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Berlusconi will im Gespräch bleiben

Diesmal wird es eng für Silvio Berlusconi. Am 9. und 10. April wählt Italien ein neues Parlament, und die Umfragewerte für die rechtsgerichtete Regierungskoalition sind alles andere als rosig.

Der Ministerpräsident setzt deshalb in diesem Wahlkampf alles auf eine einzige Karte: auf sich selbst. Ob bei der Vorstellung des Wahlprogramms oder bei der Verkündung neuer Bündnisse – Inhalte und Koalitionspartner stehen deutlich in der zweiten Reihe. Allgegenwärtig ist dagegen der amtierende Regierungschef. Und das mit gutem Grund, denn letztlich spitzt sich die Wahl auf die Frage zu: für oder gegen Berlusconi?

Am Hauptbahnhof in Rom gehört der Regierungschef schon seit Wochen zum täglichen Anblick. Die fast 500.000 Pendler und Reisenden, die hier jeden Tag ein- und ausgehen, kommen zwangsläufig an den riesigen Wahlplakaten vorbei, auf denen die Forza Italia mit Berlusconis Konterfei wirbt. Denn die Plakate hängen nicht irgendwo. Sie drehen sich in der Haupthalle an rund zehn Meter hohen Säulen und kleben an der Glasfassade, so dass Berlusconis Bild den Vorplatz dominiert. Selbstverständlich hängen auch Wahlplakate der oppositionellen Linksdemokraten (DS) im Bahnhof – jedoch in Nebengängen, an den Zugängen zu den Bahnsteigen und vor allem deutlich kleiner.

Das Bild, das sich am Bahnhof bietet, ist symptomatisch für Berlusconis Wahlkampf. Seit Januar bemüht sich der Regierungschef um ständige Präsenz in den Medien und im Bewusstsein der Wähler. Die Mittel sind ihm da ziemlich egal. „Tag für Tag gibt es Neuigkeiten über ihn, ob sie nun schmeichelhaft sind oder nicht, ob sie wichtig sind oder nicht“, bilanziert der Buchautor und Italien-Experte Alexander Stille in der britischen Zeitung „Financial Times“. „Berlusconi hat aus dem italienischen Leben die längste Reality Show der Welt gemacht.“

Im Jänner war der Regierungschef, dem drei der sieben italienischen Fernsehsender gehören, fast täglich auf dem Bildschirm zu sehen. Erst seit dem offiziellen Beginn des Wahlkampfes am 11. Februar ist es damit vorbei: Die Kandidaten unterliegen einer Quotierung, durch die die Medienauftritte aller Bewerber ausgewogen sein soll. Prompt beschwerte sich Berlusconi am Samstag, die Medien wollten ihn mundtot machen. Sein Wahlkampf sei „komplett unterbrochen“ worden, weil sechs Radiosender Interviews mit ihm abgelehnt hätten.

Stattdessen bringt sich der Medienmagnat nun mit teils abstrusen Äußerungen ins Spiel. Mal vergleicht er sich mit Napoleon, mal sogar mit Jesus Christus. Einmal besucht er den verletzten italienischen Fußballstar Francesco Totti, dann wieder zeigt er sich mit der Mussolini-Enkelin Alessandra Mussolini, um das neue Bündnis mit deren rechtsextremer Partei bekannt zu geben. Dass der 69-Jährige zu diesem Termin alleine und ohne Bündnispartner erschien, war dabei kein Zufall. Erstens waren nicht alle Koalitionspartner wirklich glücklich über die neue Allianz, und zweitens wollte der Regierungschef damit klarstellen, dass er der Boss im Bündnis sei.

„Ich bin der einzige Chef der Koalition“, sagte Berlusconi auch am Freitag, bevor er das Wahlprogramm des Bündnisses vorstellte. Denn das ist seine Botschaft: der Regierungschef will sich als starker Mann präsentieren, der die Fäden und das Land zusammenhält. „Der Regierungschef kann gar nicht anders, als den Wahlkampf auf seine Person zuzuschneiden, was ihm 2001 auch den Wahlsieg eingebracht hat“, sagt der Politologe Marco Tarchi von der Universität Florenz. „Ich glaube nicht, dass er andere Waffen zur Verfügung hat.“ Der Ministerpräsident rücke die politischen Aspekte bewusst in den Hintergrund, weil die Opposition seine nicht eingehaltenen Wahlversprechen zu leicht zerpflücken könne.

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