Auch in Klagenfurt wird der Turniersieg wohl über den als Enfant terrible geltenden Abwehrspezialisten Brink und den 2,00 m großen Blockgiganten Reckermann führen. Die Entwicklung zum Top-Duo können sich die Rheinländer, die bereits seit Saisonbeginn sehr stark aufspielen, selbst nicht so recht erklären. “Die Serie mit dem WM-Titel ist mehr, als wir uns erträumt hatten. Wir harmonieren nicht nur sportlich, sondern auch menschlich”, gab der 27-jährige Brink im Interview mit der APA – Austria Presse Agentur einen Erklärungsversuch.
Reckermann berichtet recht emotionslos über dem WM-Titel und analysiert betont sachlich. Es gebe noch Potenzial, das spätestens bis zu den Olympischen Spielen 2012 ausgeschöpft werden soll. “Es sind noch Verbesserungen möglich. Noch ist nichts perfekt. Wir haben eine Marke gesetzt, an der wir jetzt stets gemessen werden”, kommentierte das 30-jährige Muskelpaket den Erfolgslauf nüchtern.
Einer ihrer großen Pluspunkte sei ihre herausragende Fitness, die Grundlagen dafür legten sie im Winter in Brasilien. Mit deutschen Tugenden wie Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit haben sie sich, für viele unerwartet, gleich als Spitzenteam etabliert.
Auf dem Platz sticht der für Beach-Volleyball-Verhältnisse 1,86 m “kleine” Brink oftmals mit Extrovertiertheit und leichter Arroganz hervor. “Auf dem Feld kann man nicht nur mit guter Kinderstube überzeugen. Die Situationen, in denen ich komplett ausraste, sind aber schon seltener geworden. Es gibt Momente, wo ich denke, das hätte ich mir jetzt verkneifen können”, sagte der Leverkusener Brink mit einem Lachen. Abseits des Platzes sei das jedoch anders.
Er und sein Partner ergänzen einander auch dahingehend perfekt. “Ein Beach-Volleyball-Team sollte immer zwei Charaktere beinhalten”, meinte Brink. Reckermann hat nichts gegen die zeitweiligen Eskapaden seines Partners, sie hätten Spaß und der Erfolg spräche für sich. Sorgen macht dem Kölner jedoch die hohe Anzahl an absolvierten Spielen. “Wir waren bei jedem Turnier am Finaltag dabei. Man muss rechnen, dass wir deshalb mal Probleme bekommen. Aber die Erfolge helfen gegen die Müdigkeit”, erklärte Reckermann.
Auch mit ihren vorangegangenen Partnern hatten beide bereits zahlreiche Erfolge gefeiert, sie waren beide in den Top Vier der Weltrangliste. Den ganz großen Durchbruch schafften sie aber erst gemeinsam. “Wir haben nach Olympia die Chance gesucht und gefunden. Dass es kein Desaster werden würde, war anzunehmen, aber das Ausmaß des Erfolgs haben wir nicht erwartet”, betonte der Rotschopf Reckermann.
Das Turnier am Wörthersee lobte der Kölner für die perfekte Organisation und das tolle Publikum. “Hier ist die Stimmung immer toll, manchmal vielleicht auch ein wenig deutschlandfeindlich – Ich hab schon Cordoba-Rufe gehört”, merkte er an. Sein Mitspieler lobte den Grand Slam in Kärnten gleichfalls. “Hier gibt es dieses gewisse Event-Feeling mit der Mischung aus Sport, Disco und einem Open-Air-Beachbar-Gefühl”, meinte Brink.
Auf keinen Grünen Zweig kommen sie hingegen beim Thema Fußball. Bayer Leverkusen gegen den FC Köln – hier sind täglich Konflikte vorprogrammiert. “Jonas wohnt in einem Vorort von Leverkusen. Er weiß, dass er der beste Fußballer ist, den der FC Köln je hatte”, stichelte Brink in Richtung Reckermann. “Von Fußball hat er keine Ahnung. Leverkusen ist kein Ort, sondern ein Fabriksgelände. Viel Geld, aber keine Stimmung im Stadion. Wir haben Tradition und wahre Fans”, konterte der Kölner. Über Sticheleien gehen die Differenzen aber nicht hinaus, versicherten beide.
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