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Bilder sorgen für Verwirrung

Die Bilder von Miro Kuzmanovic sind bereits fast vollständig verschwunden.
Die Bilder von Miro Kuzmanovic sind bereits fast vollständig verschwunden. ©cth
Bilder sorgen für Verwirrung

Hohenems. “Vielleicht könnte man von den Initiatoren bzw. Anbringern der unlesbaren Plakate im Zentrum wieder verlangen, die Reste zu entfernen. Sie bilden in ihrem Zustand bzw. ihren Überresten ein Ärgernis und der Ausgangszustand sollte wieder hergestellt werden”, meldet sich Lothar Hämmerle dieser Tage im Bürgerforum. Mario Lechner von der Stadt Hohenems erklärt darauf: “Bei den Bildern handelt es sich um Schwarzweiß-Fotographien von Miro Kuzmanovic – und nicht um unlesbaren Plakate -, die anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages auf der Emsbachbrücke und den Emsbachstufen angebracht wurden. Die Aktion war von Anbeginn an als vorübergehend geplant. Die Vergänglichkeit der Materialien ist Teil des Konzeptes. Vielleicht ist es etwas ungewohnt, dass bildende Kunst nicht schön gerahmt und auf Dauer angelegt in einer Galerie hängt, sondern in dieser Form präsentiert wird. Ein Ärgernis kann ich darin aber nicht erkennen”, so Lechner.

“Tschernobyls Erbe”

Seit dem 22. April 2011, ist auf dem Hohenemser Schlossplatz eine Installation Miro Kuzmanovics zu sehen, welche an eines der einschneidendsten Ereignisse der jüngeren Menschheitsgeschichte erinnert. Am 26. April 2011 jährte sich der Unglückstag des Super-Gaus im ukrainischen Atomkraftwerk von Tschernobyl zum 25. Mal – und das Thema “Atomenergie” hat durch die jüngsten Ereignisse in Japan nochmals beklemmende Aktualität erlangt. Aus diesem Anlass zeigt Miro Kuzmanovic eine Installation, die aus in der Sperrzone um Pripyat entstandenen Fotografien besteht. Die eindrücklichen Schwarzweißbilder zeigen eine Welt, die der Mensch aufgeben musste, die sich die Natur auf seltsame Weise wieder “zurückholt”. Die Installation besteht aus großformatigen Schwarzweiß-Fotografien, die auf den Steinboden und Asphalt des Schlossplatzes geklebt werden. Eine Dauer von etwa einem Monat ist geplant. Durchaus möglich ist aber auch, dass die Bilder durch die Witterung bedingt schon vorher der Natur Platz machen, ähnlich wie sich auch die Natur Pripyats im Laufe der Zeit wieder das vom Menschen Geschaffene verdrängte.

Bilder einer verlorenen Welt

Miro Kuzmanovic wurde 1976 in Österreich geboren und machte sich als Fotograf von Reportagen ebenso einen Namen wie mit seinen Künstlerporträts, beispielsweise für das KUB Bregenz. 2009 gewann er den österreichischen Preis für Pressefotografie “Objektiv 09”. Aufsehen erregten insbesondere seine Aufnahmen, die im Gebiet der ukrainischen Stadt Pripyat nahe des Atomreaktors von Tschernobyl entstanden: “Seit dem Supergau vor 25 Jahren bahnt sich trotz höchster Verstrahlung die Natur in der Sperrzone um den Fluss Pripyat ihren Weg zurück. Hochgradig verstrahlte Wildtiere besiedeln das Gebiet und werden von Menschen trotz Verbots gejagt. Es wird gefischt. Bieber bauten ihre Dämme und ließen die Kanäle überlaufen, sodass wieder eine Sumpflandschaft entstehen konnte. Das Fußballstadion der Stadt Pripyat wird von Bäumen und Sträuchern überwuchert. Die Evakuierungsbusse rosten im verstrahlten Dschungel vor sich hin. Asphalt reißt auf und aus ihm wachsen Gräser und Bäumchen. Nur alte Holzkreuze auf Friedhöfen erinnern daran, dass hier einmal Menschen lebten”, so Miro Kuzmanovic über die Fotografien, die er im verstrahlten Gebiet erstellt hatte.

Signale gegen eine “sichere Atomkraft”

Auch die Hohenemser Stadtvertretung hatte – nach den Ereignissen im japanischen Fukushima – am 7. April 2011 einstimmig eine Anti-Atom-Resolution beschlossen, welche auf eine europaweite Abkehr von der Nutzung von Kernenergie hindrängt und den Ausbau erneuerbarer Energieträger befürwortet. Betont wurde dabei auch, dass der Betrieb von Atomkraftwerken nicht als “innerstaatliche Angelegenheit” gewertet werden darf, sondern alle Menschen grenzüberschreitend gefährdet.

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