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Überstunden im Spital explodieren

Feldkirch - Mehr Ausbildungsstellen für die Anästhesie im LKH Feldkirch.

Die unter akuter Personalnot leidende Anästhesie-Abteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch hat jetzt bei der Ärztekammer die Ausweitung der Ausbildungsstellen von sieben auf neun beantragt. „Diese Erhöhung werden sie auch bewilligt bekommen“, bestätigt Spitalsärztesprecher und Ärztekammer-Vizepräsident Dr. Burkhard Walla auf VN-Nachfrage.

Qualität muss stimmen

Voraussetzung bei der Zuteilung von Ausbildungsstellen ist, dass für jeden Ausbildungsplatz ein Facharzt zur Verfügung stehen muss. Das sei im Falle der Anästhesie in Feldkirch gewährleistet. Negative Bescheide haben laut Walla allerdings auch nichts mit Willkür zu tun. „Hier geht es um die Qualität und dafür gibt es klare gesetzliche Vorgaben“, betont er. Ansuchen um Ausbildungsplätze müssen die jeweiligen Spitalsträger. In den letzten Jahren seien aber nur sehr wenige Anträge tatsächlich abgelehnt worden. Was die von Landesstatthalter Markus Wallner angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im Zusammenhang mit dem Ärztemangel angeht, seien diese begrüßenswert, vor allem aber dringend notwendig, sagt der Spitalsärztesprecher. Besonders die Gehaltsreform dulde keinen Aufschub mehr. Denn: „Viele sind schon verärgert gegangen. Die Bereitschaft, wie früher Kompromisse einzugehen, ist gering geworden“, stellt Burkhard Walla trocken fest. Man müsse nun zwar abwarten, was bei dieser Gehaltsreform tatsächlich herauskomme. „Doch ohne zusätzliches Geld wird sicher nichts gehen“, lautet die unmissverständliche Ansage. Erst recht nichts gehen wird ohne zusätzliche Mediziner für die Krankenhäuser. Die vor knapp einem Jahr neu aufgesetzte Betriebsvereinbarung brachte nämlich auch nicht die erhoffte Entlastung. Bis dahin waren die Ärzte zu 120 Prozent angestellt. Zur Sollarbeitszeit von 48 Stunden wöchentlich kamen allerdings noch die Nachtdienste. „Damit waren wir wieder bei bis zu 70 Wochenstunden“, so Burkhard Walla.

Ein Teufelskreis

Als die Spitalsärzte mit Kündigung der Betriebsvereinbarung drohten, wurden die Verträge auf 110 Prozent gesenkt. Man versuchte, mit weniger Stunden zurande zu kommen. Ohne Erfolg. „Allein im Krankenhaus Feldkirch sind die Überstunden von 14.000 im Mai auf heute 22.000 explodiert“, verdeutlicht Burkhard Walla, dass nur mehr Personal aus diesem Teufelskreis hinausführt. „Es ist höchst an der Zeit, die Attraktivität des Arztberufes im Spitalsbereich zu steigern.“ Walla hofft deshalb, dass der Ankündigung eine rasche Umsetzung folgt. Zur Frage der Verpflichtung von Uni-Absolventen meint er, dass vielleicht ein Teil des Studiums aus Steuergeldern finanziert werde. Für die Ausbildung im Spital gelte das sicher nicht. „Hier sind die jungen Ärzte schon Systemerhalter und billige Arbeitskräfte zugunsten der Steuerzahler“, formuliert es ihr Vertreter drastisch. SPÖ-Gesundheitssprecherin Dr. Gaby Sprickler-Falschlunger hat unterdessen eine Anfrage an Markus Wallner gerichtet. Darin will sie unter anderem Auskunft über die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation von Spitalsärzten und eine „genaue Aufstellung“ der unbesetzten Facharztstellen. Das späte Einlenken auf die Forderungen der Spitalsärzte habe die Versorgungssituation weiter verschlechtert, kritisiert sie.

(VN)

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