Über 280 MitarbeiterInnen und 30 Lehrpersonen haben in Vorjahr in sieben Fachbereichen des Vorarlberger Kinderdorfs knapp 3000 Kinder und Jugendliche begleitet und betreut, deren Familien in einer Risikosituation leben. „Diese Familien sehen oft kaum mehr Licht am Ende des Tunnels“, stellt Christoph Hackspiel, Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs, anlässlich der Präsentation des aktuellen Jahresberichts fest. „Erschöpfung, Überforderung, Sucht, Krankheit, Armut, Scheidungsdramen – die Ursachen für familiäre Krisen sind vielfältig“, so Hackspiel.
Belastungsproben für Familien
Unter den Belastungen, die die Eltern zu bewältigen haben, würden vor allem die Kinder leiden. Alice Hagen-Canaval, Leiterin des Ambulanten Familiendienstes, spricht von einer „großen Herausforderung, diesen Kindern ein Stück Normalität zu bieten“. 757 Kinder in 357 Familien wurden im Vorjahr vom Ambulanten Familiendienst betreut. In über 20 Prozent der Familien leidet zumindest ein Elternteil unter einer schweren körperlichen Erkrankung, in über einem Viertel der Familien haben Eltern mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen. Oft erschweren gravierende finanzielle Schwierigkeiten den Alltag.
Oft fehlt sichere Bindung
Ziel sei es, Krisen zu meistern und Optimismus zu wecken, betont Christoph Hackspiel. Dass Kinder, die Probleme haben, auch Probleme machen, war in den vergangenen Jahren vor allem in den stationären Bereichen des Vorarlberger Kinderdorfs spürbar. „Wir betreuen zunehmend Kinder, die aufgrund ihres Verhaltens große Schwierigkeiten in einem Gruppensetting haben“, erläutert Anneli Kremmel-Bohle, Kinderschutz-Koordinatorin des Vorarlberger Kinderdorfs. „Diese Kinder gefährden aufgrund ihres gewaltbereiten und übergriffigen Verhaltens die Gruppe, aber auch die BetreuerInnen.“ Häufig seien diese Kinder aufgrund von Gewalt und Vernachlässigung in ihren Herkunftsfamilien traumatisiert und hätten in ihren ersten Lebensjahren keine sichere Bindung erfahren.
Netzwerke und frühe Hilfen
Verstärkt hat das Vorarlberger Kinderdorf deshalb auch 2016 in Prävention, Frühe Hilfen und Angebote für eine sichere Eltern-Kind-Bindung investiert. Netzwerken für einen guten Start ins Leben, heißt die Devise. Im Schulterschluss mit Land, Gemeinden, Ehrenamtlichen und Institutionen sollen die Entstehung von Problemen verhindert und Abwärtsspiralen durchbrochen werden. 185 Familien wurden vom Fachbereich „Netzwerk Familie“ im Vorjahr neu in eine Begleitung übernommen – um 28 Prozent mehr als 2015. Insgesamt leben 768 Kinder in den 382 Familien, die 2016 von Netzwerk Familie unterstützt wurden. 11.600 Stunden wurden im Bereich „Familienimpulse“ von Ehrenamtlichen geleistet, die Familien mit einigen Stunden pro Woche unter die Arme greifen. „Verschiedene Gründe können vor Belastungsproben stellen“, erklärt Familienimpulse-Leiterin Daniela Wagner-Turken. „Die Geburt von Mehrlingen zum Beispiel, wenn die Mutter alleinerziehend oder sehr jung ist, oder ein familiäres Netz fehlt.“
Steigende Anforderungen
Die Anforderungen stiegen 2016 auch in der Besuchsbegleitung, die im vergangenen Jahr 102 Kindern ein Treffen mit dem getrennt lebenden Elternteil in unbeschwerter Atmosphäre ermöglichte. „Vor allem für kleine Kinder sind wöchentliche Besuchskontakte wichtig, um mit beiden Elternteilen vertraut zu bleiben“, stellt Gabriele Rohrmeister fest. „Je schneller sich die Eltern einig sind und je weniger gegenseitige Schuldzuweisungen erfolgen, umso einfacher ist die Trennung für das Kind zu bewältigen.“ Die dafür notwendigen Beratungsgespräche der Eltern könnten aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel jedoch nur marginal durchgeführt werden.
Besondere Projekte
In allen Fachbereichen wurden besondere Projekte für die betreuten Kinder und Jugendlichen durchgeführt. In der Paedakoop beispielsweise leisteten Maria Jansa und Wolfgang Flatz im Rahmen einer speziellen Form von „Kunst am Bau“ ganze Arbeit. 2016 wurden in der Paedakoop 79 Kinder und Jugendliche betreut. In seinem Jubiläumsjahr durfte sich das Vorarlberger Kinderdorf darüber hinaus über große Unterstützung seitens der Bevölkerung freuen. Großen Anklang fand vor allem auch die ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“, bei der für notwendige Sanierungsarbeiten und Verbesserungen der Infrastruktur im Kinderdorf Kronhalde gesammelt wurde.
(Vorarlberger Kinderdorf)
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