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Blutbad fordert mehr als 520 Tote: Ägypten versinkt in Chaos und Gewalt

Ägypten nach Mursi-Sturz von Gewalt überschattet.
Ägypten nach Mursi-Sturz von Gewalt überschattet. ©AP
Die ägyptischen Behörden haben die Zahl der bei den jüngsten Ausschreitungen Getöteten erneut heraufgesetzt. Insgesamt seien 525 Menschen ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag mit.
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Protestlager gewaltsam geräumt
Blutige Unruhen in Ägypten

Unter den Todesopfern seien 421 Zivilisten, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium am Donnerstag mit.

Vermutlich ist das aber nicht die endgültige Ziffer, denn in der Regel registriert das Ministerium nur die Toten, die in Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Protestlager gewaltsam geräumt

Demnach gab es allein bei der Räumung des Protestlagers Rabaa al-Adawiya in der Hauptstadt Kairo 137 Todesopfer und 57 weitere im kleineren Camp Al-Nahda. 227 Menschen seien bei gewaltsamen Auseinandersetzungen im Rest des Landes getötet worden. Das ägyptische Innenministerium hatte die Zahl der getöteten Sicherheitskräfte zuvor mit 43 angegeben.

Die Demonstranten sprachen von 2200 Toten und mehr als 10.000 Verletzten am Mittwoch. Mursi war vom Militär abgesetzt worden und wird an einem unbekannten Ort festgehalten.

Der Sender Al-Jazeera berichtete unterdessen, dass die Leichen von mehr als 250 Opfern der politischen Gewalt in einer Moschee im Nordosten Kairos lägen. Der Sender zeigte am Donnerstag Bilder von Reihen in weiße Tücher gehüllter Körper.

Gespannte Ruhe nach Tag der Gewalt

Nach den schweren Unruhen mit hunderten Toten ist es in Ägypten in der Nacht zum Donnerstag weitgehend ruhig geblieben. Bis zum frühen Morgen habe es keine größeren Zwischenfälle gegeben, sagten Vertreter Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. In mehreren Provinzen, darunter in Kairo und Alexandria, galten Ausgangssperren. Die Muslimbrüder riefen dennoch zu neuen Protesten gegen die Übergangsregierung auf. Die Sicherheitskräfte kündigten an, keine neuen Protestlager zu tolerieren.

Livebilder aus Ägypten:

Grenze zum Gazastreifen gesperrt

Die Übergangsregierung ordnete am Donnerstag die Schließung des Grenzübergangs Rafah zum von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierten Gazastreifen an. Die Maßnahme gelte bis auf Weiteres, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Ausnahmezustand und Ausgangssperren

Bereits am Mittwoch waren der Notsand und nächtliche Ausgangssperren in Teilen Ägyptens verhängt worden.

Das staatliche Nachrichtenportal Al-Ahram meldete, die Ausgangssperre könne bis zu einem Monat lang gelten. Betroffen seien die Provinzen Kairo, Alexandria, Giza, Assiut, Al-Buhaira, Beni Sueif, die Provinz Süd-Sinai mit den Touristenorten Sharm el-Sheikh und Nuwaiba, Nord-Sinai, Suez, Al-Minia, Ismailiya und Sohag.

Muslimbrüder kündigen neue Proteste an

Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen ihre Protestlager haben die Muslimbrüder zu neuen Protesten in Kairo aufgerufen. Für Donnerstagnachmittag seien in der Hauptstadt Märsche gegen die Tötungen vom Vortag geplant, teilten die Islamisten mit. Zuvor hatte ein Sprecher erklärt, die Anhänger des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi würden nicht ruhen, bis “der Militärputsch” der Vergangenheit angehöre. Er betonte, dass die Muslimbrüder dabei aber “stets gewaltfrei und friedlich” vorgehen würden.

Außenamt: Keine Reisewarnung geplant

In den ägyptischen Tourismusressorts am Golf von Akaba zwischen Sharm el Sheikh und Nuwaiba, sowie an der Westküste des Golfs von Suez, wie Ain Sukhna, Hurghada und Marsa Alam erscheine die Lage derzeit stabil. Sie seien bisher von den Ausschreitungen nicht betroffen, hieß es am Donnerstag auf der Homepage des Ministeriums. Eine Reisewarnung sei deshalb “derzeit nicht geplant”, so Außenamtssprecher Nikolaus Lutterotti.

Die Touristengebiete Rotes Meer, Assuan und Luxor seien von der von der Übergangsregierung verhängten Ausgangssperre (19.00 bis 6.00 Uhr) nicht betroffen, wohl aber Sharm el-Sheikh, so das Außenamt. Einschränkungen der Infrastruktur könnten auch in den Tourismuszentren die Versorgungslage betreffen.

(APA/ red)

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