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Beim Pass fast "abgeblitzt"

Hohenems - Die Geschichte vom 66-jährigen Deutschen, der nach 40 Jahren in St. Gallen auch ein richtiger Schweizer werden wollte, aber wegen einer Geschwindigkeitsübertretung abgewiesen wurde, hat viel Heiterkeit verur­sacht.

Nicht freilich bei jenen, denen Ähnliches diesseits der Grenze widerfahren ist. Mehrfach geblitzt, sanken etwa auch Hilal Iscakars Chancen vor­übergehend ins Bodenlose. Die Geschäftsführerin des Vereins Offene Jugendarbeit Hohenems kam 1979 in Feldkirch zur Welt. Sie hat das BORG besucht und in Innsbruck Psychologie studiert. Jetzt, mit 30 Jahren, wollte sie ihre türkische gegen die österreichische Staatsbürgerschaft vertauschen. „Ich lebe hier, ich arbeite hier.“ Es war einfach Zeit. Bei der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch besorgte sie die Liste der nötigen Unterlagen. Als sie alles beieinander hatte, fuhr sie zur Landesregierung.

„Sie sind eine Raserin“

„Sie sind eine Raserin“, begrüßte sie die Referentin dort und hielt den Verwaltungsstrafenauszug in Händen: Vier Mal falsch geparkt, stand da. Aber auch: Sechs Mal zu schnell gefahren. Hilal Iscakar wurde nie der Führerschein entzogen, aber sie erinnert sich schon, dann und wann 50, 60 oder gar 90 Euro bezahlt zu haben. „Wir lebten damals in einer 30-Kilometer-Zone, und das Radar stand alle halbes Jahr ganz in der Nähe.“ Hilft das was? Nein. Aber, dass sie sich den Wagen damals mit ihrem Mann teilte, und er auch als Fahrer in Frage kommt, könnte helfen. „Er hat mir das bestätigt, obwohl wir heute getrennt leben.“ Und Sonja Moosbrugger vom Land nickt: „Wenn wir diese Aussage haben, sieht‘s anders aus.“ Moosbrugger kennt solche Fälle. Zehn Beratungsgespräche führen sie und ihre Kolleginnen jeden Tag. Und sie versuchen dabei, jeden Fall genau anzuschauen. Selbst beim Thema Diebstahl „muss man differenzieren. Wenn jemand als Jugendlicher im Kaufhaus was mitgehen ließ, wird man ihm das auch nicht ein Leben lang vorhalten. Wir schauen uns immer das Gesamtbild an.“ Erst wenn Anträge in ihren Augen Erfolg versprechen, reichen Moosbrugger und ihre Kolleginnen sie auch an den Einbürgerungsbeirat weiter. Der tagt vierteljährlich. Wann wird die Staatsbürgerschaft eigentlich aberkannt? „Wenn etwa der Antragsteller etwas im Verfahren bewusst verschwiegen hat“, sagt Moosbrugger. „Aber das kommt äußerst selten vor.

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