Jetzt, wo ich hier bin, habe ich eine andere Meinung, fügt sie hinzu. Betreuerin Tanja Nowik schmunzelt über diese Aussage. Aber sie versteht es, schließlich sind die meisten Kinder das erste Mal außerhalb ihrer Heimat, dem Bezirk Gomel in Weißrussland. Erstmals stehen viele auf Erde, die nicht mit Cäsium 137 und Strontium verseucht ist. Als der Reaktor in Tschernobyl explodierte, waren die Kinder noch nicht geboren. Die Folgen spüren sie jedoch nach wie vor.
26 Kinder fahren 56 Stunden
Dank der Dornbirnerin Martha Lang sowie vielen Sponsoren und Helfern können sich jedes Jahr Gomeler Kinder vier Wochen lang in Schwarzenberg erholen. Erholung haben die 26 Kinder und vier Betreuer auch nötig. Schließlich haben sie eine 56 Stunden lange Busfahrt hinter sich. Freitags fuhren sie in Gomel los, erst Sonntagabends kamen sie an. Normalerweise sind es 40 Stunden, erzählt Nowik. Aber wir sind fünf Stunden an der polnischen Grenze im Stau gestanden, und in Österreich hatte der Bus eine Panne.
Sogar anschieben mussten sie den Reisebus noch kurz vor dem Ziel. Die Ruhestunde nach dem Mittagessen ist gerade zu Ende. Im Untergeschoss wartet ein Turnsaal zum Austoben. Dima hängt bereits an der Kletterwand. Die Tischfußballtische sind bei Buben und Mädchen beliebt, der Dachboden dann doch eher nur bei den Mädchen. Schließlich finden sich dort allerhand Kleider für die Modeschau. Brettspiele warten in der Stube, ein Schwimmbecken auf der Terrasse, Natur und Berge vor der Haustüre.
Kiloweise Kartoffeln
Lang organisiert Erholungsaufenthalte für Strahlenopfer aus Gomel seit nunmehr 15 Jahren. Auch der mittlerweile verstorbene frühere Chefarzt am Landeskrankenhaus in Feldkirch, Elmar Blum, hatte vielen Gomeler Kindern Ferien in Vorarlberg ermöglicht. Lang engagierte sich parallel für die Strahlenopferhilfe in Tirol. Mittlerweile haben sich beide Initiativen zusammengeschlossen. Der Reisebus bringt erst über ein Dutzend Kinder ins Ötztal, bevor es für den Rest der Gruppe weiter in den Bregenzerwald geht. 406 Kinder waren bisher da, weiß Lang die Zahl genau. Viele der Kinder kommen aus sozial schwachen Familien, manche sind krank. Eine solche Reise könnte sich niemand leisten. Sie haben wenig Kalzium in den Knochen, dafür umso mehr Cäsium im Körper.
Vor der Abfahrt werden sie untersucht. Tanja Nowik zeigt ihre Unterlagen mit den Ergebnissen der Messungen. Mehr als 20 Becquerel pro Kilogramm Körpergewicht sollte kein Kind haben. Unter diesem Cäsiumwert liegen jedoch die wenigsten. In Dimas Zeile steht am Schluss gar die Zahl 44. Saubere Bregenzerwälder Luft, gutes Essen und Apfelpektin es absorbiert dasCäsium sollen das ändern. Nach einem Monat zeigt die Kur Wirkung. Viele Kinder haben, wenn sie aus Vorarlberg zurückkehren, fast null, sagt Betreuerin Nowik hoffnungsfroh. Vier Wochen, die noch vor den 26 Kindern liegen.
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