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Bissige Dackel am Dänen-Hof stehen über dem Gesetz

©EPA
Die royale Dackeldame Evita (11) muss froh sein, dass in Dänemark weder Menschen noch Hunde vor dem Gesetz gleich sind.

Knapp vier Wochen nachdem die kurzbeinige Dauerbegleiterin von Prinz Henrik (75) einem Leibgardisten die Wade blutig gebissen hat, steht fest, dass ihr das Schicksal von aggressiven Artgenossen aus Normalfamilien erspart bleibt: Evita wird nicht auf Anordnung der Polizei eingeschläfert. Die vierbeinige “Hofdame” bekommt noch nicht mal einen Maulkorb verordnet, wenn sie mit Herrchen sowie Königin Margrethe II. (69) in die Sommerferien auf Henriks südfranzösischem Weinschloss Cahors aufbricht.

“Für das Königshaus gelten einfach andere Regeln, die überschatten irgendwie alles, und deshalb kommen sie auch hier zur Anwendung”, begründete Polizeijuristin Helle Just in heimischen Zeitungen etwas verlegen, warum im Fall Evita beide Augen des Gesetzes zugedrückt werden. Für alle Mitglieder der Königsfamilie schließt die dänische Verfassung Strafverfolgung aus, was auch deren Hunde schützt.

Wenig begeistert darüber äußerten sich anonym Königliche Leibgardisten. Sowie Parlamentspolitiker, die gerade schärfere Regeln gegen bissige Hunde durchgeboxt haben. Danach müssen diese nach Bissen gegen Menschen eingeschläfert werden, wenn ein von der Polizei bestellter Sachverständiger das für richtig hält. Prinz Henrik sagte nach einem ähnlichen Vorfall eher achselzuckend: “Dackel sind aggressiv. Sie gehen nach den Beinen.”

Zwei Wochen nach dem erneut schmerzhaften Wahrheitsbeweis für seine Hundetheorie hatte der Prinz andere Probleme mit Evita: Bei einem Empfang auf dem Königsschiff “Dannebrog” durfte die Vierbeinige ohne Maulkorb und Leine zwischen den Gästen herumtrippeln und -schnüffeln. Allerdings nur mit einer “Trächtigkeitswindel” am Hinterteil gegen unerwünschte Flecken auf dem Teppich.

An bizarren Episoden aus der Geschichte immer neuer Dackel-Generationen am Kopenhagener Hof ist kein Mangel: 1993 wandte sich die populäre Königin mit dem Appell ans Volk, ihr bei der Suche nach dem bei Schloss Fredensborg verschwundenen Dackel Zenobie zu helfen. Hunderte Dänen durchstreiften tagelang Würstchen schwenkend und mit dem Dauerruf “Zenobie, wo bist du?” auf den Lippen die Wälder. Zenobie blieb für immer verschwunden und gilt als Opfer eines hungrigen Fuchses.

Der Regentengemahl hat starke Gefühle für Dackel auch mit dem Gedicht “A mon teckel” (An meinen Dackel) in seiner französischen Muttersprache offenbart: “Ich liebe es, Dein Fell zu streicheln. Du lieber, du besonderer Hund. Einen Klaps willst du gerne haben. Stolz wie ein Papst empfängst du Schelte wie eine Gnade.”

Nicht jedem sagt dieser Stil zu. Bei einem Pressetermin im Kopenhagener Schloss Amalienborg trug der Prinz gerade die Ode an die anwesende Dackeldame vor, als Evita bei der Zeile “Du bist mein eigener Sternenhund mit Pfoten als Flügel” unruhig an einer Tür zu kratzen begann. Kaum war sie geöffnet, verschwand der Hund.

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