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Boshafter alter Depp - Donizettis "Don Pasquale"

Unterhaltsames Regiehandwerk von Senegaglia im Landestheater mit gemütlichem Mozarteum Orchester und uneinheitlichem Bel-Canto-Ensemble. Bilder 

Heirate im Alter keine junge Frau, das gibt nur Ärger. Das ist die Moral, die Librettist G.D. Ruffini und Gaetano Donizetti in ihrem Drei-Akter “Don Pasquale” seit der Uraufführung im Jahr 1843 ihrem permanent begeisterten Publikum am Ende verkünden. Aber eigentlich wird der alte Don Pasquale vom Heiratsvermittler und der jungen Braut nur deshalb so schamlos über den Tisch gezogen, weil er arrogant und boshaft ist. Stoff also für einen komödiantischen Dauerbrenner. Das Salzburger Landestheater gießt seit gestern, Sonntag, Abend Öl in dieses Opern-Feuer, und zwar mit einer pfiffig-unterhaltsamen Inszenierung von Serena Senegaglia.

Die 35-jährige Regisseurin aus Italien hat schon mit ihrem “Falstaff” im Jahr 2005 bewiesen, dass sie ihr Handwerk beherrscht. Sie weiß Personen zu führen und miteinander spielen zu lassen. Manchmal tut sie zu viel des Guten, besonders die gestischen Aktionen der Statisterie lenken vom Hauptgeschehen ab und verramschen die Inszenierung ein wenig. Aber die vielen klugen Einfälle überwiegen, und das Lachen über den boshaften alten Deppen vertreibt die Zeit im Flug.

Bühnenbildnerin Maria Spazzi gab der amüsanten Rache der Jugend am Alter luftigen Raum und klassizistisch stimmige Requisite. Vor allem Krzysztof Borysiewicz als “Don Pasquale” nutzte diese Gelegenheiten und spielte Komödie, was das Zeug hielt. Seine schauspielerische Leistung ist wohl eines der Zentren des Salzburger Don-Pasquale-Erfolges. Leider hielt er stimmlich mit seinem Spiel nicht mit. Sein Bass klingt zwar angenehm und sauber aber derart leise, dass er passagenweise im orchestralen und vokalen Gesamtklang einfach verschwand.

Für Pasquales Neffen gilt fast genau das Gegenteil. “Ernesto” Angelo Ferrari stand in den Klamotten eines halbstarken Vorstadt-Rockers meist hölzern auf der Bühne herum, aber sein Tenor entspricht genau dem Bel-Canto-Klischee des schmetternden Opernhelden italienischer Bauart. Nicht allzu elegant oder geschmeidig, aber in allen Lagen sauber, klar, hell und strahlend. Noch nicht immer ganz leichtgängig, aber vom Volumen her groß und prächtig. Andrea Brown als Norina und Gerardo Garciacano als Heiratsvermittler Dottore Malatesta spielten und sangen ansprechend und komplettierten das nicht ausgewogene aber insgesamt gute und dem Landestheater angemessene Solisten-Ensemble.

Und die Musik selbst? Also da hätte Donizettis zeitlos eingängige Hitparade mehr Pepp haben können und müssen. Dirigent Ola Rudner aber hat die Gemütlichkeit dominieren lassen und ist manchmal sogar in die Trägheit geglitten. Vor allem hätte er verhindern müssen, dass nicht nur Borysiewicz vom Orchester immer wieder an die Wand gedrückt und überdeckt wird. Stattdessen ließ er das Orchester krachen, wo es leicht ging, und den Chor schreien, bloß weil dieser die Melodie zu übernehmen hatte. Da wäre mehr drin gewesen, aber das Publikum wird an diesem “Don Pasquale” dennoch viel Spaß haben.

 

(APA/Christoph Lindenbauer)

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