Die Feuerwehr musste unter Einsatz von schwerem Atemschutz in die 14 Kilometer lange Tunnelröhre vorrücken. Während 20 Bauarbeiter die Röhre schon bald unter Einsatz des sogenannten Rettungsshuttles – einer Diesellok mit unfallmedizinisch ausgestattetem Mannschaftstransportwagen – nach draußen transportiert wurden, galten noch acht Männer als vermisst. Sie wurden gegen 15.00 Uhr von den Feuerwehrleuten entdeckt und ebenfalls mit dem Shuttle ins Freie gebracht, wo sie gegen 15.45 Uhr ankamen. Verletzungen der Arbeiter waren vorerst nicht ersichtlich, schilderte ÖBB-Sprecher Christoph Posch. “Die Männer werden natürlich noch ärztlich untersucht”, sagte Posch.
Notstromaggregat fing Feuer
Der Brand war gegen 13.15 Uhr in der Nordröhre der Baustelle auf Höhe der großen Tunnelvortriebsmaschine ausgebrochen. Das Feuer scheint – nicht wie zuerst vermutet – von einer Trafostation, sondern von einem Notstromaggregat der Vortriebsmaschine ausgegangen zu sein, sagte Posch der APA. Das Großgerät selbst geriet nicht in Brand. Es stehe noch nicht fest, inwieweit die Maschine beschädigt wurde.
Am Einsatzort befanden sich fünf Feuerwehren mit rund 30 Kräften aus den Bezirken Deutschlandsberg und Voitsberg sowie das Rote Kreuz. Ein Trupp mit sieben Mann war mit Sauerstoff-Kreislaufgeräten unterwegs zu den im Rauch eingeschlossenen Personen, schilderte Pressesprecher Hans Jürgen Ferlitsch von der Freiwilligen Feuerwehr Deutschlandsberg.
Stichwort: Koralmbahn und Koralmtunnel
Die Koralmbahnstrecke wird derzeit zwischen Graz und Klagenfurt gebaut. Die Streckenlänge beträgt rund 130 Kilometer, davon führen 32,9 Kilometer durch den Koralmtunnel. Nach der für 2023 geplanten Gesamtinbetriebnahme soll die Fahrzeit zwischen der steirischen und der Kärntner Landeshauptstadt laut Webseite der Bundesbahnen (ÖBB) nur noch rund 45 Minuten statt knapp drei Stunden dauern.
Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h
Die Fahrzeit von Wien nach Klagenfurt wird sich demnach inklusive dem noch zu bauenden Semmeringbasistunnel von knapp vier Stunden auf rund 2:40 Stunden verkürzen. Von Graz nach Venedig wird mit einer Einsparung von bis zu vier Stunden gerechnet. Entlang der Neubaustrecke sind zwölf Bahnhöfe und Haltestellen geplant. Auf der durchgängig mindestens zweigleisigen Verbindung wird eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h möglich sein. Je nach Streckenabschnitt sollen nach der Fertigstellung 158 bis 256 Züge pro Tag verkehren.
Ostsee per Bahn mit Mittelmeer verbunden
Das 5,4 Milliarden Euro teuere Projekt ist die Verlängerung des transeuropäischen Korridors VI und damit Teil der international bedeutsamen Achse, die von Danzig über Warschau und Wien nach Triest, Venedig und Bologna führt. Damit ist die Ostsee per Bahn mit dem Mittelmeer verbunden.
Projekt nicht ganz unumstritten
Die Realisierungsvoraussetzungen für die nicht ganz unumstrittene Koralmbahn wurden Ende 2004 in einem Vertrag zwischen der Republik Österreich, den Bundesländern Steiermark und Kärnten und den ÖBB festgelegt. Im Februar 2005 wurde vom Verkehrsministerium der Verlauf der Trasse fixiert.
Der Koralmtunnel bildet neben dem Semmeringbasistunnel Neu das österreichische Schlüsselstück des Baltisch-Adriatischen Korridors. Er gliedert sich in das Baulos Koralmtunnel 1 (KAT1) vom Ostportal im steirischen Frauental bis in den Bereich Leibenfeld bei Deutschlandsberg. Das Baulos KAT2 führt von Leibenfeld bis zum Durchschlag zu den Baulosen KAT1 und KAT3 unter dem Berg über die Landesgrenze Steiermark-Kärnten. Das Baulos KAT3 führt vom Kärntner Westportal in Mitterpichling bei St. Paul in Lavanttal bis zum Durchschlag zum Baulos KAT2.
Nothaltestelle in der MItte der Röhren
Nach dem Baubeginn im Jahr 2008 erfolgte im März 2009 der offizielle Anschlag des Koralmtunnels auf steirischer Seite (KAT1). Genau zwei Jahre später wurde mit dem Bau von KAT2 begonnen. Der KAT3-Tunnelanschlag fand im Jänner 2014 statt. Die beiden Röhren verlaufen in einem Abstand von 40 Metern und haben alle 400 Meter eine Verbindung in sogenannten Querschlägen, die im Gefahrenfall als Fluchttunnel dienen. In der Mitte der Röhren wird sich eine Nothaltestelle befinden.
(APA)
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