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Begehrtes Stück Wasser

Schwarzach - 5560 Boote sind derzeit in Vorarlberg gemeldet – Liegeplätze sind eine Rarität
Häfen in Vorarlberg: Ein Überblick

Udo Lindenberg träumt „oft davon, ein Segelboot zu klaun und einfach abzuhaun.“ Boote sind der Inbegriff von Freiheit. Sieht man die eleganten Gefährte über die Wellen gleiten, dann packt so manchen das Fernweh. Doch wer hierzulande ein eigenes besitzen möchte, der muss sich in Geduld üben – oder das Boot in der eigenen Garage parken.
Ob es noch freie Liegeplätze gibt? Auf diese Frage bekommt man von allen Hafenmeistern dieselbe Antwort: Nein – untermalt von einem Schmunzeln. Denn die Wartelisten sind lange. Mitunter sehr lange.

54 Hafenanlagen

In den sechs Vorarlberger Bodenseegemeinden gibt es insgesamt 54 Hafenanlagen. „Die reichen von vier bis zu einigen Hundert Booten“, sagt Reinhard Gartner von der Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Mit Ende 2010 waren bei der Behörde 5560 Boote gemeldet: 1372 Segelboote mit und 457 ohne Motor, die restlichen 3731 umfassen Fahrgast- und Güterschiffe, Motor-, Fischer-, Miet- oder Ruderboote.
„Bei uns muss man zwischen acht und zehn Jahre auf einen Liegeplatz warten. Derzeit sind rund 300 Bregenzer und 500 Nicht-Bregenzer auf der Warteliste“, sagt Robert Pockenauer von der Stadt Bregenz. Beinahe so viele wie es Liegeplätze in den insgesamt sechs Hafenanlagen gibt – drei davon werden von der Stadt verwaltet. Wie allerorts bekommen stets Gemeindebürger den Vortritt.
„Extrem begehrt“ sind die Parkplätze auf Wasser auch in Gaißau: „In Hafen Wetterwinkel etwa wird statistisch gesehen pro Jahr ein Platz frei“, rechnet Michael Hartenstein vor. Über 100 Freizeitkapitäne haben sich dort auf die Warteliste setzen lassen. In Höchst ergattern pro Jahr ein bis zwei Personen von über 400 auf der Warteliste einen Liegeplatz, in Hard muss sich ein Kapitän bis zu 20 Jahren gedulden.
„In 70 Jahren vielleicht. Die Aussichten sind ganz schlecht“, hat auch der Fußacher Gemeindesekretär Walter Wetzel keine besseren Nachrichten. „Wenn einer pro Jahr frei wird, dann ist es viel.“ Für rund 600 Fußacher heißt es daher: „Bitte warten.“ Da die Liegeplätze nicht übertragbar sind, würden  immer öfter sogenannte  Liegeplatzgemeinschaften gegründet: „Verwandte in gerader Linie können den Platz an ein Mitglied der Gemeinschaft übertragen“, erläutert Wetzel. Etwas besser stünden die Chancen eventuell in den Privathäfen: „Dort findet eher ein Wechsel statt, da die Plätze etwas teurer sind. Aber so schnell gibt niemand einen Platz her.“
Der Lochauer Hafenmeister Franz Leissing beobachtet bereits einen neuen Trend: „Da es praktisch keine Liegeplätze gibt, chartern immer mehr Leute für den Urlaub ein Boot.“ (VN/ ger)

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