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Blockade ohne großes Verkehrs-Chaos

Aktion "Wir machen dicht" verursachte am Samstag in Bregenz nicht den erwarteten Riesenstau. Durch Verkehrsschilder, die zuvor auf die Straßensperre hingewiesen hatten, waren viele Autofahrer gewarnt.

„Diese Umleitung ist ein Skandal! So war das nicht geplant“, wütete Günter Wild, der Initiator der Blockade auf der Bregenzer Seestraße, über die mangelhafte Absperrung. Denn in Richtung Deutschland nutzten zahlreiche Autofahrer den Schleichweg über Anton-Schneider-Straße und Belruptstraße. „Die Genehmigung für die Absperrung gilt nur zwischen Kreisverkehr und Bilgeri-Kaserne“, entgegnete ein Polizeibeamter. Er tue nur seine Pfl icht.

An die 100 verkehrsgeplagte Bürger hatten sich zu Fuß oder per Fahrrad bei der Straßen-Blockade des Aktionskomitees „Wir machen dicht – weg mit der Vignettenpflicht“ am Samstagvormittag eingefunden, um auf die untragbare Verkehrssituation hinzuweisen. Von 10 bis 11 Uhr wurde die Seestraße L190 zwischen Lochau und Bregenz gesperrt. Das durch die Blockade erwartete Verkehrschaos blieb weitgehend aus. Erst als Nachwehen der Absperrung gab es einen Stau bis ins Lochauer Ortsgebiet zurück.

„Man hätte die deutschen Autofahrer nicht mit Hinweisschildern vorwarnen dürfen. So hat das Ganze nicht den erwarteten Effekt“, empörte sich eine Radfahrerin. „An jedem normalen Wochentag ist hier mehr Stau als heute bei der Blockade“. Darüber ärgerte sich die Mehrheit der Demonstrationsteilnehmer sowie über die Tatsache, dass sie die Umfahrungsmöglichkeiten nicht absperren durften.

„Nächsten Samstag machen wir richtig dicht“, kündigte Wild an und erntete dafür heftigen Applaus von den Anwesenden, die mit ihm einig waren, dass sie „so lange demonstrieren wollen, bis sich die verantwortlichen Politiker mit uns an einen Tisch setzen und endlich eine Lösung suchen“. Vorschläge hat das Aktionskomitee viele: Es soll endlich eine Tagesvignette eingeführt werden oder der Pfändertunnel ganz Vignettenfrei gemacht werden. Die Preise für die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollen gesenkt werden. Als konkretes Beispiel nannte Wild die Fahrt mit dem Stadtbus innerhalb von Bregenz: Er fordert von der Stadt, 50 Cent statt 1,20 zu verlangen. Samstags sollen Land und Stadt Gratisfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln anbieten.

Die Bregenzer Wirtschaftstreibenden hatten sich gegen die Aktion ausgesprochen, verzeichneten aber durch die Blockade kaum Umsatzeinbußen. WIGEM-Obmann Rainer Troy hatte zwar Verständnis für die Demonstration gegen die Verkehrssituation, lehnt es aber ab, sie zur Festspielzeit zu veranstalten. „So etwas muss man machen, wenn es die Richtigen trifft, also etwa an einem Skifahrer-Wochenende“, betonte er mit Verweis auf die deutschen Vignetten-Flüchtlinge.


WARUM NEHMEN SIE AN DER BLOCKADE TEIL?

Walter Samonig, Bregenz: Ich wohne im Vorkloster und bin von dem Verkehrsaufkommen jeden Tag betroffen. Es muss endlich etwas geschehen. Deshalb bin ich auch zu der Demonstration gekommen. Unter „Wir machen dicht“ habe ich mir allerdings etwas anderes vorgestellt. Die Absperrung wird hoffentlich bei der Blockade am kommenden Samstag besser organisiert!

Jutta Puelacher, Bregenz: Ich fühle mich von den Politikern im Stich gelassen. Denen geht es nicht um die Sache. Es gäbe viele bauliche Möglichkeiten. Ein Vignettenfreier Tunnel wäre ein erster sinnvoller Schritt. Von der heutigen Blockade bin ich enttäuscht. Aber nächsten Samstag wird ganz abgesperrt und dann kommen wir wieder – mit noch mehr Leuten.

Melanie Kneissl, Bregenz: So kann es nicht weitergehen! Jeden Tag staut es sich auf der Seestraße. Es muss endlich etwas geschehen, damit sich der Verkehr reduziert! Deshalb bin ich zur Blockade gekommen. Ich habe mir aber eine bessere Absperrung erwartet. Dadurch, dass die Belruptstraße nicht gesperrt ist, konnten die Autos die Sperre perfekt umfahren.

Werner Schwärzler, Hard: Ich finde es gut, dass die Leute einmal auf die Straße gehen, um gegen die Verkehrssituation zu protestieren. Allerdings sollte jeder bei sich selber anfangen und öfter mit dem Rad fahren anstatt sich immer nur über den Autoverkehr zu beschweren. Meiner Meinung nach gehört auch das öffentliche Verkehrsnetz besser ausgebaut.

Erwin Sadleder, Bregenz: Tagtäglich bekomme ich das Verkehrsaufkommen mit, weil ich in der Nähe der Seestraße wohne. In den letzten Jahren hat es sich verstärkt. Ein Vignettenfreier Tunnel wäre ein erster Schritt, aber nicht die Lösung. Stadt und Land müssen in dieser Frage besser zusammenarbeiten. Eine Aktion wie die heutige finde ich gut. Das rüttelt die Leute auf.

Teile der Bregenzer Seestraße waren am Samstagvormittag ein vorübergehendes Fußgänger- und Radlerparadies. Der benachbarte Sutterlüty hatte rasch auf die Blockade reagiert und bot einen „Demo-Rabatt“ von zehn Prozent auf alle Waren an.

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