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Bewegung in der Verkehrsdiskussion

Verkehrsdiskussion Lustenau

Planungsprozess für eine Entlastung Lustenaus geht in die entscheidende Phase.

Lustenau. Dass das Thema Verkehr in Lustenau ein heißes Eisen ist, merkt man spätestens, wenn man die Leute auf der Strasse darauf anspricht. “Ach, immer diese Diskussionen und dann passiert doch wieder nichts. Ich kann’s schon nicht mehr hören!”, ärgert sich ein älterer Herr. Dabei ist man, wenn man den Verantwortlichen in Politik und Planungsverfahren glauben kann, einer nachhaltig entlastenden Lösung für Lustenau so nah wie nie zuvor. “Der Planungsprozess geht in die entscheidende Phase, die Entlastungsvarianten liegen auf dem Tisch. Es ist nun an der Politik, eine Entscheidung für eine dauerhafte Entlastung und damit für die Zukunft unseres Wirtschafts- und Lebensraumes zu treffen”, ist Bürgermeister Kurt Fischer überzeugt. “Lustenau braucht jedenfalls eine Entlastung durch eine Straßenlösung, die Alternative E-neu (Dornbirn Nord – Zellgasse – Bruggerloch/-horn) bringt für unsere Gemeinde die größte Entlastungswirkung, insbesondere was den LKW-Verkehr angeht. Außerdem wird dadurch endlich das Betriebsgebiet Industrie Nord an eine höherrangige Straße angebunden – die dortigen Unternehmen warten schon viel zu lange darauf”, so Fischer weiter.

Dies deckt sich auch weitgehend mit den Erkenntnissen aus dem seit drei Jahren dauernden Planungsprozess. “Modellberechnungen haben gezeigt, dass es Bereiche gibt in denen mit einer Optimierung des öffentlichen Verkehrs eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation erreicht werden kann. Lustenau gehört aber aufgrund des Schwerverkehrs ganz eindeutig zu den Bereichen in denen ohne Strasse keine Entlastung möglich ist”, erläutert “Mobil im Rheintal”- Projektleiter Christian Rankl. Gleichzeitig erinnert er daran, dass alle drei verbliebenen Straßenvarianten im Sinne einer Gesamtverkehrslösung immer in Kombination mit einer ÖV-Alternative zu sehen sind. Der vor kurzem wieder ins Spiel gebrachten “E-neu”, die derzeit für heiße Debatten sorgt, räumt Rankl nach derzeitigem Ermittlungsstand gar nicht mal so schlechte Chancen ein. Damit würde eine bestehende Strasse verwendet die die kürzeste Anbindung zur Vorarlberger Autobahn hat und im Gegensatz zur “S18” in den sensiblen Bereichen unterflur geführt würde. “Derzeit kann man seriöserweise nicht sagen, dass diese Variante von vorneherein unmöglich ist. Bis jetzt ist noch kein sogenanntes “Killerkriterium” aufgetaucht.” Für Rankl gilt es zu entscheiden, ob eine derartige Variante möglich wäre ohne erhebliche Auswirkungen auf den Naturraum. Sein Vorschlag wäre die “E neu” in einer nächsten Planungsstufe einer Naturverträglichkeitsprüfung zu unterziehen.

Den Einwänden der Grünen und Naturschützer kann auch Kurt Fischer, bei allem Verständnis für den Schutz von Natur und Umwelt, nicht viel abgewinnen. “Eine ökologisch vertretbare und bodenschonende Ausführung dieser Variante muß auch am Rande eines Natura 2000-Gebietes möglich sein, zumal zurzeit täglich tausende Fahrzeuge auf der “Mini-S18″ Senderstraße durchs Ried fahren. Unser Wirtschaftsstandort braucht eine grenzüberschreitende Verbindung zwischen den beiden Autobahnen und die Anrainer an der L203/204 brauchen eine spürbare, nachhaltige Entlastung. Die Situation ist absolut untragbar und durch die hohe Lärm- und Abgasbelastung auch gesundheitsschädlich.” Gleichzeitig möchte Fischer entlastende Sofortmaßnahmen forcieren. Dazu zählen eine sofortige Auffächerung des LKW-Verkehrs, eine schnellere Zollabfertigung, LKW-Abrufanlagen und die Aufhebung des Abendfahrverbots in Liechtenstein. “Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser und der St. Galler Regierungspräsident Willy Haag unterstützen uns in unseren Bemühungen. Ein Treffen anfangs dieser Woche, an dem ich gemeinsam mit meinem Auer Kollegen Walter Grob teilgenommen habe, hat die Verbesserungspotenziale klar aufgezeigt, und auch deutlich gemacht, dass sich die Situation am Grenzübergang Lustenau-Au ohne gezielte Verbesserungsmaßnahmen weiter zuspitzen würde. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Lustenau durch eine solche Verkehrslösung eine neue Entwicklungsperspektive erhält – und die Anrainer die langersehnte Entlastung.”

