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Berufsverbote für Raucher?

Laut einem Beschluss der Europäischen Union können Arbeitssuchende, die Raucher sind, künftig abgelehnt werden. Vorarlberger Firmen sind da toleranter.

„Das wäre starker Tobak, das geht zu weit“, lehnt Regina Pröckl, Abteilung Kommunikation und Werbung von der Raiffeisenbank in Bregenz, diese neue EU-Richtlinie ab, die Nichtraucher weiter schützen soll. In der Zentrale der Raiffeisenbank darf geraucht werden – entweder im Stiegenhaus oder im Mitarbeiterrestaurant. Wer während der Arbeit qualmt, muss ausstempeln.

Noch „sauberer“ ist die nicht immer einfache Koexistenz zwischen Rauchern und Nichtrauchern in der neuen Spar-Zentrale im Dornbirner Wallenmahd gelöst. „Bei uns haben die Mitarbeiter darüber abgestimmt, dass in den Büros nicht geraucht wird“, berichtet Doris Feuerstein von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Wer raucht oder einen Kaffee trinken geht, muss sich ebenfalls ausstempeln. „In der Kantine gibt es einen extra durch Glas abgetrennten Bereich für Raucher“, sagt Feuerstein. Von „Berufsverboten“ für Raucher hält sie nichts. „Jeder hat eine Macke.“

Aus ganz praktischen Gründen hält Klaus Holbach, Leiter der Rechtsabteilung bei der Arbeiterkammer, nicht viel von dem neuen EU-Anti-Raucher-Erlass. „Er bringt keine wesentliche Änderung“, meint der Rechtsexperte. Schließlich könnten Arbeitgeber jetzt schon nach Gusto das Rauchen in ihrer Firma regeln. Vom totalen Rauchverbot zum Rauchen in den Pausen sei rechtlich alles möglich. „Schließlich ist Rauchen Privatvergnügen“, wobei der AK-Jurist einräumt, dass solche Raucher, „die sich jede Stunde irgendwo verkrümeln, für Sand im Getriebe sorgen können.”

Bei Beschläge-Blum in Höchst zeigt man sich selbst solchen „Problem-Rauchern“ gegenüber tolerant. „In beschränktem Ausmaß sind Rauchpausen während der Arbeitszeit in der Verwaltung erlaubt. Ohne Ausstempeln. „Allerdings sind Raucher an den entsprechenden Plätzen immer zu sehen – und es ist die Frage, wie oft dort jemand gesehen werden möchte“, so Christine Germann von der Personalabteilung. In der Produktion dürfen Blum-Mitarbeiter alle zwei Stunden fünf Minuten in der Pause rauchen.

„Wobei in der Produktion wohl 90 Prozent der Mitarbeiter rauchen – wenn wir da nur Nichtraucher einstellen würden, könnten wir unser Werk zumachen!“ Man könne die Einstellung qualifizierter Facharbeiter nicht vom Nichtrauchen abhängig machen. Andererseits animiert Blum seine Lehrlinge, von Glimmstängeln abzulassen. „Wer nicht raucht, bekommt monatlich eine Prämie von zehn Euro, die nach der Lehre ausbezahlt werden!“ Ganz liberal geht’s bei Zumtobel in Dornbirn zu. Rauchen ist im Prinzip überall erlaubt. Raucher würden aus reiner Rücksicht gegenüber Nichtrauchern ihre Büros verlassen. Auch hier gilt: Qualifikation vor privatem Laster!

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