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Begegnungen außerhalb der Kirchenmauern

Gespräche außerhalb der Kirchenmauern: Jeden Freitagnachmittag auf dem Marktplatz.
Gespräche außerhalb der Kirchenmauern: Jeden Freitagnachmittag auf dem Marktplatz. ©edithhaemmerle
In der Fastenzeit steht das Kreuz als Zeichen des christlichen Glaubens am Marktplatz.
Begegnungen außerhalb der Kirchenmauern

Dornbirn (EH) Ein großes Holzkreuz mitten auf dem Marktplatz. Etwas ungewöhnlich. Es wirft Fragen auf. Beim näheren Hinsehen bemerkt der Betrachter dann auch die langen Stahlnägel, die auf dem weißen Tuch liegen, das vom Kreuz ausgeht, oder zum Kreuz hinführt. Vorbeigehende bleiben stehen, fragen, lesen die Impulse, die ebenfalls auf dem weißen Tuch angebracht sind. „Was soll das Ganze?“ will der eine oder andere wissen. Alfons Meindl (49), Pfarrkoordinator der Pfarre Haselstauden, ist jeden Freitagnachmittag vor Ort. Er antwortet auf Fragen. Mehr noch. Er klärt auf: „Wir wollen gerade jetzt, in der Fastenzeit, aus den Kirchenmauern hinausgehen zu den Menschen.“ Darin liege der Schwerpunkt dieser Aktion, initiert von der „Kirche in Dornbirn“. Angefangen hat Meindl vor drei Jahren am Bahnhof. „Der Bahnhof ist ein Ballungszentrum. Man erreicht Menschen, die man im Gottesdienst nicht erreicht.“ Er erinnert sich an lange Gespräche. Oft waren es Menschen, die in ihrem Leben selbst einen Kreuzweg gegangen sind. „Nachdem man für diese öffentliche Kundgebung aber auch eine Genehmigung braucht, habe sich nun der Marktplatz als Standort angeboten“, nennt der Pfarrkoordinator die Hintergründe. Er sieht seine Aufgabe im Christ-sein in der Nachfolge Jesu. Und dieser war es, der zu den Menschen hinging. Er war auf öffentlichen Plätzen genauso anzutreffen wie in der Synagoge.

Schweigen

Um 15 Uhr, wenn die Glocken zur Todesstunde Jesu läuten, gibt es eine längere Schweigepause. Menschen gesellen sich dazu. Sie solidarisieren sich im Schweigen. Unterstützung bekommt Meindl aus allen Dornbirner Pfarreien. Letzten Freitag stand ihm Helga Rebenklauber (58), Pfarrkoordinatorin aus dem Oberdorf, zur Seite. „Wir zeigen nicht nur auf das Kreuz, sondern weisen auch auf den Ostersonntag hin. Dahinter leuchtet jene österliche Botschaft, die auf den Karfreitag folgt“, erklärt Rebenklauber, warum sie sich zur Verfügung stellt. „Durch die Kraft des Glaubens kann man mit Leid besser umgehen“, spricht sie aus eigener Erfahrung, als sie vor zwei Jahren Witwe wurde und eine Trauerphase durchlebt. „Wir wollen einfach da sein, wir drängen uns nicht auf und verteilen auch keine Folder“, erklärt Meindl abschließend, „und wenn wir am nächsten Freitagnachmittag wieder beim großen Holzkreuz am Marktplatz stehen, wissen es sicherlich einige mehr, was das Ganze soll“, lacht der Kirchenmann und freut sich auf weitere Gespräche unter freiem Himmel.

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