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Vorarlberg als negatives Beispiel: Bericht zu Diskriminierung von Roma und Sinti

Vorarlberg wird im Bericht des Verein Romano Center kritisiert.
Vorarlberg wird im Bericht des Verein Romano Center kritisiert. ©VN
Der Verein Romano Centro hat am Donnerstag den zweiten Bericht zu Antiziganismus in Österreich präsentiert. Darin sind Vorfälle der letzten zwei Jahre gegen Menschen, die als "Zigeuner" wahrgenommen worden sind, dokumentiert.

“Antiziganismus ist extrem weit verbreitet, wird aber kaum als Form von Rassismus wahrgenommen”, sagte Geschäftsführerin Andrea Härle bei einer Pressekonferenz.Kern des stereotypen Bilds ist die Vorstellung, dass “Zigeuner” nicht zivilisiert sind und sich deshalb nicht in die Gesellschaft integrieren wollen. Zu den Vorurteilen gehören Heimatlosigkeit und Nomadentum, parasitäre Lebensweise wie Betteln und Sozialmissbrauch sowie Disziplinlosigkeit.

Stereotypen aufgezählt

Als aktuelles Beispiel dafür nannte Härle die Aussendung der Bürgermeister der fünf Vorarlberger Städte, die keine Zeltlager von Roma-Familien dulden wollen. In dieser seien alle Stereotype, von mangelnder Disziplin und Hygiene zu parasitärer Lebensweise, aufgezählt. “Durch diese Art von Sprachpolitik wird die Verantwortung für die Armut dieser Menschen ihnen selbst und ihrer Kultur zugeschoben”, so Härle. Sie diene als Rechtfertigung dafür, dass man den Betroffenen nicht hilft.

“Tagtäglicher Antiziganismus”

Der Bericht dokumentiert eine Auswahl von Fällen aus den Bereichen Politik, Medien, Arbeitsplatz, Internet und Bildung der Jahre 2013 bis 2015. Eine allgemeine Aussage darüber, ob die Diskriminierung mehr oder weniger geworden ist, lasse sich daraus nicht ableiten, aber “es zeigt sich, dass es tagtäglich Antiziganismus gibt”, sagte der Redakteur des Berichts, Ferdinand Koller. “Es passiert leider immer wieder, dass die Polizei die erlebte Diskriminierung verharmlost und sich weigert, Anzeigen gegen die Täter aufzunehmen.” Im Bereich Politik falle besonders die FPÖ negativ auf, aber auch die ÖVP betreibe – etwa im Wahlkampf in Salzburg 2014 oder aktuell in Vorarlberg – antiziganistische Politik.

“Diese politischen und medialen Debatten führen zu Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung und bergen deshalb ein Gefahrenpotenzial”, warnte Koller. Immer wieder komme es in zeitlicher Nähe dazu zu gewalttätigen Übergriffen und Diskriminierung. So versuchten etwa Anfang November in Vorarlberg zwei Männer, die sich als Polizisten ausgaben, Zelte von obdachlosen Familien in Brand zu stecken.

“Massiver Anstieg an Hetze und Gewaltaufrufen”

Einen allgemeinen Anstieg von Hetze im Internet beobachtet die Antirassismus-Stelle ZARA. “Wir nehmen einen massiven Anstieg an Hetze und Gewaltaufrufen im Internet wahr”, sagte Geschäftsführerin Claudia Schäfer. Die Hasspostings richten sich aufgrund der aktuellen Geschehnisse vor allem gegen Flüchtlinge und Muslime. Die Bilder, die verbreitet werden, etwa dass Flüchtlinge “nicht würdig” mit Kleidung oder Essen umgehen, haben auch eine Wechselwirkung. “Hier werden Anleihen beim konstruierten Feindbild gegen Roma und Sinti genommen.” Sie befürchte, dass sich der Hass rückwirkend auch auf die Gruppe der Roma und Sinti übertrage.

Personen, die von Antiziganismus betroffen sind, wehren sich immer noch selten gegen die erlebte Diskriminierung. Schäfer rief dazu auf, die Vorfälle bei einer Beratungsstelle zu melden – “auch in Hinsicht darauf, was von der Behördenseite unter den Teppich gekehrt wird”. Die Politik nehme das Thema zwar mittlerweile ernster, nach wie vor passiere aber wenig. (APA)

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