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Blutbad bei "Batman": die Frage nach dem Warum

Anteilnahmslos präsentierte sich James Holmes am Montag vor Gericht - Auroras Wut auf den Kino-Killer ist unbeschreiblich.
Anteilnahmslos präsentierte sich James Holmes am Montag vor Gericht - Auroras Wut auf den Kino-Killer ist unbeschreiblich. ©EPA/RJ SANGOSTI
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Wie der 24-jährige Alexander, der laut der Zeitung “USA Today” gerade sein Studium beendet hatte und eine Karriere als Psychiater plante. Jessica Ghawi, ebenfalls 24, war im Juni einer tödlichen Schießerei im kanadischen Toronto entkommen und auf gutem Weg, Sportreporterin zu werden. Der Teenager Alexander träumte davon, als Kunstlehrer zu arbeiten und eine Töpferei zu eröffnen. Und ein anderer feierte mit dem Besuch der “Batman”-Premiere in Aurora seinen 27. Geburtstag.

James Holmes schweigt

Warum die zwölf Amerikaner, darunter auch die erst sechs Jahre alte Veronica, am vergangenen Freitag in Aurora sterben mussten, weiß bisher niemand außer wohl der mutmaßliche Todesschütze James Holmes. Der bewahre gegenüber der Polizei jedoch eisernes Stillschweigen, berichteten US-Medien. “He has lawyered up”, nennt das Auroras Polizeichef, Dan Oates. Holmes verschanzt sich hinter Anwälten, heißt das übersetzt.

“Ich weigere mich, seinen Namen zu sagen”

Während Reporter versuchen, aus Gesprächen mit Weggefährten und Nachbarn ein Bild des 24-Jährigen zu zeichnen, wollten zumindest die geschockten Bürger in Aurora am Wochenende nichts mehr von ihm hören. “Ich weigere mich, seinen Namen zu sagen”, rief der Gouverneur des Staates, John Hickenlooper, tausenden Trauernden bei einer Gedenkveranstaltung am Sonntag zu – und erntete dafür lauten Applaus.

Obama versucht Opfern Trost zu spenden

Auch US-Präsident Barack Obama sprach bei seinem Besuch in Aurora bewusst nur über das Leid der Opfer. Er wolle den Angehörigen und den Verwundeten versichern, “dass obgleich der Verursacher dieser bösen Tat in den letzten Tagen viel Aufmerksamkeit erhalten hat, diese Aufmerksamkeit vergehen wird”, sagte der Präsident in einer Rede im Universitätskrankenhaus der Stadt. Woran man sich erinnern werde, “nachdem er die volle Wucht des Gesetzes zu spüren bekommen hat, sind die guten Menschen, die von der Tragödie erschüttert wurden”.

Schüchterner Student läuft Amok

Doch spätestens mit Holmes ersten Erscheinen vor Gericht, das am Montag angesetzt war, sollte die Frage nach dem Warum wieder in den Vordergrund rücken. Was hat den begabten, schüchternen Studenten der Neurowissenschaft dazu bewogen, mit zwei Gewehren und zwei Pistolen bewaffnet das Kino zu stürmen und offenbar wahllos um sich zu schießen? Alle Medienberichte über den jungen Mann deuten darauf hin, dass vor allem in den vergangenen Monaten etwas mit ihm passiert sein muss.

Unvermittelt habe er sein Doktorandenstudium abgebrochen, heißt es. Er habe sich noch mehr als ohnehin schon in seine Studentenwohnung unweit des Tatortes zurückgezogen. Gleichzeitig bestellte er sich mehr als 6.000 Schuss Munition für seine Waffen im Internet. Auch ein Trommelmagazin für 100 Patronen zum Abfeuern der Kugeln im Sekundentakt und die schusssichere Weste kaufte er online. Das war laut der “New York Times” für ihn so einfach, wie ein Buch zu bestellen.

Gezielt für düsteren Plan ausgerüstet

Holmes deckte sich wohl über Wochen mit explosivem Material ein, um sein Appartement in eine große Falle zu verwandeln. Das klingt, als habe er sich gezielt für seinen düsteren Plan ausgerüstet – für einen spontanen Ausraster spricht es nicht.

Schulfreunde erzählten Reportern, Holmes habe viel gelernt, gern die Fernsehserie “Die Simpsons” geschaut, sich bei Computerspielen im Internet abreagiert und sei meist früh ins Bett gegangen, um in der Frühmeist als erster zu den Seminaren zu erscheinen. Holmes habe noch nie viel von sich preisgegeben, erzählten Freunde dem “Wall Street Journal”. Auch die Fahnder seien überrascht, dass jemand mit so viel Erfahrung am Computer so gut wie keine Spuren in sozialen Netzwerken hinterlassen habe. Auch online lebte er offensichtlich sehr zurückgezogen.

Er fiel allerdings auf, als er sich jüngst um eine Mitgliedschaft in einem Schießstand bewarb. Der Besitzer Glenn Rotkovich erzählte dem TV-Sender CNN, zwei Nachrichten von Holmes auf dem Anrufbeantworter gehabt zu haben. Seine Stimme sei “kehlig, sonderbar, unheimlich und bizarr” gewesen, sagte er. “Es hat mich so gestört, dass ich meinen Angestellten sagte, dieser Typ bekommt nichts, bis ich ihn persönlich treffe.” Aber eine Warnung an Behörden habe es nicht gegeben.

(APA; Red.)

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