „Im September 2006 haben wir die Wohnungen vergeben.” Im Oktober wurden erstmals alle Mieter eingeladen. An die 70 Prozent kamen. „Wir haben die künftigen Nachbarn einander vorgestellt.” Und so „rasch ein Kommunikationsniveau erreicht, von dem andere nur träumen”. Erich Mayer, Geschäftsführer der Wohnbauselbsthilfe, ist stolz auf das Projekt. Es ist jeden der 8000 Euro wert und wird künftig „Standard in unseren Anlagen”. Bregenz bezahlte übrigens die Hälfte. „Die Stadt hat aus der Vergangenheit gelernt.”

Vor einer Woche gaben sich die künftigen Mieter selber eine Hausordnung. „Sie haben die Ruhezeiten großzügiger ausgelegt als üblich.” Vor allem aber schrieben sie „wir haben beschlossen” und nicht „du musst”. Und das, sagt Neußl, „ist ein himmelweiter Unterschied”.

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