Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, ist am Dienstag zu einem offiziellen Besuch in Wien eingetroffen. Er wurde von Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfangen und wird auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) treffen sowie ein katarisch-österreichisches Wirtschaftsforum besuchen.
Emir von Katar zu Besuch in Wien: Vier-Augen-Gespräch mit Van der Bellen
Unter eisigen Windböen wurde der Emir vom Bundespräsidenten im Inneren Burghof mit militärischen Ehren empfangen, auch Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) war zu seiner Begrüßung gekommen. Anschließend zogen sich die beiden Staatsoberhäupter zu einem Vier-Augen-Gespräch und einem darauffolgenden Arbeitsgespräch im Beisein beider Delegationen zurück. Am Nachmittag trifft der 38-jährige Scheich dann den Bundeskanzler.
Fragen der Journalisten an den Emir waren nicht möglich. Gegeben hätte es sie durchaus: Das kleine Emirat am Persischen Golf – ungefähr so groß wie Oberösterreich – wird seit rund eineinhalb Jahren von seinen Nachbarstaaten Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Bahrain boykottiert. Sie werfen Katar undurchsichtige Beziehungen zum schiitischen Iran sowie die weltweite Unterstützung islamischer Extremisten vor. Katar hat die Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen.
Darüber hinaus ist der in Katar – wie auch in anderen arabischen Ländern – weitverbreitete Antisemitismus immer wieder Gegenstand internationaler Kritik. Schließlich hat die Ausrichtung der kommenden Fußball-WM 2022 ein Schlaglicht auf die teilweise sklavenartigen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Arbeitskräfte in dem Land geworfen.
Gespräche in Wien: Wirtschaftsbeziehungen im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt der Gespräche des Emirs in Österreich stehen laut Präsidentschaftskanzlei vor allem bilaterale Themen, insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen. Rund 150 österreichische Firmen sind in dem öl- und gasreichen Staat aktiv, davon haben 15 auch Zweigstellen oder Tochtergesellschaften im Land. Österreich sucht die Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Umwelt sowie Wissenschaft und Forschung.
Für Österreich ist Katar auch aus sportlicher Sicht interessant, hofft man doch auf die Qualifikation für die Fußball-WM, die dort vom 21. November bis 18. Dezember 2022 stattfindet. Der Bundespräsident nützte folgerichtig die Gelegenheit, um dem Emir einen FIFA-WM-Ball mit den Autogrammen der Spieler des heimischen Nationalteams als Gastgeschenk zu überreichen.
Katar gilt als reichster Staat der Welt
Katar mit seinen riesigen Gasreserven gilt als reichster Staat der Welt. Dem Emirat gehört auch “Al-Jazeera”, der weltweit größte arabische TV-Nachrichtensender. Das politische System Katars wird von der Herrscherfamilie dominiert, die mehrere tausend Mitglieder zählt und in verschiedene Zweige zerfällt. Von den schätzungsweise bis zu 2,36 Millionen Einwohnern des Emirats besitzen nur etwa zwölf Prozent die katarische Staatsbürgerschaft. Tamim bin Hamad Al-Thani übernahm das Amt des Staatsoberhaupts 2013 von seinem Vater Scheich Hamad Bin Khalifa al-Thani. Er ist mit drei Frauen verheiratet und hat zehn Kinder.
Besuch in Wien: Treffen mit Bundeskanzler Kurz
Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, ist im Rahmen seines Wienbesuches am Dienstag mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zusammengetroffen. Gemeinsam wohnten die beiden der Unterzeichnung zweier Memoranden über die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Tourismus bei.Pressestatements oder die Möglichkeit für Journalistenfragen gab es auch im Bundeskanzleramt, wie zuvor beim Treffen des Emirs mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, nicht.
Bei den vorangegangenen Gesprächen des Bundespräsidenten mit dem Emir und seiner Delegation standen laut Präsidentschaftskanzlei insbesondere die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen im Mittelpunkt. So sind laut Hofburg österreichische Unternehmen am Bau des Al-Waka-Stadiums für die Fußball-WM 2022 beteiligt. Inhalt des Gespräches seien damit zusammenhängend auch die notwendigen Verbesserungen der arbeitsrechtlichen Lage von Gastarbeitern und der Menschenrechte in Katar gewesen. Das Emirat habe als erster Golfstaat das sogenannte Kafala-System, das Arbeitnehmer weitgehend rechtlos hält, teilweise abgeschafft. Der Bundespräsident würdigte laut seinem Sprecher diese Fortschritte, die auch von der International Labour Organisation (ILO) bestätigt würden, und wies darauf hin, dass noch einiges zu tun sei.
Am späteren Nachmittag stand für die katarische Delegation, allerdings ohne ihr Staatsoberhaupt, noch der Besuch eines katarisch-österreichischen Wirtschaftsforums auf dem Programm.
(APA/Red)
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