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Bildungsstandardtest: Opposition schießt sich auf Landesregierung ein

Kein gutes Haar lässt die Opposition an der Bildungspolitik
Kein gutes Haar lässt die Opposition an der Bildungspolitik ©VOL.AT bzw APA
Die gestern präsentierten Ergebnisse der Standardtestungen in Deutsch bescheinigen Vorarlberg kein gutes Zeugnis. Die Vorarlberger Oppositionsparteien sehen die Schuld unter anderem bei der Landesregierung.
Bildungsstandards: Vorarlberg Schlusslicht

Hart ins Gericht geht FPÖ-Landesparteiobmann Reinhard Bösch, angesichts der Ergebnisse des Bildungsstandardtests Deutsch, mit der Landesregierung. “Nicht nur die Bundesregierung, auch Landeshauptmann Wallner und Landesrätin Mennel sind nicht mehr Herr der Lage im Bildungsbereich. Anstatt Schüler, Eltern und Pädagogen ständig mit der Ankündigung einer reinen Luftblase namens ’Modellregion Vorarlberg’ zu vertrösten müssen endlich Maßnahmen zur raschen Verbesserung der Bildung für unsere Kinder gesetzt werden“, kritisiert Bösch die Landesregierung.

Bösch sieht den Grund des schlechten Abschneidens in der “Etablierung der linken Kuschelschule ohne jeden Leistungsanspruch”. “Unsere Bildungseinrichtungen dürfen nicht mehr länger als Spielwiese für gesellschaftspolitische linke Fantastereien herhalten”, sagt Bösch.

SPÖ drängt auf Konsequenzen

SPÖ-Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger fordert von der Landesregierung eine realistische Einschätzung der Herausforderungen. “Wie viele Studien und Fehlentscheidungen braucht es noch, bis Landeshauptmann Markus Wallner die Notbremse zieht?”, frägt sich die Sozialdemokratin.

Sie fordert die Landesregierung auf, einen Masterplan zu erstellen. Dieser müsse eine Strategie beinhalten, deren Ziel es ist, Vorarlbergs Schüler ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern und ihnen eine Bildungs-Grundausstattung für das spätere Leben mitzugeben.

Generell verortet sie im Bildungs- und Schulbereich die größte Schwäche der Landesregierung. Dies sei katastrophal für ein Land, das derartig wirtschaftsorientiert ist wie Vorarlberg, so Gabi Sprickler-Falschlunger: “Es kann nicht sein, dass die Landesregierung bei einem so zentralen Thema nur die Zuseherrolle einnimmt. Vom erklärten Regierungsziel, die Anzahl der Risikoschüler zu halbieren, ist man jedenfalls meilenweit entfernt.“

NEOS orten akuten Handlungsbedarf

“Höchste Zeit, dass endlich das Ruder herumgerissen wird und unsere Kinder die Chancen bekommen, die sie verdienen“, kommentiert NEOS-Bildungssprecherin Martina Pointner das ernüchternde Ergebnis. Besonders dramatisch wertet sie die Tatsache, dass die Ergebnisse der Neuen Mittelschule (NMS) massiv schlechter ausfallen als die Ergebnisse der AHS: “Ergebnisse wie dieses stimmen nicht gerade hoffnungsfroh, dass es mit der neuen Schulform tatsächlich besser werden könnte. Sollte man am Projekt ‚Gemeinsame Schule’ tatsächlich festhalten, so ist klar, dass hier tiefgreifende Änderungen notwendig werden“, betont Pointner.

Kürzlich wurde im Landtag ein Mehrparteien-Antrag zur Verbesserung der Bildungsqualität an den Vorarlberger Pflichtschulen eingebracht. Pointner hofft, dass die darin geforderten Maßnahmen nun auch schnellstmöglich umgesetzt werden.

ÖVP wehrt sich gegen Kritik

Die gestern präsentierten Ergebnisse der Standardtestungen in Deutsch waren auch aus Sicht von VP-Schulsprecherin Barbara Schöbi-Fink für Vorarlbergs Schulen wenig erfreulich. Die Reaktionen von Seiten der Oppositionsparteien kann sie allerdings nicht nachvollziehen. „Der Sprachschatz von FPÖ-Landesobmann Reinhard Bösch macht deutlich, dass in seinem Deutsch-Unterricht Goethe und Schiller keine überragende Rolle gespielt haben“. Pikant empfindet Schöbi-Fink, dass Bösch die „Modellregion Vorarlberg“ als Luftblase bezeichnet: „Eine Luftblase, die seine Fraktion im Landtag vehement gefordert und deren Umsetzung die FPÖ im Landtag mitbeschlossen hat“, kontert Schöbi-Fink.

Auch die Forderung der SPÖ nach einem Masterplan ist für Schöbi-Fink “ein nettes Schlagwort ohne konkreten Inhalt”: „Wir wissen, dass wir bereits im Kindergarten ansetzen müssen, in dem wir Defizite frühzeitig erkennen. Wir wissen, wie wichtig für Kinder mit bildungsfernem Elternhaus ganztägige Schulmodelle sind. All dies wird von der Landesregierung bereits umgesetzt. Allerdings brauchen solche  Maßnahmen Zeit, bis sie in den Testungen ihren  Niederschlag finden“. Schöbi-Fink erwartet sich auch, dass das sogenannte Volksschulpaket, das seit drei Jahren umgesetzt wird,  greift und bei der nächsten Testung Wirkung zeigt.

Das Orten von Handlungsbedarf, wie er von den Neos formuliert wurde – ist für Barbara Schöbi-Fink ein “Ausdruck von Hilflosigkeit”: “Die Neos sind gut beraten ihre Hausaufgaben in Sachen Bildung zu machen und taugliche Modelle zu definieren, die echte Verbesserungen für die Schülerinnen und Schüler bringen”, sagt Schöbi-Fink.

Wirtschaftskammer fordert Sofortmaßnahmen

Für Christoph Jenny, Bildungssprecher der Wirtschaftskammer Vorarlberg, braucht es einen anderen Umgang mit den Testergebnissen von Bildungsstandards. Langfristig angelegte Forschungsprojekte und Konzeptentwicklungen würden in erster Linie auf den Rahmen für eine “hoffentlich bald bessere Schule” fokussiert. “Darüber hinaus wäre es aber dringend notwendig, mehr Zeit und Engagement in sofortige Maßnahmen an den Schulen zu investieren”, betont Jenny.

Neben einer aktiveren Begleitung der Schulen in ihrer Entwicklung wünscht sich Jenny auch einen anderen Umgang mit den Ergebnissen von Vergleichstests: “Gerade Schulen, die eine gute Arbeit machen und mit ihren Schülern auch entsprechende Bildungserfolge erzielen, haben sich mehr Transparenz und eine Würdigung ihres Engagements verdient. Das erzeugt Wettbewerb und erhöht den Druck auf andere, es ihnen gleichzumachen”.

Bundesweites Ergebnis

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