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Bewegtes Ländle

Bregenz -   Tausende Menschen ziehen jährlich zu, etwas weniger wandern ab. Gründe und Ziele gibt es viele.

Für Sigi Menz bedeutete der Schritt von Vorarlberg nach Wien einen großen Karrieresprung, den er nie bereut hat. Zurecht: Beruflich ging es mit dem heutigen Chef der Ottakringer Brauerei seither steil bergauf. Menz ist aber nur einer von rund 25.000 Vorarlbergern, die es in die Hauptstadt zog. Neben dem Brauereichef ist auch ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf ein prominenter Alemanne, der für die ganz große Karriere nach Wien ging. Doch die beiden Aufsteiger unterscheiden sich stark in ihrer Einstellung zum Wohnort Wien. Während Menz schon immer für die kulturreiche Großstadt schwärmte, sagt Kopf nur: „Vorarlberg ist mir lieber.“

Zuwanderung geht zurück

Doch es wird in Vorarlberg nicht nur ausgewandert. Aus allen Erdteilen zieht es Menschen in die ruhige Bergwelt. So zählte die Statistik Austria allein im Jahr 2009 insgesamt 4857 aus dem Ausland kommende Neo-Vorarlberger. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum haben 42.890 Menschen aus aller Welt ihren Lebensmittelpunkt nach Wien verlegt. Früher ließ Wien Vorarlberg nicht so weit abgeschlagen hinter sich, wie die Migrationsexpertin Eva Grabherr weiß: „Bis zum Jahr 1991 konnte Vorarlberg die stärksten Zuwanderungszahlen aufweisen. Seither geht es nur noch rückwärts“, so Grabherr und liefert auch gleich die Gründe für den Rückwärtstrend: „Migration braucht Pullfaktoren und die kann Vorarlberg nicht mehr so stark aufweisen wie früher: Viele Billigarbeitsplätze sind verloren gegangen.“ Denn Arbeitsmigration finde heute hauptsächlich aufgrund von Dienstleistungsarbeit – etwa im Tourismus – statt, nicht mehr aufgrund von Industriearbeit.

Zum „Ausschalten“ ins Land

Jedes Wochenende heißt es für den schwarzen Klubobmann Kopf: einmal Vorarlberg und wieder zurück. Eine politische Karriere im Ländle könnte sich der 52-Jährige zwar durchaus vorstellen, jedoch: „Ich will niemandem den Platz wegnehmen.“ So fliegt er eben jeden Freitag „zum Ausschalten nach Hause zu seiner Familie nach Altach.“ Im Gegensatz zu Siegfried Menz. „Mister Ottakringer“ lässt sich nur sporadisch und zu besonderen Anlässen in seiner alten Heimat blicken. Seine Familie hat er mit nach Wien genommen und das wird bis auf weiteres auch so bleiben, denn der Mittelpunkt sei eindeutig Wien, so der gebürtige Dornbirner. Trotzdem pflegt er seine Ländlekontakte immer noch gewissenhaft. Aber nicht nur Wien ist ein Magnet für viele Österreicher, auch Vorarlberg wird jährlich für Hunderte Menschen aus ganz Österreich zur Wahlheimat. Dabei ist der Nachbar Tirol am stärksten vertreten, gleich darauf folgt Wien. Karlheinz Kopf ist nach eigenen Aussagen nie ausgewandert und das würde er auch nie tun, wie er selbst sagt. Deswegen fällt es ihm nicht schwer zu entscheiden, wo er seine Politpension verbringen wird. Für Sigi Menz ist das noch nicht so klar. Darüber ob er wieder in seine alte Heimat zurückkehren wird oder in Wien bleibt, will er erst entscheiden wenn es tatsächlich soweit ist.

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