AA

BP übernimmt Kosten der Ölpest

Der britische Energiekonzern BP hat am Montag angekündigt, den Schaden in Verbindung mit der Ölpest im Golf von Mexiko zu tragen.
Golf von Mexiko: Aktuelle Bilder
Öl wird verbrannt
Öl: "Nationale Katastrophe"
Ölpest schlimmer als erwartet
Obama: BP verantwortlich!
Ölteppich breitet sich aus
"Ölpest ist Super-GAU"
Grafik: Was passiert ist
Öl erreicht Küste
Methoden der Schadenbegrenzung

BP werde “alle nötigen und angemessenen Kosten für die Reinigung” übernehmen, hieß es in einer Mitteilung auf einer eigens eingerichteten Internetseite. US-Präsident Barack Obama befürchtet unterdessen die schwerste Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes. “Wir haben es hier mit einer gewaltigen und möglicherweise beispiellosen Umweltkatastrophe zu tun”, sagte er am Sonntag bei einem Besuch im betroffenen Küstenstaat Louisiana.

Die Kosten steigen nach Angaben des BP-Konzerns täglich. “Es ist zu früh, um eine Summe abzuschätzen”, sagte ein BP-Sprecher am Montag in London. Es sei auch unklar, welche Schadenersatzforderungen auf BP zukämen. Derzeit koste der Einsatz gegen den Ölteppich etwa 6,5 Millionen Dollar (4,9 Millionen Euro) täglich. “Der Betrag steigt mit jedem Tag”, erklärte der Sprecher. BP werde “alle legitimen Forderungen wegen Schäden und Verlusten bezahlen, die objektiv überprüft werden können und mit der Ölpest zusammenhängen”. Experten schätzen die Gesamtkosten auf bis zu 14 Milliarden Dollar (10,51 Mrd. Euro). Allein für die Reinigung verschmutzter Küsten und Meeresregionen würden sieben Milliarden Dollar (5,26 Mrd. Euro) benötigt.

Obama hatte BP am Sonntag ausdrücklich als Verantwortlichen für den Unfall auf der Bohrinsel genannt: “BP ist für dieses Leck verantwortlich. BP wird die Rechnung begleichen.” Es komme nun darauf an, alles zu tun, um die Krise zu beenden, betonte er bei seinem Besuch in Louisiana. Den Bewohnern sicherte er umfassende Hilfe zu: “Ihre Regierung wird tun, was immer nötig ist und solange es nötig ist, um diese Krise zu beenden.” Vor dem Besuch hatte es Kritik gegeben, Obama und die Regierung hätten nicht rasch genug auf die Katastrophe reagiert.

Die US-Meeresschutzbehörde NOAA erließ ein weitreichendes Fischfangverbot für das betroffene Gebiet. Vom Mississippi-Delta bei New Orleans bis zur Pensacola-Bucht in Florida darf ab sofort kein Fisch mehr gefangen werden, das 17.500 Quadratkilometer Seegebiet wurde für mindestens zehn Tage für die Fischerei gesperrt. Wissenschafter sollen prüfen, ob der Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten noch sicher ist. Die Fischer im Golf von Mexiko haben dennoch alle Hände voll zu tun: Sie bemühen sich, die wichtigsten Fischgründe mit aufblasbaren Barrieren vor Öl zu schützen.

Das Leck war nach einer Explosion auf der geleaste Bohrinsel “Deepwater Horizon” entstanden, die am 22. April sank. Bei der Detonation am 20. April kamen elf Arbeiter ums Leben. Der Ölteppich hat sich nach Experteneinschätzung binnen weniger Tage verdreifacht: Er hat mittlerweile eine Länge von mehr als 200 Kilometern, ist rund 110 Kilometer breit und dehnt sich weiter aus. Die US-Bundesstaaten Louisiana, Florida, Alabama und Mississippi riefen den Notstand aus. Bis Sonntagabend waren dünne Ausläufer des Ölteppichs in die Kanäle zwischen den kleinen Inseln vor der Küste Louisianas geschwappt. Die ersten schweren Ölklumpen könnten am Montag oder Dienstag angeschwemmt werden. Verschlimmert wird die Situation durch das stürmische Wetter: Die Wellen behindern das Auslegen schwimmender Barrieren und das Absaugen des Öls.

In einigen Küstengebieten wurden erste verschmutzte Vögel gefunden. “Dieses Ereignis ist so groß und es dehnt sich so schnell aus, dass der Mensch eigentlich keine effektiven Antworten darauf geben kann”, sagte Richard Charter von der US-Umweltschutzgruppe Defenders of Wildlife dem US-Nachrichtensender CNN. Die Ölkatastrophe werde jahrzehntelange Folgen haben.

Obamas Innenminister Ken Salazar sagte laut BBC am Sonntag, es könnte bis zu drei Monate dauern, bis Entlastungsbohrungen die Lecks zum Versiegen bringen. Aus der Quelle schießen jeden Tag noch etwa 800.000 Liter Öl. Sollte das Leck nicht gestopft werden, würde die Verschmutzung in einigen Wochen das Ausmaß der bisher schwersten Ölkatastrophe in den USA übertreffen: die Havarie der “Exxon Valdez” 1989. Bei diesem Unglück vor Alaska traten etwa 41 Millionen Liter Öl aus und verschmutzten die Küste auf einer Länge von mehr als 2.000 Kilometern.

BP will das Bohrloch mit einer riesigen Absaugglocke abdecken und damit das Öl nach oben pumpen. Dies könnte in sechs bis acht Tagen geschehen, erklärte der BP-Vorstandsvorsitzende Lamar McKay am Sonntag. Zudem sollen riesige Betoncontainer eingesetzt werden, um das Öl an der Quelle aufzufangen und abzuschöpfen. Beide Methoden sind bisher aber nur in flacheren Gewässern erprobt worden. Die Versuche, den Austritt des Öls mit ferngesteuerten Robotern zu stoppen, waren bisher erfolglos.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Welt
  • BP übernimmt Kosten der Ölpest