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Blair vor Vermittlungsauftrag in Nahost

Jerusalem/Washington - Der scheidende britische Premierminister Tony Blair soll in Zukunft die Rolle eines internationalen Nahost-Vermittlers übernehmen.

Mit der Lösung des Nordirland-Konflikts im Rücken gilt der langjährige Regierungschef als prädestiniert dafür, die neu erwachte Initiative des Nahost-Quartetts bestehend aus USA, EU, UN und Russland voranzutreiben. Die Ernennung des Briten, der sein Regierungsamt am Mittwoch nach zehn Jahren aufgibt, steht allen Anzeichen zufolge unmittelbar bevor. Offen ist, welchen Auftrag ihm die nicht immer einigen Quartett-Mitglieder geben wollen.

Die USA haben die Nominierung Blairs schon vor Monaten ins Gespräch gebracht. Die Idee stammt noch aus der Zeit, bevor die international boykottierte Hamas in einem sechstägigen palästinensischen Bürgerkrieg die Kontrolle über den Gazastreifen an sich gerissen und damit faktisch eine Trennung der Palästinenser-Gebiete ausgelöst hat. Hektisch versucht die internationale Gemeinschaft seither, die auf das Westjordanland verwiesenen verhandlungsbereiten Palästinenser unter Führung von Präsident Mahmoud Abbas zu stärken.

Blair solle Abbas und dessen Fatah-Bewegung dabei helfen, die grundlegenden staatlichen Strukturen zu legen, politische und wirtschaftliche Reformen einzuleiten und damit den Weg für ein Palästina an der Seite Israels frei zu machen, sagt die Regierung in Washington. Das Quartett will aber auch Israel dazu bringen, sich für Gespräche über die Rahmenbedingungen eines solchen Staates an einen Tisch mit den Palästinensern zu setzen.

Für seinen Ehrgeiz und sein Sendungsbewusstsein ist der 54-jährige Brite bekannt: „Jeder, der sich für mehr Frieden und Stabilität in der Welt einsetzt, weiß, dass eine stabile und dauerhafte Lösung des israelisch-palästinensischen Problems grundlegend dafür ist“, sagte Blair am Dienstag in London. „Ich habe oft gesagt, dass ich bereit bin, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um eine solche Lösung zu ermöglichen.“

Die Unterstützung von Abbas und des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert ist Blair gewiss. In der Europäischen Union fragen sich aber nicht wenige, ob der enge Verbündete von US-Präsident George W. Bush nach den bitteren Erfahrungen des Irak-Krieges wirklich der richtige Mann für eine Vermittlung ist, die auf das Vertrauen beider Seiten angewiesen ist. Viele Araber halten die Bush-Regierung für parteiisch zu Gunsten Israels, wenngleich Blair seinen US-Freund immer wieder zu einem entschlosseneren Engagement im Nahost-Konflikt gedrängt hat.

Die radikal-islamische Hamas hat bereits zu Protokoll gegeben, dass „unser Volk schlechte Erfahrungen mit Blair gemacht hat“. Seine Ernennung zum Nahost-Gesandten werde alles nur noch schlimmer machen, erklärte ihr Sprecher Sami Abu Zuhri.

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