Nachvollziehbar und vorausschauend sieht ÖVP-Landtagsabgeordneten Matthias Kucera die Empfehlung von Landeshauptmann Markus Wallner, in den Landeskrankenhäusern bis auf weiteres keine religiös motivierten Beschneidungen mehr durchzuführen. Diese Empfehlung, so Kucera, diene in erster Linie dem Schutz der Ärzteschaft, bis die Rechtslage hundertprozentig geklärt ist.
Deutsches Beschneidungs-Urteil
Das entsprechende Urteil des Landgerichts Köln stelle die bisherige Praxis in Österreich in Frage. Entgegen anderen Aussagen liege nämlich auch hierzulande keine gefestigte Rechtsmeinung vor. Es musste – wohl aufgrund der geringen Fallzahl in Österreich – noch nie darüber befunden werden, ob die Beschneidung als Körperverletzung zu gelten hat und allenfalls Schadenersatzansprüche nach sich zieht, so Kucera.
Populismus-Anschuldigung: ÖVP rudert zurück
Der ÖVP-Landesabgeordnete sagt klar, dass mit dem Urteil des Landesgerichts Köln die religiös motivierte Beschneidung an Kinder eine Körperverletzung ist. In rauem Ton rudert Kucera an die Sozialdemokraten zurück: “Die SPÖ-Abgeordnete Sprickler-Falschlunger macht es sich also etwas zu einfach, wenn sie die Bedenken der Landesregierung recht lapidar vom Tisch wischt.“ Für die aktuellen Populismus-Unterstellungen der SPÖ-Abgeordneten hat Kucera nur ein Kopfschütteln übrig.
Sommertheater der FPÖ
Ganz anders sehen das die Vorarlberger Grünen. Sie orten in der entfachten Debatte um Beschneidungen in Vorarlberg ein inszeniertes Sommertheater der Freiheitlichen.
Der Klubobmann der Grünen, Johannes Rauch, ist davon überzeugt, dass die FPÖ dieses Thema zum Vorwahlkampf nutzt. Mit ein bisschen Ausländerfeindlichkeit, etwas Antiislamismus und einem Hauch Antisemitismus bestreite die Blaue Partei ihren Vorwahlkampf. Überrascht zeigt sich Rauch darüber, dass Landeshauptmann Wallner eine Empfehlung für die Aussetzung der Beschneidungen in Vorarlberg ausgesprochen hat – zu voreilig findet Rauch.
Religiöse Tradition der Beschneidung
“Man muss Beschneidungen von kleinen Buben nicht gut finden und man kann durchaus darüber diskutieren, wie weit religiöse Rituale gehen dürfen“, nimmt Grünen-Klubobmann Johannes Rauch in der Diskussion über männliche Beschneidung Stellung.
Faktum sei, dass Juden und Muslime mit Bezug auf religiöse Traditionen Beschneidungen vornehmen lassen. Sie tun das entweder in einem Spital oder bei Fachärzten, also sauber, unter Narkose und fachgerecht – oder bei irgendwelchen Pfuschern, so Rauch.
(VOL.AT)
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