Dies dürfte den Anrainern Hoffnung machen die an und um die Reichsstrasse wohnen und tagtäglich unter den über 20.000 Fahrzeugen, davon 2500 LKW, leiden und am Verkehrskollaps zu ersticken drohen. Seit über dreißig Jahren hat man sie immer wieder vertröstet, ihre Nerven liegen verständlicherweise blank. “Die derzeitige Situation ist für Gemeinde, Wirtschaft und Anrainer schon lange nicht mehr tragbar. Wir fordern jetzt eine Lösung! Wir setzten auf die Realisierung der “E neu” Variante die aufgrund der Unterflur-Führung und der Stillegung der L41 und L42 Seitenäste insgesamt einen Gewinn für das Ried darstellen würde. Von den Naturschützern und Grünen wünschen wir uns mehr menschliches Mitgefühl und Entgegenkommen. Nicht nur die Tiere sind schützenswert”, so Karina Lechtaler von der Bürgerinitiative Lebensraum Lustenau.

VN-Umfrage: Wie empfinden Sie die Verkehrssituation in Lustenau?

Grete Sperger, Rudolfstrasse/Ecke Reichsstrasse
Ich sehe jeden Morgen auf die Dächer von LKWs, habe Risse im Haus, kann nach vorne nicht lüften und bin einfach sehr frustriert. Es macht mich traurig, wenn ich höre, dass jeder Frosch und jeder Vogel wichtiger ist als der Mensch. Doch die Hoffnung stirbt zu letzt, ich hoffe auf eine baldige Lösung mit einer Straßenvariante die den Schwerverkehr aus Lustenau verbannt.

Gabi Hämmerle, Rudolfstrasse
Ich kämpfe weiter und möchte, dass die unendliche Geschichte zu einer Lösung kommt. Der Schwerverkehr muß endlich weg damit das Leben hier wieder lebenswert wird. Die ganzen Feinstaubwerte und die Lärmbelästigung im Ortskern liegen weit über EU-Norm. Aus meiner Sicht wäre die Variante “E neu” durchs Ried nach jetzigen Erkenntnissen die Beste.

Gerda Hollenstein, Morgenstrasse
Ich bin alteingesessene Lustenauerin, hier ist meine Heimat und ich möchte auch nicht wegziehen. Es braucht dringend eine Verkehrsentlastung, auch für die Wirtschaft. Ich würde gerne aufs Fahrrad umsteigen, hier ist es jedoch lebensgefährlich. Einmal hätte man mich mit dem Kiki beinahe zusammengefahren. Ich wünsche mir für mich und meine Nachkommen eine lebenswerte Umgebung.

Wolfgang Berlinger, Reichstrasse
LKW-Transit durch Wohngebiet verursacht nicht nur unzumutbare Lärm- und Schadstoff-Belastung für die Anrainer, sondern birgt auch erhebliches Gefahrenpotential für Unfälle mit Personenschaden. In der Vergangenheit ist es schon zu zahlreichen Unfällen mit Todesfolge an dieser Strasse gekommen. Eine ordentliche Straßenverbindung zwischen dem Österreichischen und Schweizer Autobahnnetz ist seit Jahrzehnten dringend notwendig und kann nicht durch punktuelle Maßnahmen gelöst werden

Karina Lechtaler, Morgenstrasse
Jahrelange Verzögerungen und Fehlentscheidungen haben zum Verkehrskollaps in und um Lustenau geführt. Politische Vertreter kamen und gingen, aber wir Anrainer haben tagtäglich die volle Belastung zu tragen. Ohne wirkungsvolle Schutzmaßnahmen oder Entschädigungen. Die Entscheidung gehört jetzt endlich zur Chefsache gemacht. Jede neue Straßenverbindung würde hauptsächlich Unterflur geführt, außer einem Grasdamm würde nichts zu sehen oder zu hören sein.

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