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Barcelona - „Forza Barça“!

In der katalanischen Multi-Kulti Metropole trifft man Kolumbianer, Mexikaner, Inder, Chinesen, Spanier - und Katalanen.

Vor gar nicht allzu langer Zeit führte uns eine Kandidatin bei „Wer wird Millionär“ vor Augen, dass die Katalanen ein Völkchen für sich sind und sich äußerst ungern als Spanier bezeichnen lassen. Sie bestand bei Günther Jauch darauf, dass Sie Katalanin und nicht Spanierin sei.

Das geht sogar so weit, dass das katalanische Parlament in einem Statut behauptet, dass Katalonien keine Region, sondern eine Nation sei. Dieser ungemeine Nationalstolz ist vor allem in der Unterdrückung der Katalanen durch den ehemaligen spanischen Diktator General Franco begründet. Aber allen nationalistischen Tendenzen zum Trotz entwickelt sich Barcelona immer weiter in Richtung „Multi-Kulti Hauptstadt“ Spaniens.

Wandelt man einmal abseits der immer gut mit Touristen gefüllten Hauptstraße „Ramblas de Catalunya“, die im Übrigen hauptsächlich für die Vielzahl von Taschendieben berühmt ist, in das Stadtviertel Ravall, fühlt man sich in fremde Welten versetzt. Dies schlägt sich auch in der etwas ausgefalleneren Küche nieder. Probieren Sie zum Beispiel einmal das Angebot des „Ra“, das sich hinter der ebenfalls sehr sehenswerten Markthalle, dem „Mercat de la Boquería“, und rechts der Ramblas befindet. Hier werden interessant angerichtete Speisen mit exotischem Touch serviert. Falls Ihnen dieses sehr bunte und künstlerisch gestaltete Restaurant bekannt vorkommt – hier wurde der Erasmus-Klassiker „L’Auberge Espagnole“ gedreht.

Neben Einwanderern südamerikanischer Herkunft, insbesondere Kolumbianern, Mexikanern, Argentiniern und Kubanern, beherbergt der Stadtteil Ravall auch viele Marokkaner und Tunesier, aber auch Pakistanis, Inder, Afghanen, Chinesen und Koreaner. Überhaupt ist in Barcelona heutzutage so gut wie jede Nationalität der Welt vertreten. Dies zeigt sich nicht nur in der unglaublichen Vielfalt von Restaurants, Bars und Cafés, sondern auch bei Geschäften, Frisörsalons und Straßenmusikanten - die Gegend erinnert stark an das Londoner East End. Allerdings mit dem Unterschied, dass architektonische Kulturgüter, wie beispielsweise Gaudís „Casa Battló“ oder der „Palau de la Musica“ von hier aus in fünf bis zehn Minuten zu Fuß erreichbar sind.

Das Casa Battló gleicht eher einem Schiff, als einem Haus, da die Fenster an Bullaugen erinnern und sowohl innen wie auch außen die Farbe blau überwiegt. Ein Besuch in diesem leicht verwunschen anmutenden Kunstwerk lohnt sich mindestens genauso wie im weltbekannten Gaudí-Park „Parc Güell“. Der Musikpalast „Palau de la Musica“, Teil des Unesco Weltkulturerbes, wurde 1908 von dem katalanischen Architekt Lluís de Domenèch i Montaner erbaut. Eine Führung beschäftigt sich mit dem letzten Jahrhundert katalanischer Musikgeschichte. Von hier aus kann man das Ravall bequem mit der Bahn, die auf den Berg Monjuic führt, verlassen. Monjuic bietet einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt, von dem eigens für die Olympiade 1992 angelegten Strand Barceloneta bis hin zum Berg Tibidabo, dem anderen großen Aussichtspunkt Barcelonas.

Abends trifft man die ganze Bandbreite von „Barceloniken“ in der urigen Kneipe „La Oveja negra“ (U- Bahn Plaça Catalunya): von Erasmus Studenten über Touristen und Zugereiste bis hin zu den Einheimischen sitzen hier alle bei Sangria und Tapas zusammen. Für den landestypischen Cava geht man allerdings lieber in eine der „Xampanerias“, in denen man bei Verzehr von „bocadillos“ (Sandwiches) eine Flasche des leckeren Tröpfchens gratis dazu bekommt.

Besonders interessant ist die bunte Mischung an Kulturen und Sprachen auch in den für alle ausländischen Bewohner obligatorischen Katalanisch-Kursen. Diese werden von der Stadt Barcelona umsonst angeboten und sind für Arbeits- beziehungsweise Universitätsaufenthalte unabdingbar. Man erfährt, dass man als Deutscher eigentlich lieber Katalanisch als Spanisch lernen sollte, da sich Deutsch und Katalanisch sehr ähneln: zum Beispiel das Wort „blau“ heißt im Katalanischen genauso. Darüber hinaus scheint sich unsere Sprache auch manchmal so anzuhören, als hätten wir eine heiße Kartoffel im Mund. Die katalanische Aussprache fällt uns also leichter als die spanische. Gerade deshalb kann man jedem Urlauber nur empfehlen sich zumindest ein paar Worte Katalanisch anzueignen: „bon dia“ (guten Tag), „moltes gracies“ (vielen Dank) und „fins aviat“ (bis später). Damit lässt sich nämlich selbst dem grimmigsten, schlecht gelauntesten katalanische Kellner ein Lächeln entlocken.

Eine andere Gelegenheit mit den Katalanen ins Gespräch zu kommen ist über den Fußball – aber begehen Sie bloß nie den Fehler Real Madrid zu erwähnen. Nur so viel: „Forza Barça“…

Annika Schünemann

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